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Kultur

Rappen für Anfänger

Der KV Leipzig lädt zum Rap-Workshop. Auch unser Autor Martin Burkert versucht sich am Mic

  Rappen für Anfänger | Der KV Leipzig lädt zum Rap-Workshop. Auch unser Autor Martin Burkert versucht sich am Mic  Foto: Martin Burkert


Es ist doch stets etwas Feines, wenn sich privates und berufliches Interesse ergänzen und so folge ich dem Ruf unseres Musikredakteurs, einen Rap-Workshop zu besuchen, nur zu gerne. Im Rahmen der vom Verein für Zeitgenössische Kunst Leipzig (Kunstverein) veranstalteten Ausstellung »You Wanna Rap?« findet dieser unter dem Namen »Rap deinen Einkaufszettel« in den Räumen des Kunstvereins in der Kolonnadenstraße statt und wird von der Künstlerin Branka Čolić veranstaltet. Die Kolonnadenstraße ist gut besucht, junge Szenemenschen sitzen auf Bordsteinen und Freisitzen. Es herrscht geschäftiges Treiben, da zeitgleich auch die Cosmic Comic Convention SnailEye aufgebaut wird. Vor dem Kunstverein trinkt Branka noch eine Limo zusammen mit Doris, einer Workshopteilnehmerin, die Rap schon länger hört als wir alle, wie sie während der Vorstellungsrunde schelmisch erwähnt.

Juness Beshir, der Kurator der Ausstellung, die seinen Abschluss im Programm »Kulturen des Kuratorischen« der HGB Leipzig darstellt und noch bis zum 21.06. zu sehen ist, heißt uns herzlich willkommen und bietet charmant Getränke an, die er später ebenso charmant abkassiert. Nachdem alle Teilnehmenden anwesend sind und sich kurz einander vorgestellt haben, beginnen die Aufwärmübungen: Auf bekannte Hip-Hop-Songs sprechen wir Bestandteile unserer Einkaufszettel wie etwa Sojahack, Tahini und Aubergine und klopfen uns zur Unterstützung gegenseitig einen 4/4-Takt. Sofort kommen Freude und Energie auf und etwaige Hemmungen, vor einer unbekannten Gruppe Gemüsearten zu rappen, fallen.

Thematisch passend werden vegetarische Pizzen bestellt und es kommt Proberaumatmosphäre auf. Als nächste Übung suchen wir uns zwei Begriffe unserer Einkaufsliste aus, schreiben das Alphabet auf einen großen Zettel und versuchen, zu jedem Buchstaben einen Reim auf die gewählten Begriffe zu finden. Diese dürfen dem Genre angemessen auch gerne »unrein« sein, zum Beispiel Passata auf Vater oder Supermarkt auf Glutamat - phonetische Ähnlichkeit lautet das Stichwort.

Mit den gefundenen Reimen und der gelockerten Zunge geht es an das anvisierte Ziel des Workshops: Vier Bars und eine Hookline. Was nach einer Angelsehne auf Kneipentour klingt, sind Fachbegriffe im Rap: Bars sind Takte und eine Hookline ist eine besonders eingängige Zeile, in der Regel auch bereits der Refrain. Das Ganze sieht dann etwa so aus:

»Ratatapeng, Hunger schlägt zu derbe hart,

ich renn durch die Gäng vom Supermarkt.

Mein Budget beschränkt, Appetit auf Glutamat,

mein Magen hängt, hab mich krumm gespart.

Da fällt mir ne Aubergine zu Füßen

und mir ein: Oh Berlin ey, ich könnt dich küssen.«

Von den verschiedenen und durchweg originellen Texten sind die Teilnehmenden sehr angetan und es wird noch konstruktives Feedback ausgetauscht.

Ein inspirierender, kurzweiliger und lehrreicher Abend endet mit dem guten Gefühl, die Streetcredibility aufgeladen zu haben.


> Finissage der Ausstellung »You wanna Rap«: 21.06., 14:00, Verein für zeitgenössische Kunst, Kolonnadenstraße 6, Hier geht's zur Internetseite des Projekts.


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