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Kultur

Endlich Sommer

Die Kinostarts der Woche

  Endlich Sommer | Die Kinostarts der Woche  Foto: Martin Kiebeler

Wenn die ersten Klappstühle vor der mobilen Leinwand stehen, dann ist klar: Der Sommer ist da! In diesem Jahr eröffnet die Cinémathèque die Saison und flimmert schon im Mai ausgewählte Filme im Garten des Conne Island. Dreieinhalb Monate sattes Sommerkino mit Publikumslieblingen und Sonderformaten. Los geht es am 15.5. mit dem Klassiker der Tschechoslowakischen Neuen Welle »Tausendschönchen«. Eine Woche später ist das Sommerkino auf der Feinkost dran, eröffnet am 20.5. mit dem Dauerbrenner »Hütten sind für alle da«.

»2cl Sommerkino«: ab 15.5., Conne Island, Freisitz
»Sommerkino aus der Feinkost«: ab 20.5., Feinkost


Film der Woche: George Woodhouse (Michael Fassbender) ist ein britischer Elite-Agent. Eines Tages erhält er den höchst brisanten Auftrag, einen Verräter in den eigenen Reihen aufzuspüren, bevor dieser einen verheerenden Computervirus in Umlauf bringen kann. Man übergibt George eine Liste mit fünf verdächtigen Personen: Vier davon sind Freunde und Kollegen – die fünfte ist seine eigene Ehefrau Kathryn St. Jean (Cate Blanchett), die selbst zu den mächtigsten und vertrauenswürdigsten Mitarbeiterinnen der Organisation zählt. Auf einer Spur aus immer neuen Lügen und Geheimnissen kommt George seinem Ziel Stück für Stück näher – und mit jeder neuen Enthüllung scheint Kathryn weiter ins Visier zu geraten. Je näher er der scheinbar unvermeidlichen Wahrheit kommt, desto mehr muss er sich fragen, auf welcher Seite er steht – auf der seiner Frau oder der seines Landes. Spionagethriller von Regisseur Steven Soderbergh.

»Black Bag«: ab 15.5., Passage-Kinos, CineStar, Cineplex, Schauburg, Regina-Palast


Performing Gender heißt: ein Geschlecht auf die Bühne bringen. Wer breitbeinig rumsitzt, bequeme Hosen und kurze Haare trägt, stets eine Zigarette im Mundwinkel hängen hat und mit ausgreifenden Schritten durch die Welt läuft, als gehöre sie einem, ist ein Mann. Oder eine Burrnesha. In »wo/men« sagt eine Beteiligte, dass dieser Begriff eher jüngeren Datums ist, man vorher einfach von dem Mädchen sprach, das zu Hause bleibt. Im Gegensatz zu den Mädchen in den entlegenen Regionen Albaniens, die heirateten und bei ihrer Schwiegerfamilie einzogen. Das war damals, als Mädchen als Jugendliche verheiratet wurden, an Männer, die die Familie nach ihren Kriterien auswählte.

»wo/men« erzählt von einer Tradition, die vielleicht ihrem Ende entgegen geht, weil die Welt sich verändert hat und mit ihr Ehrvorstellungen ebenso wie Gesetze; die geschriebenen und die ungeschriebenen. Die Burrneshas, die im Film zu Wort kommen, sind alle nicht mehr jung. Aber jung waren sie, als entschieden wurde – oder sie selbst entschieden –, fortan keine Mädchen oder Frauen zu sein. Weil die Familie einen Sohn brauchte, zum Beispiel, weil sie selbst lieber bei ihrer Familie bleiben wollten oder weil sie es aus anderen, eher nebulös bleibenden Gründen richtig fanden. Mit den männlichen Privilegien geht ein Eid einher, eine Verpflichtung nämlich zum Zölibat.

Das zeigt »wo/men« in ruhigen, wirkungsvollen Bildern, die den Burrneshas, ihren Geschichten und ihrem Lebensumfeld viel Raum geben, inklusive Besuchen beim Friseur oder beim Herrenausstatter. Wo die Tradition herstammt und in welchen Teilen des Balkans sie bekannt ist oder war, wird nicht erklärt; so wie überhaupt wohltuend wenig erklärt und noch weniger bewertet wird. Ob das Konzept Burrnesha ein guter Deal ist – für die einzelne Person und im gesamtgesellschaftlichen Blickwinkel –, wäre so eine Frage, die sich debattieren ließe. Die Antwort müssen die Zuschauerinnen und Zuschauer selbst finden. FRANZISKA REIF

»wo/men«: ab 15.5., Kinobar Prager Frühling, Schaubühne Lindenfels, 18.05. 13:00, Passage-Kinos

 


Jia Zhang-Ke (»Asche ist reines Weiß«) macht mit seiner assoziativen, freien Erzählweise die großen kulturellen und gesellschaftspolitischen Veränderungen Chinas in den letzten 20 Jahren sensibel erfahrbar. Ohne viel Worte, aber mit einer präzisen, zeittypischen musikalischen Begleitung entsteht so ein emotionales und impressionistisches Bild eines Landes im Umbruch.

