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Kultur

Murrayliebe

Die Kinostarts der Woche

  Murrayliebe | Die Kinostarts der Woche  Foto: Columbia Pictures Industries


Die Passage widmet Bill Murray im Juni eine Retrospektive. Anlass ist der neue Wes Anderson »Der Phönizische Meisterstreich« – schließlich gehört Murray zum Ensemble jedes neuen Films des Regisseurs, so auch bei »Die Tiefseetaucher«, den die Passage ebenfalls zeigt. Ebenso wie den Klassiker »... und täglich grüßt das Murmeltier«, in dem Murray als mürrischer Moderator glänzt, der ins langweilige Provinzkaff Punxsutawney in Pennsylvania geschickt wird und dort in einer Zeitschleife landet. Die Kult-Komödie von Harold Ramis (»Ghostbusters«) kann man wirklich immer und immer wieder sehen. Wie sowieso alles mit Murray!

»Die Tiefseetaucher«: 12.06. 20:30 Uhr, Passage-Kinos (OmU)

»... und täglich grüßt das Murmeltier«: 08.06. 18 Uhr, Passage-Kinos (OmU)


Film der Woche: Niklas sitzt mit Erzieherin Antje am sommerlichen See. Es ist ein Abschied, aber nicht für immer. »Ich werd Sie sowieso nochmal besuchen kommen, mit Kuchen.« Fünf Jahre hat Niklas in der Wohngruppe gelebt, gelacht und manchmal auch geweint. Kelvin hat wie jedes der Kinder viele Gesichter: Mal knuddelig beim Ausblasen eines Straußeneis, mal aggressiv wie bei seiner Schimpfkaskade im Bus. Die Kamera hält all das fest, die schönen ebenso wie die stressigen Momente. Der Film folgt Kelvin und Niklas bei ihrem Ringen um Liebe, aber auch dem Betreuerteam im alltäglichen Kampf mit Traumata, Enttäuschungen, Behörden und Eltern, die teils selbst enorme Last auf ihren Schultern tragen.

Rund 200.000 junge Menschen wachsen in Deutschland außerhalb der eigenen Familie in Wohngruppen und Pflegefamilien auf. Die stationäre Kinder- und Jugendhilfe ist dabei für viele mehr als nur eine Ersatzfamilie. Regisseur Daniel Abma hat die Bewohnerinnen und Bewohner einer Einrichtung mit der Kamera begleiten. Mit behutsamem Vorgehen gelingt es ihm, die Emotionen der beteiligten Personen und die Stimmung vor Ort spürbar zu machen, obwohl das Thema sensibel, die Protagonisten besonders schutzbedürftig sind. Ein ergreifendes Gesamtbild mit spannenden Einblicken, das die menschlichen Dramen authentisch erfasst, ohne dabei die Hoffnung zu verlieren. Dafür wurde „Im Prinzip Familie“ beim Dok Leipzig im vergangenen Jahr mit drei Preisen ausgezeichnet. Dort feierte bereits Abmas Erstling »Nach Wriezen« über die schwierige Resozialisierung straffällig gewordener Jugendlicher, seine Premiere. Mit »Prinzip Familie« schließt sich ein Kreis, denn einige der Kinder der ehemaligen Häftlinge sind nun selbst in Jugend-Einrichtungen wie dieser gelandet.

»Im Prinzip Familie«: ab 5.6., Passage-Kinos, am 6.6., 20 Uhr in Anwesenheit des Regisseurs


