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»Ich bin hier noch nicht fertig«

Alicia Müller kümmert sich ehrenamtlich um Social Media bei der Kippe

  »Ich bin hier noch nicht fertig« | Alicia Müller kümmert sich ehrenamtlich um Social Media bei der Kippe  Foto: Christiane Gundlach


Für die Menschen, die die Kippe verkaufen, tritt sonst niemand ein. Aber hier ziehen alle an einem Strang«, begeistert sich Alicia Müller für die Arbeit der Straßenzeitung. Die 27-Jährige erzählt gern, gestikuliert und lacht viel dabei. Seit sieben Jahren betreut sie ehrenamtlich die Social-Media-Accounts der Kippe. Dass sie dem Magazin so lange verbunden bleiben würde, hatte sie nicht erwartet. Eigentlich suchte sie nur ein Praktikum im Journalismus, um für ein entsprechendes Studium zugelassen zu werden. Doch aus den geplanten sechs Monaten bei der Kippe wurden neun: »Ich konnte mich einfach nicht trennen.« Nicht nur journalistisch, sondern auch menschlich sei ihr viel mitgegeben worden und sie habe sich mit der Zeit im Team wie in einer kleinen Familie gefühlt.

Mit dem Journalismus-Studium hat es dann nicht geklappt, aber ihren Traum, im Journalismus zu arbeiten, hat Müller sich trotzdem erfüllt: als Autorin in der Online-Nachrichtenredaktion von MDR aktuell. Man merkt ihr an, dass sie sich nicht so leicht unterkriegen lässt. Sie strahlt Selbstbewusstsein aus, spricht überlegt, klar und bestimmt.

Am liebsten wäre sie nach dem Praktikum bei der Kippe geblieben, sagt sie heute, doch wie so oft bei sozialen Projekten sei das finanziell nicht drin gewesen. »Ich wollte die Kippe aber auf jeden Fall weiterhin unterstützen.« Schon während des Praktikums sei ihr klar gewesen: »Wir brauchen Social Media. Gerade für die jungen Leute, die sind sowieso mehr am Handy.« Facebook und Instagram versteht sie als »Lautsprecher«, die die Menschen hinter der Kippe näherbringen können.

Zu jedem Monatsanfang schaut sich Müller die neue Ausgabe genau an und wählt, was sich am besten online präsentieren lässt. Auf Instagram hat die Kippe inzwischen rund 1.500 Followerinnen und Follower – für ein lokales Magazin, das vor allem auf der Straße stattfinde, sei das nicht schlecht. »Es geht ums Sehen und Gesehen werden.« Die Kanäle seien wie ein Werbeplakat, das einmal im Monat erneuert wird. »So erinnern sich die Leute: ›Ach, die Kippe gibt es ja auch noch‹ und kaufen sich die aktuelle Ausgabe.«

Dem Straßenmagazin ist es auch zu verdanken, dass Müller nicht aus Leipzig weggezogen ist – ein Gedanke, mit dem sie zuvor oft gespielt hatte. »Durch das Praktikum ist Leipzig für mich noch mal vielfältiger geworden«, erzählt sie. Während des Germanistik-Studiums habe ihr Leben hauptsächlich zwischen Uni-Campus und Albertina stattgefunden. »Aber durch die Kippe bin ich mit so vielen Menschen ins Gespräch gekommen, die ich sonst nie kennengelernt hätte. Diese Begegnungen haben mich verändert – als Mensch und in dem, was mir wichtig ist. Mir wurde klar: Ach, hier lebe ich, und das gibt es hier alles.« Deshalb möchte sie auch nach zehn Jahren in Leipzig bleiben. Und auch in Zukunft ihr Ehrenamt ausüben: »Ich bin hier noch nicht fertig und ich habe nicht vor, der Kippe den Rücken zu kehren.«


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