»Caught by the Tides«: Luru-Kino in der Spinnerei, Passage-Kinos

 

Weitere Filmtermine der Woche

12 Monkeys
USA 1995, R: Terry Gilliam, D: Brad Pitt, Bruce Willis, Madeleine Stowe, 125 min

Basierend auf einem Kurzfilm von Chris Marker (»La Jetteé«, 1962) erzählt Terry Gilliam seine Zeitreise in eine albtraumhafte Zukunft, glänzend besetzt mit Bruce Willis und Brad Pitt.

Luru-Kino in der Spinnerei, 15.05. 19:00 (kreuzer-Klassiker mit einer Einführung von Lars Tunçay)
 

The Story Told By Shostakovitchʼs Wife
RUS 2022, Dok, R: Yelena Yakovich, 105 min

Der Film erzählt die Geschichte Schostakowitschs aus der Perspektive seiner Ehefrau Irina Antonowna Schostakowitsch, basierend auf einem der seltenen Interviews mit der Witwe Schostakowitschs.

Gewandhaus, 16.05. 22:30 (Schostakowitsch Festival)


Sieben Tage
D 2024, R: Ali Samadi Ahadi, D: Vishka Asayesh, Majid Bakhtiari, Tanaz Molaei, 113 min

Maryam ist eine Menschenrechtsaktivistin aus dem Iran und im berühmt-berüchtigten Evin-Gefängnis eingekerkert. Ihre Familie plant für sie die Flucht über die Grenze in die Türkei und weiter nach Deutschland.

Passage-Kinos, 15.05. 18:00 (Premiere mit Gästen)


4
D/I/Ö, Dok, R: Daniel Kutschinski

Dokumentation über die Musiker des französischen Streichquartetts Quatuor Ebène. Die vier Männer sind nicht nur Kollegen, sondern auch beste Freunde. In diesem Film werden sie auf einer Italientournee begleitet.

Passage-Kinos, 18.05. 11:00 (OmU)


Shorts Attack: Cannes Shorts

Die besten Kurzfilme aus dem Wettbewerb des letztjährigen Cannes-Filmfestivals.

UT Connewitz, 17.05. 20:00


28 Days Later

Bemerkenswerter Genrebeitrag von Danny Boyle, der hier erneut mit dem Autor Alex Garland ("The Beach") zusammenarbeitet.

Cinestar, 21.05. 20:15, Cineplex, 21.05. 20:30, Regina-Palast, 21.05. 21:00


All eure Gesichter
F 2023, R: Jeanne Herry, D: Adèle Exarchopoulos, Leïla Bekhti, Dali Benssalah, 118 min

Französisches Drama, in dem Opfer erneut auf ihre Täter treffen − im Rahmen eines 2014 eingeführten Wiedergutmachungsverfahrens.

Ost-Passage-Theater, 21.05. 20:00 (OmU)
Cinémathèque, 22.05. 19:30 (mit Diskussion, OmU)


Barbara Morgenstern und die Liebe zur Sache
D 2024, Dok, R: Sabine Herpich, 109 min

Porträt der Pionierin des lyrischen Elektro-Pop und ihrem kreativen Prozess.

Kinobar Prager Frühling, 22.05. 18:00 (mit Filmgespräch und anschließendem Konzert in Ilses Erika)


Zwischen den Kulturen

Die neunte Ausgabe der Kurdischen Filmtage beginnt im Ost-Passage-Theater am 14.5. mit dem Film »Aprilkinder«, dem Porträt einer Generation zwischen zwei Kulturen, und einem Podiumsgespräch im Anschluss. Im Anschluss sind im Cineding sechs Kurz-, Dokumentar- und Spielfilme kurdischer Filmemacherinnen und Filmemacher zu sehen. Dazu gibt es »Mond«, das Porträt einer Kämpferin, von der kurdisch-österreichischen Regisseurin Kurdwin Ayub regulär im Programm.

»Kurdische Filmtage«: 14.5., Ost-Passage-Theater, 15.-17.5., Cineding


Cuckoo
USA/D 2024, R: Tilman Singer, D: Hunter Schafer, Dan Stevens, Marton Csokas, 102 min

Luru-Kino in der Spinnerei, 21.05. 21:15 (OmU, Tilman-Singer-Doppel zusammen mit »Luz« um 19 Uhr)


Der Graf
USA 1916, R: Charlie Chaplin, D: Charlie Chaplin, Eric Campbell, Edna Purviance, 24 min

Schneidergeselle Charlie verliert seinen Job, als er einem Kunden beim Bügeln ein Loch in die Hose brennt und landet auf einer Gesellschaft bei Fräulein Geldsack und einem falschen Grafen.

Neustädter Markt, 22.05. 21:30 (Wanderkino mit Live-Klavierbegleitung)


Der Zauberberg
CH 2024, Dok, R: André Schäfer, Tabea Sperl, 53 min

Literatur- und Medizinhistorikerinnen, Historiker und die Übersetzerin des Romans beleuchten den düster-bunten Kosmos des Zauberbergs – und zeigen, wie uneinholbar modern und aktuell der Roman geblieben ist.

