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Kultur

DOK Leipzig Sommerkino

Die Kinostarts der Woche

  DOK Leipzig Sommerkino | Die Kinostarts der Woche  Foto: Magnolia Pictures

​Dok-Fans müssen nicht bis zum Herbst warten: Wie in jedem Sommer präsentiert das Dok Leipzig auch in diesem eine Auswahl aus dem letztjährigen Programm in den Open Airs. Am 26.6. ging es los mit »Sabbath Queen«über die queeren Aktivisten Amichai Lau-Lavie aus Israel. Am 10.7. steht der Hip-Hop-Nachwuchs in »Sisterqueens« auf dem Programm. Die »Balomania« hebt am 24.7. aus den brasilianischen Favelas ab und am 7.8. geht es nach Georgien mit »Blueberry Dreams«.

10.7 21:45 Uhr, 2cl Sommerkino (OmeU), 24.7., 22 Uhr Sommerkino Plagwitzer Markthalle, 7.8.,21:30 Uhr Sommerkino Plagwitzer Markthalle​

Film der Woche: 1972 war ein Jahr des Umbruchs in den Vereinigten Staaten. Die politische Stimmung war auf dem Siedepunkt. Der Protest entlud sich auf der Straße in blutigen Schlachten zwischen der Polizei und Demonstranten. Die Politik von Präsident Richard Nixon wurde zunehmend radikaler. Parallel wurde die Musik von John Lennon immer politischer. Nach der Trennung der Beatles war Lennon die vielleicht prominenteste Person auf dem Planeten. Die Stimmung in England wurde zunehmend feindseliger. Er floh mit Yoko Ono nach New York und veröffentliche mit »Some Time in New York City« ein Album mit Protestsongs, trat für Frauenrechte ein und gegen Rassismus und den Krieg in Vietnam. Diese Zeit in der Zwei-Zimmer-Wohnung in Greenwich Village veränderte die Sicht des Musikers. Sie mündete im Auftritt beim »One to One«-Benefizkonzert im Madison Square Garden. Der schottische Filmemacher Kevin Macdonald (»Der letzte König von Schottland«) förderte bisher ungesehenes Material aus den Archiven, kombinierte private Videos und Tonmitschnitte der Telefonate, in denen John und Yoko Mitstreiter mobilisieren und ihre Aktionen koordinieren, mit Werbeclips und Nachrichtenmeldungen – ohne unnötigen Kommentar oder Betrachtungen aus der Gegenwart. Für 100 Minuten macht »One to One: John & Yoko« die Stimmung jener Zeit spürbar. Mit der exzellenten Montage von Sam Rice-Edwards entsteht ein Flow. Die Vergangenheit wird lebendig. Ergänzt wird das Material mit besonderen Momenten des Konzerts. Es sollte die einzige Live-Show von John und Yoko bleiben. LARS TUNÇAY

»One to One: John & Yoko«: ab 26.6., Passage-Kinos, Kinobar Prager Frühling, Regina-Palast


Dass es Frauenfußball immer noch schwer hat, erkennt man etwa an den geistarmen Kommentaren in diversen Foren. Früher war alles sogar noch schlimmer. »Copa 1971« beleuchtet den Kampf der Frauen am Ball gegen Verbände, Vorurteile und ein patriarchalisches System, das die schönste Nebensache der Welt nur für sich reklamiert. Im Fokus: Das von der FIFA damals als »Schande« bezeichnete und nicht offiziell als Weltmeisterschaft anerkannte Turnier in Mexiko mit sechs (Mann-)/Frauschaften – und das trotz Zuschauerzahlen von rund 100.000 Fans, bei einem Spiel wohlgemerkt. Die Doku lässt damalige Nationalspielerinnen erzählen: Etwa die Mexikanerin Silvia, die von ihrem Vater geschlagen wurde, wenn sie vom Kicken kam und die Engländerin Carol, die von ihren Spielen sechs Zuschauer gewohnt war. Ein deutsches Team war nicht dabei. Garniert wird die Doku mit Archivmaterial und teils kuriosen Originalkommentaren des Turniers sowie einordnenden Experten. Trotz des Erfolgs des außerplanmäßigen Wettbewerbs geht es für den Frauenfußball in manchen Ländern sogar weiter bergab, in England wird die Kapitänin der Nationalelf bei einem Vereins-Event gedemütigt und das Team kann emotional rund 50 Jahre nicht über das historische Ereignis reden. »Copa 71« ist nicht nur ein Film über ein offensives und historisch kaum beachtetes Sportgeschehen, sondern auch über den Geschlechter-Zweikampf um Recht, Macht und Identität, der leider in die Verlängerung geht. MARKUS GÄRTNER

