It’s the season: Der kreuzer-Klassiker im Dezember präsentiert »Anna and the Apocalypse«, das tiefschwarze britische Zombie-Weihnachts-Musical. »Shaun of the Dead« meets »Highschool Musical« – ein großer Splatter-Spaß mit schmissigen Songs und viel Kunstblut. Das wird ein Fest!
»kreuzer-Klassiker: Anna und die Apokalypse«: 19.12., Luru Kino in der Spinnerei
Film der Woche: Am Montag verliebt sich Abel. Dabei müsste der Gymnasiast eigentlich für die Abiturprüfung lernen. Aber der Stoff will nicht hinein in seinen Kopf. Nicht, dass sich Abel großartig anstrengen würde. Er ist jung und hängt lieber mit seinen Freunden in seiner Heimatstadt Budapest ab. Vor allem mit Janka. Denn in sie ist er heimlich verliebt. Gegenseitig stützen sie sich in den Vorbereitungen für die mündliche Prüfung. Doch während Janka mit wehenden Fahnen besteht, bekommt Abel keinen Ton heraus. Um sein Versagen vor seinem Vater zu kaschieren, erfindet er eine Geschichte: Sein Geschichtslehrer habe ihn seit dem letzten Elternabend ohnehin auf dem Kieker und er sei nur durchgefallen, weil er während der Prüfung einen Anstecker in den Farben der ungarischen Flagge trug. Die unbedacht ausgesprochene Lüge entwickelt sich alsbald zum nationalen Skandal, als eine junge Journalistin auf die Geschichte aufmerksam wird.
Pointiert und clever konstruiert Gábor Reisz seine satirische Komödie. Er zeigt die Ereignisse aus unterschiedlichen Perspektiven und zeichnet damit ein vielfältiges Bild der (Selbst)Wahrnehmung. Da ist Abel, der sich der Tragweite seiner Tat nicht so recht bewusst ist. Sein Vater, ein überzeugter Anhänger der rechtspopulistischen Fidesz-Partei, kommentiert den Untergang seines Landes mit Wut und Verbitterung. Der Leidtragende ist Abels Lehrer Jakob, der Job und Familie mehr schlecht als recht jongliert, weil er zu sehr von sich selbst eingenommen ist, um zu erkennen, dass alle anderen das Vertrauen in ihn längst verloren haben.
Sie sind die Darsteller in einem Zirkus, einem Ungarn unter der Regierung Viktor Orbáns, in dem sich die Gemüter in Windeseile erhitzen. Die Menschen sind unzufrieden mit der Situation in einem Land, wo ein Lehrer 500 Euro im Monat verdient und auch ein angesehener Architekt sich nicht mehr als eine dunkle 3-Zimmer-Mietwohnung leisten kann. Die Gesellschaft ist geteilt in Lager und die bestimmen die Meinungen. Jeder wähnt sich im Recht und bald geht es nicht mehr um die eigentliche Sache. Regisseur und Drehbuchautor Reisz zeigt eine Gesellschaft im Brennglas, in der das Politische ins Private hinein reicht. Damit bringt er die Polarisierung, die derzeit viele Gesellschaften in aller Welt bestimmt, auf den Punkt. Leidtragend sind die jungen Menschen, deren Erwachsenwerden immer auch mit einer politischen Positionierung einhergeht. Sie bekommen den Druck direkt zu spüren. Dabei wollen sie eigentlich nur jung und frei sein. All das fängt Gábor Reisz in seinem meisterhaften Film nachvollziehbar, menschlich und unglaublich unterhaltsam ein und erhielt dafür Preise in Venedig, Chicago und beim Münchener Filmfest.
»Eine Erklärung für alles«: ab 19.12., Luru Kino in der Spinnerei
Mumbai. Mehr als 28 Millionen Einwohner leben im Einzugsgebiet der indischen Metropole. Ein beispielloser Ameisenhaufen, in dem Autorin und Regisseurin Payal Kapadia ihren sanften Film ansiedelte. Die Kamera streift durch die Straßen, zeigt die Menschen, die hier ihr Glück versuchen und im Off ihr Schicksal schildern. Bis die Linse auf dem Gesicht von Prabha verweilt. Sie arbeitet als Krankenschwester, pendelt täglich heim zu der kleinen Wohnung, die sie mit ihrer Arbeitskollegin Anu bewohnt. Als ein Paket von ihrem im Ausland lebenden Ehemann ankommt, wirft das Prabhas Leben aus der Bahn. Anu versucht derweil einen Ort zu finden, an dem sie mit Shiaz allein sein kann. Das Problem: Er ist Moslem und sie Hindu. In ruhigen, poetischen Bildern erzählt Kapadia ihre Geschichte konsequent aus weiblicher Perspektive. Sie schildert, wie schwer es im Kastensystem der indischen Gesellschaft ist, sich zu verlieben und glücklich zu werden. Die flirrenden, poetischen Bilder von Kameramann Ranabir Das geben dem Film etwas traumgleiches. Die ruhige Grundstimmung steht im Kontrast zur quirligen Metropole und dem überbordenden Bollywood-Kitsch. Als erste indische Regisseurin erhielt Payal Kapadia eine Einladung in den Wettbewerb beim Filmfestival in Cannes. Dort wurde das berührende Werk mit dem zweitwichtigsten Preis geehrt, dem Großen Preis der Jury.
»All We Imagine as Light«: ab 19.12., Passage-Kinos
Weitere Filmtermine der Woche
The Navigator
USA 1924, R: Donald Crisp, Buster Keaton, D: Buster Keaton, Kathryn McGuire, Frederick Vroom, 59 min
Zwei verwöhnte Reiche sitzen auf einem leeren Passagierschiff fest. Auch tricktechnisch beeindruckende Actionkomödie von und mit Buster Keaton.
UT Connewitz, 25.12. 19:00 (Stummfilm live vertont, 112. UT Geburtstag)