Auf über 140 Bildern und 700 Zeichnungen ist sie angezogen oder nackt zu sehen, die Muse seines Lebens: Marthe de Méligny. Als Pierre Bonnard ihr zum ersten Mal begegnet, ist sie zuerst nur eine von vielen jungen, hübschen Frauen, die für den aufstrebenden Maler Modell stehen. Doch zwischen den beiden entwickelt sich eine stürmische Liebesbeziehung, die der Regisseur Martin Provost (»Séraphine«) über vier Jahrzehnte hinweg erzählt. Pierre lässt auch im Laufe ihrer Beziehung nicht von anderen Frauen ab. Die resolute Marthe leidet zunächst darunter, findet dann aber ihren eigenen Weg, sich mit der Situation zu arrangieren. Provost zeigt sie auch als eigenständige Künstlerin, deren Bilder stets im Schatten der Arbeiten ihres Mannes standen. Cécile de France und Vincent Macaigne spielen die komplizierte Beziehung mit Leidenschaft. »Die Bonnards« ist die Geschichte einer großen Liebe, die bei allen Zerwürfnissen im Zentrum ihrer gemeinsamen Geschichte steht. Guillaume Schiffman, oscarnominiert für seine kunstvollen Schwarzweiß-Aufnahmen in »The Artist«, fasst die Chronik einer Liebe in die kräftigen, farbenprächtigen Bilder des Sommers, untermalt von der wundervollen Musik des verstorbenen amerikanischen Komponisten Michael Galasso, dessen Musik schon den Filmen von Wong Kar-Wai (»In the Mood for Love«) Stil verlieh.

»Die Bonnards«: ab 5.6., Passage-Kinos, Schauburg


»Drei Haselnüsse für Aschenbrödel« ist nicht nur bei uns zum Weihnachtsklassiker avanciert. Dessen Look huldigt diese norwegische Neuinterpretation des Grimm’schen Märchens zeitweise, doch ein hübscherFamilien-Fantasyfilm ist das beeindruckende Debüt von Emilie Blichfeldt ganz sicher nicht! Vielmehr hat sich die Regisseurin und Drehbuchautorin die jahrhundertealte Vorlage geschnappt, durch den Fleischwolf gedreht und den Fokus weg vom hier gar nicht so netten Aschenputtel und hin zu einer der beiden Stiefschwestern gelegt. Die von Lea Myren uneitel verkörperte Heranwachsende namens Elvira ist das hässliche Entlein ihrer kleinen Familie, die die ehrgeizige Mutter durch eine zweite Ehe absichern wollte. Doch den betagten neuen Gatten rafft es schnell dahin und außerdem hat er nicht das erhoffte Vermögen hinterlassen, sodass Elvira es nun richten soll. Um sie für den Brautschauball des attraktiven Prinzen Julian begehrenswert zu machen, führt der windige Dr. Esthétique Schönheits-OPs an ihr durch und auch sie selbst unterzieht sich allerlei obskuren Livehack-Prozeduren, mit grausamsten Folgen. Die wurden unverkennbar vom Werk des Body-Horror-Papstes David Cronenberg inspiriert: Augenspritzen, Fußverstümmelungen und Bandwurmei-Einnahme dienen als Metaphern für die Schwächen und Dilemmata der Protagonistin und verweisen zudem auf Themen wie Klassenunterschiede und Schönheitswahn. PETER HOCH

»The Ugly Stepsister«: ab 5.6., CineStar, Passage-Kinos, Regina-Palast


Dirigent Jean und Pianistin Helene leben für Noten und Töne und ihr neugeborenes Baby. Finanziell sind eher Molltöne angesagt. Ihrer Vermieterin Klara hingegen geht es derartig gut (oder schlecht), dass sie dem idealistischen Paar plötzlich die Miete erlässt, ihre Sachen verschenkt, das sechsstellige Konto auflöst und kurzerhand aufs Dach zieht. Psychotische Phase, spirituelle Einkehr oder einfach nur Flucht nach oben? Währenddessen geht es weiter bergab mit den Musikern: Sie kämpft mit ihren Erwartungen und denen ihrer Eltern, bei seinen Konzerten bleiben zu viele Sitze leer, seine Stelle fällt in der nächsten Spielzeit weg. Schließlich scharen sich die Jünger um Klara, deren Abkehr von der konsumfixierten Mainstream-Gesellschaft als Trend gehyped wird, ehe auch Gegner und Psychiater auflaufen. Kommt es zum großen Paukenschlag – oder eher zum Piepen? Die Musik spielt nicht nur thematisch die erste Geige, sondern wird auch teils experimentell oder konträr auf die fein komponierten Bilder gestreut. Anatol Schusters Film wirkt teilweise eher wie eine Meditation über Akustik, Sinn und den Wert von Mensch und Ding. Diese freie Komposition reißt viele Themen und Szenen an, lässt den Zuschauer aber auch etwas mäandern zwischen pseudointellektuellen Weisheiten und einem althergebrachten Aussteiger-Narrativ, dem kaum eine neue Note entlockt wird. MARKUS GÄRTNER