»Copa 71«: ab 26.6., Kinobar Prager Frühling, Passage-Kinos


In den späten 1970er Jahren finden sich der italienische Self-Made-Man Riccardo Schicchi und das ungarische Model Ilona Staller alias «Cicciolina«. Die beiden revolutionieren mit ihrem amoralischen Ansatz zunächst mit erotischen Fotografien, später mit Porno-Filmen, die gesellschaftliche Einstellung gegenüber erotischen Darstellungen, erst in Italien und kurze Zeit später weltweit. Unter dem Namen »Diva Futura« gründen die beiden eine Modelagentur, einen Nachtclub und ein Pornolabel, in dem später auch Moana Pozzi und Schicchis große Liebe Eva Henger zu Pornoqueens aufgebaut werden. Trotz des immensen Erfolgs ist das Unternehmen auch immer wieder von Rückschlägen betroffen, sei es durch neidische Mitmenschen oder Krankheiten. Mit der Verfilmung der Geschichte vom Aufstieg und Fall von »Diva Futura« hat die Schauspielerin Giulia Louise Steigerwalt nach ihrem preisgekrönten Regiedebüt »Settembre« ihren zweiten Spielfilm realisiert. Dieser beruht auf den autobiografischen Erinnerungen von Schicchis Sekretärin Debora Attanasio, die ihre Zeit in der Pornobranche als die schönsten Jahre ihres Lebens beschrieb, weil das Label Kunst und Erotik mit Herz produzieren wollte. Dass Steigerwalt im Film munter zwischen den Zeiten hin- und herspringt, macht es einem Publikum ohne Vorkenntnisse etwas schwer, den komplexen Verwicklungen immer sofort folgen zu können. Aber insgesamt hat sie die Bahn brechende Ära in der Porno-Historie hier anschaulich aufbereitet. FRANK BRENNER

»Diva Futura«: ab 26.6., Passage-Kinos


In der bretonischen Kleinstadt Paimpont scheint die Welt noch in Ordnung zu sein. Auch wenn die Einwohner nicht unterschiedlicher sein könnten, eint sie der Stolz auf ihren Zusammenhalt und ihre Nächstenliebe. Als Zeichen der Solidarität stimmt die Gemeinde begeistert dafür, eine aus der Ukraine geflüchtete Familie bei sich aufzunehmen. Als jedoch anstatt der erwarteten Ukrainer Familie Fayad aus Syrien in Paimpont eintrifft, ist die Überraschung bei den vermeintlich weltoffenen Bürgern groß.

Mit »Die Barbaren« legt Regisseurin und Hauptdarstellerin Julie Delpy den Finger charmant, aber mit Nachdruck genau in die Wunde. Ihre hochaktuelle und ungemein witzige Culture-Clash-Komödie entlarvt mit scharfem Blick menschliche Schwächen wie Vorurteile und fehlende Toleranz, ohne dabei die Empathie für ihre eigenwilligen Protagonisten zu verlieren.

»Die Barbaren – Willkommen in der Bretagne«: ab 26.6., Passage-Kinos, Schauburg


Weitere Filmtermine der Woche

Shorts Attack: Wo die Liebe hinfällt 

Sieben kurze Filme über die Liebe.

