Fernostdeutschland

Wer Schnee sehen und Deutsch lernen möchte, zieht ins Erzgebirge. So jedenfalls denkt es sich die Protagonistin Trúc Lâm in »Lonig und Havendel«, einem Film von Claudia Tuyết Scheffel. Gedreht wurde er in Annaberg-Buchholz, der Stadt, in der die Regisseurin aufgewachsen ist. »Lonig und Havendel« ist ihr Abschlussfilm an der Hamburger Hochschule für bildende Künste. Die Protagonistin kommt als vietnamesische Austauschstudentin ins Erzgebirge. Das bedeutet einerseits Erfahrungen mit Fremdheit und Alltagsrassismus. Andererseits ist die junge Frau von der fremden Landschaft und Kultur im Erzgebirge fasziniert. Gespiegelt wird ihre Figur mit der eines jungen Mannes, der im Ort aufgewachsen ist und dessen aus Vietnam stammende Eltern dort einen Asia-Imbiss betreiben. Anklänge ans Märchen bekommt die Geschichte, als Trúc Lâm bei einer Führung im Bergwerk verloren geht und dort einen Dämon trifft. Der kann sie zurückführen, wenn sie für ihn jemanden findet, den er mit ins Reich der Toten nehmen kann. Zurück im Ort herrscht dort eine seltsame Parallelwelt, in der die Dinge anders sind als zuvor, obwohl alles zu sein scheint wie immer. Jenseits dieser legendenhaften Episode und jenseits des Fokus auf vietnamesische Wurzeln im Erzgebirge thematisiert der Film auch die Situation der Jugend in der Provinz.

Das Programm der Kulturhauptstadt nimmt auch abseits des Films Vietnamesinnen und Vietnamesen in Ostdeutschland in den Blick. Unter anderem in einem Asia-Imbiss werden Workshops zu Kultur, Filme-Machen, Musik und Essen abgehalten, es gibt Karaoke und natürlich eine Filmvorführung. Die findet im Freizeitbad Greifensteine statt. Auch der Vorfilm wird sich um die vietnamesische Diaspora drehen. Welcher es sein wird, bleibt eine Überraschung. 

> Lonig & Havendel, vietnamesisch-ostdeutsche Veranstaltungsreihe: 23.–26.10., versch. Orte, www.chemnitz2025.de/lonig-havendel

> »Lonig & Havendel«, Sonder-Screening: 26.10., 19–21 Uhr, Autokino Greifensteine, Parkplatz Badstraße, 09468 Geyer