»Chaos und Stille«: ab 5.6., Kinobar Prager Frühling, Passage-Kinos


Weitere Filmtermine der Woche

Die Katze
D 1988, R: Dominik Graf, D: Götz George, Ralf Richter, Heinz Hoenig, 118 min

Bemerkenswerter und hochspannender Thriller um einen Bankraub mit Geiselnahme, bei dem die Gangster der Polizei immer wieder aufs Neue einen Schritt voraus sind.

Cineding, 05.06. 19:15 (Reihe Grenzgänger)


Blinder Fleck
D 2024, Dok, R: Liz Wieskerstrauch, 80 min

Ein Blick auf die Mechanismen im Hintergrund von ritueller Gewalt.

Passage-Kinos, 05.06. 20:30 (Premiere in Anwesenheit der Regisseurin)

Die sechste Generation
Dok, R: Jasmin Bojahr

Der Dokumentarfilm gewährt einzigartige und zeitgenössische Einblicke in Ahnenkult, Naturverehrung und Heilkunst im mongolischen Schamanismus.

Grassi-Museum für Völkerkunde, 06.06. 16:00


Siccin 8
TRK 2025, R: Alper Mestçi, D: Fatih Gülnar, Melike Balçık, Gönül Ürer, 104 min

Achter Teil der erfolgreichen türkischen Horrorfilmreihe „Siccîn“.

Cinestar, 06.06. 22:30


Das Phantom der Oper
USA 1925, R: Rupert Julian, D: Lon Chaney, Norman Kerry, Mary Philbin, 93 min

Die erste Verfilmung des Gruselromans von Gaston Leroux wird von Studierenden des Kirchenmusikalischen Instituts an der Orgel begleitet.

Musikinstrumentenmuseum der Universität Leipzig, 06.06. 11:00 (WGT-Special)


Xylobionta – die verborgene Welt der holzbewohnenden Käfer
D 2023, Dok, R: Thomas Quanter, 40 min

Der Dokumentarfilm enthüllt die faszinierende Welt der holzbewohnenden Käfer, die eng mit dem Totholz der Wälder verbunden sind.

Kinobar Prager Frühling, 07.06. 17:00 (mit Regiegespräch, Umwelttage)


Des Teufels Bad
A/D 2024, R: Severin Fiala, Veronika Franz, D: Anja Plaschg, David Scheid, Maria Hofstätter, 121 min

Das verstörende, aber auch etwas langatmig erzählte Sittengemälde skizziert das Leben einer in die Depression driftenden jungen Frau Mitte des 18. Jahrhunderts in Oberösterreich.

Passage-Kinos, 09.06. 11:00 (WGT-Special, OmU)


Attack the Block
GB/F 2011, R: Joe Cornish, D: John Boyega, Alex Esmail, Leeon Jones, 87 min

Ein Gruppe krimineller Teenager verteidigt ihr Londonder Viertel vor Außerirdischen. Genialer Mix aus Horror und SciFi, Komödie und Sozialdrama.