Sommerkino vor der Plagwitzer Markthalle, 29.06. 22:00

The Big Lebowski
USA 1998, R: Joel Coen, Ethan Coen, D: Jeff Bridges, Julianne Moore, John Goodman, 117 min

Jeff Bridges in seiner Paraderolle als Alt-Hippie Jeffrey Lebowski, der durch eine Verwechslung in einen absurd-witzigen Thrillerplot verwickelt wird.

Sommerkino auf der Feinkost, 03.07. 21:30 (OmU)


Mulholland Drive
USA 2001, D: Naomi Watts, Laura Elena Harring, Justin Theroux, 147 min

Ein typischer David-Lynch-Thriller: toll besetzt und gefilmt, hypnotisch, verschachtelt – und völlig rätselhaft bis zum Schluss.

Kinobar Prager Frühling, 28.06. 20:00 (In Memoriam David Lynch, OmU)


Mein Name ist Bach
F/D/CH 2003, R: Dominique de Rivaz, D: Jürgen Vogel, Vadim Glowna, 97 min

Das Biopic schildert sehr frei eine Begegnung zwischen dem Komponisten und König Friedrich II. im Jahr 1747.

Passage-Kinos, 29.06. 11:30 (Bach im Kino)


Der letzte Kaiser
F/I/GB 1987, R: Bernardo Bertolucci, D: John Lone, Joan Chen, Peter O'Toole, 163 min

Die Geschichte des letzten Kaisers von China, bildgewaltig inszeniert von Bernardo Bertolucci und ausgezeichnet mit neun Oscars.

Cinestar, 01.07. 19:30 Regina-Palast, 20:00 Cineplex, CineStar (Best of Cinema)


Eat Pray Love
USA 2010, R: Ryan Murphy, D: Julia Roberts, Javier Bardem, Richard Jenkins, 133 min

Selbstfindungstrip à la Hollywood mit Julia Roberts.

Pauluskirche Grünau, 04.07. 21:00 (Grünauer Kultursommer)


Every Note You Play neu
FIN 2024, Dok, R: Mika Kaurismäki, 82 min

Ein musikalisches Experiment, bei dem 16 Musikerinnen und Musiker vor Publikum zusammenkommen. Einen Plan gibt es nicht, alles muss sich über drei Tage hinweg organisch formen.

Passage-Kinos, 03.07. 18:00 (Musikkiste)


Land and Freedom
(GB/ESP/D/I 1994)

"Ein im dokumentarischen Stil inszeniertes, von überzeugenden Darstellern getragenes Plädoyer für Demokratie und Freiheit, das die Utopie von einer gerechteren Welt beschwört."

Raum der Zeit, 04.07. 20:00 (im Anschluss Diskussion/Gespräch)


Memoiren einer Schnecke
AUS 2024, R: Adam Elliot, 95 min

Zehn Jahre nach seinem preisgekrönten Erfolg »Mary & Max« beschenkt uns der Australier Adam Elliot erneut mit einem herzzerreißend schönen Stop-Motion-Juwel.

Kinobar Prager Frühling, 04.07. 19:00 (OmU, Preview)


Power to the children – Kinder an die Macht
D 2018, Dok, R: Anna Kersting, 87 min

Die Filmemacherin hat drei Heranwachsende und ihre Kinderparlamente besucht und erzählt aus der Perspektive der jugendlichen Protagonisten von ihren Träumen, Zielen und Aktionen.

Frauenkultur, 01.07. 18:00 (Film & Gespräch)


short notice
D/F 2024, R: Athina Gendry, 36 min

Zwölf Stunden liegen zwischen der Begrüßung und Verabschiedung von Janna und Lucy am Leipziger Bahnhof. Sie haben eine Nacht, um die Stadt zu erkunden und einander näherzukommen, bevor Lucy den Zug zurück nach Frankreich nehmen wird.

Ost-Passage-Theater, 02.07. 20:00


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