Haus des Buches, 20.05. 20:30 (Arte-Filmvorführung)


Die Körperfresser kommen
USA 1978, R: Philip Kaufman, D: Donald Sutherland, Jeff Goldblum, Leonard Nimoy, 115 min

Ein außerirdischer Organismus entwickelt seelenlose Doppelgänger von Menschen und hat bereits Teile der Gesellschaft durch Kopien ausgetauscht. Remake des Horror-Klassikers »Die Dämonischen« von Don Siegel aus dem Jahr 1955.

Passage-Kinos, 22.05. 20:30 (OmU, Passagen Werke Alien Invasion)


Igor Zupe − Drei Filme des slowenischen Filmemachers
SLO 2017-21, R: Igor Zupe

Drei Kurzfilme über die slowenische Gruppe Laibach, die damit verbundene Bewegung Neue Slowenische Kunst (NSK) und das Künstlerkollektiv IRWIN.

Cinémathèque, 21.05. 19:30 (mit Regiegespräch, OmeU)


Lesvia
GR 2024, Dok, R: Tzeli Hadjidimitriou, 78 min

Seit den 1970er Jahren ist die griechische Insel Lesbos zu einem Zufluchtsort für Lesben aus aller Welt. Im Küstendorf Eressos, dem Geburtsort der antiken Dichterin Sappho, entstand über die Jahrzehnte eine lebendige Gemeinschaft, in der Frauen offen und frei leben und lieben konnten.

Kinobar Prager Frühling, 17.05. 19:00 (OmU)


Mein Platz ist hier
I/D 2024, R: Cristiano Bortone und Daniela Porto mit Ludovica Martino und Marco Leonardi, 107 Min.

Nach dem zweiten Weltkrieg wartet die 17-jährige alleinerziehende Marta auf die Rückkehr ihres Verlobten Michele. Als dieser nicht auftaucht, wird sie einem älteren Bauern versprochen und lernt bei den Hochzeitsvorbereitungen den offen schwul lebenden Hochzeitsplaner Lorenzo kennen, der sie ermutigt, ihre Rechte als Frau zu erkämpfen.

Passage-Kinos, 15.05. 15:00 (OmU), 17.05. 18:00 (OmU), 20.05. 13:45 (OmU)


Milen
BUL 2025, Dok, 108 min

Dokumentarfilm über Milen Tsvetkov vor dem Hintergrund der historischen Veränderungen in Bulgarien für den Journalismus und die Medien nach 1989.

Kinobar Prager Frühling, 18.05. 17:00 (OmeU)


Oppenheimer
GB/USA 2023, R: Christopher Nolan, D: Cillian Murphy, Emily Blunt, Matt Damon, 180 min

Christopher Nolan porträtiert J. Robert Oppenheimer und seinen Weg zur Atombombe.

Moritzbastei, 21.05. 20:00 (Moritzkino)


Silent Running − Lautlos im Weltraum

Zivilisationskritische Science-Fiction über eine einsame Weltraumstation, in der neue Vegetationen kultiviert werden sollen, um das Erbe der unbewohnbar gewordenen Erde zu bewahren. Regiedebüt von Douglas Trumbull, der zuvor bereits als Experte für Spezialeffekte berühmt wurde - unter anderem für Stanley Kubricks »2001 - Odyssee im Weltraum«.

Cinémathèque, 20.05. 19:30 (Reihe »Viele Morgen«, OmU)


Taxi Lisboa
D 1996, Dok, R: Wolf Gaudlitz, 84 min

Tag für Tag lenkt ein bald 94-jähriger Taxifahrer sein Oldsmobile durch die engen Gassen Lissabons, wo er auf die sonderbarsten Gestalten trifft.

Schaubühne Lindenfels, 18.05. 18:30 (OmU, Retrospektive Wolf Gaudlitz), 21.05. 19:00 (OmU, Retrospektive Wolf Gaudlitz)


Testimony
GB 1988, R: Tony Palmer, D: Ben Kingsley, Sherry Baines, Magdalen Asquith, 157 min

Biopic über den russischen Komponisten Dmitri Schostakowitsch (1906-1975) und sein Leben unter Stalin.

Gewandhaus, 23.05. 21:30 (Schostakowitsch Festival)


The Hill Where Lionesses Roar
KOS 2021, R: Luàna Bajrami, D: Flaka Latifi, Urate Shabani, Era Balaj, 83 min

Drei Teenager-Mädchen im Kosovo bilden eine kleinkriminelle Bande, während sie ungeduldig auf ihre Gelegenheit warten, zur Universität zu gehen und der Langeweile ihres Lebens zu entkommen.

Schaubühne Lindenfels19.05. 19:00 (OmeU, Soirée cinéma)


The Last Picture Show
USA 1971, R: Peter Bogdanovich, D: Jeff Bridges, Ellen Burstyn, Randy Quaid, 121 min

Exzellent gestaltete, nostalgische Geschichte einer Gruppe junger Leute in einer texanischen Kleinstadt der 50er-Jahre.

Bibliotheca Albertina, 21.05. 19:00 (New Hollywood)


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