Passage-Kinos, 09.06. 20:30 (mit Einführung, OmU, Passagen Werke Alien Invasion)


Bird
F/GB/USA/D 2024, R: Andrea Arnold, D: Barry Keoghan, Franz Rogowski, Nykiya Adams, 118 min

Bailey und sein Bruder Hunter wachsen in prekären Verhältnissen auf. Neben Gewalt und Verwahrlosung bleibt trotzdem die Hoffnung, dass noch so etwas wie eine Familie entstehen kann.

Ost-Passage-Theater, 11.06. 20:00 (OmU)


Dan Da Dan: Evil Eye
J 2025, R: Fuga Yamashiro, Abel Góngora, 93 min

Der Film zur Serie besteht aus den ersten drei Episoden der zweiten Staffel von »DAN DA DAN« sowie Bonusmaterial.

Cinestar, 10.06. 20:15 (OmU)

Pokłosie/Aftermath
PL 2012, R: Władysław Pasikowski, D: Ireneusz Czop, Jerzy Szymkiewi, Wojciech Walasik, 107 min

Ein Mann kehrt in seine Heimat zurück, nachdem der Tod seines Vaters ein neues Licht auf das Schicksal der jüdischen Bewohner seines Dorfes wirft.

Passage-Kinos, 11.06. 18:00 (mit Nachgespräch, OmeU)


QRT: Zeichen, Zombie, Teqno – Ein Nekrolog
D 2024, Dok, R: Manuel Stettner, 97 min

Dokumentarfilm über Qrt, den Autor Konradin Leiner – eine ver­dich­tete Exi­stenz der 90er Jahre in Berlin, schlaf- und ziel­los.

Kinobar Prager Frühling, 13.06. 19:00 (Premiere mit Gästen)


Restart
EGY 2025, R: Sarah Wafiq, D: Tamer Hosny, Hana Al Zahed, Bassem Samra,, 120 min

Mohamed, ein bescheidener Handytechniker, träumt davon, Afaf zu heiraten, eine Kleininfluencerin. Um sich ihre gemeinsame Zukunft leisten zu können, tun sie sich mit ihren schrägen Familien zusammen und versuchen im Internet berühmt zu werden

Cineplex, 06.06. 20:30 (OmeU)

... und täglich grüßt das Murmeltier
USA 1993, R: Harold Ramis, D: Bill Murray, Andie MacDowell, Chris Elliott, 101 min

In der Kult-Komödie reist ein mürrischer Moderator in ein langweiliges Provinzkaff und wird dort in einer Zeitschleife gefangen.

Passage-Kinos, 08.06. 18:00 (OmU, Retrospektive Bill Murray)


Die Tiefseetaucher
USA 2003, R: Wes Anderson, D: Bill Murray, Cate Blanchett, Willem Dafoe, 114 min

Wes Andersons wundervolle Hommage an Jacques Cousteau. Feucht-fröhliche Fahrt mit trockenem Humor und Starensemble.

Passage-Kinos, 12.06. 20:30 (OmU, Retrospektive Bill Murray)


Mamma Mia!
USA/GB/D 2008, R: Phyllida Lloyd, D: Meryl Streep, Amanda Seyfried, Pierce Brosnan, 110 min

Die Filmadaption des ABBA-Musicals ist für Fans ein Muss.

Cinestar, 11.06. 19:45 (CineLady Special)


Sorbische Kurzfilme

Mehrere Kurzfilme sorbischer Filmemacher*innen.

Cinémathèque, 13.06. 19:00 (Deutsch und Sorbisch mit Regiegespräch)


Watermarks
IL/USA/A/F 2004, Dok, R: Yaron Zilberman, 77 min

65 Jahre, nachdem sie aus Österreich flohen, um den Nazis zu entkommen, kehrt eine Gruppe von Schwimmerinnen des jüdischen Schwimmclubs Hakoah Vienna nach Wien zurück.

Passage-Kinos, 11.06. 18:00 (Filmreihe Rückkehr 80 Jahre Kriegsende, mit Filmgespräch, OmeU)


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