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Strom für Stötteritz

Leipzig braucht neue Umspannwerke – eines wird wohl auf einem ATV-Sportplatz gebaut

  Strom für Stötteritz | Leipzig braucht neue Umspannwerke – eines wird wohl auf einem ATV-Sportplatz gebaut  Foto: Stefan Ibrahim


Leipzig braucht neue Umspannwerke. Darüber sind sich alle Fraktionen einig. Die 17 Werke, die in Leipzig von der Stadtwerkstochter Netz Leipzig GmbH betrieben werden und ermöglichen, dass erzeugter Strom auch in unser aller Steckdosen ankommt, sollen um sieben weitere Anlagen erweitert werden. Das sei nötig, um privaten Stromverbrauch und Energiewende zu bewältigen, betont SPD-Stadtrat Frank Franke.

In Stötteritz gibt es trotzdem Ärger. Dort soll bis 2029 eines der neuen Umspannwerke entstehen. Designierter Standort: der Sportplatz des ATV Leipzig zwischen Naunhofer und Prager Straße. Der für Stötteritz verantwortliche Stadtbezirksbeirat Südost will den Bau an diesem Standort unbedingt noch verhindern. Um die Versiegelung der Grünfläche zu vermeiden, soll die Verwaltung Alternativstandorte im Stadtbezirk prüfen. Sowohl Clemens Meinhardt (CDU) im Namen des Stadtbezirksbeirats als auch die SPD plädieren dafür, den Sportplatz selbst als Grünfläche zu erhalten. »Die Betrachtung von Alternativstandorten wurde teilweise verworfen, weil dort Grünflächen seien, die der Erholung dienen und für frische Luft sorgen würden. Beim Standort Sportplatz finden diese Argumente anscheinend keine Berücksichtigung«, sagt Meinhardt.

Nur die Unterstützung der anderen Fraktionen fehlt, die den Bau auf dem ATV-Platz hinnehmen, und lieber nur die Umweltschäden so gering wie möglich halten wollen. Zu schaffen macht den Rednern und Rednerinnen bei diesem Areal insbesondere die naheliegende Lindenallee, die der Bebauung ebenfalls zum Opfer fallen könnte. Mit besonders viel Hingabe plädiert Chantal Schneiß (Grüne) für deren Erhalt: »Mindestens fünf Bäume der Lindenallee, viele davon hunderte Jahre alt, müssten gefällt werden. Das wäre ein Verlust, nicht nur fürs Auge, sondern auch für das Klima, die Lebensqualität in Stötteritz und kommende Generationen.« Auch CDU und AfD sind davon bewegt, pflichten dem Vorstoß der Grünen, die betroffenen Bäume im Rahmen des Möglichen zu erhalten, bei.

Mehr Unterstützung hat der Stadtbezirksbeirat hingegen bei einem zweiten Kritikpunkt: Die Menschen im Viertel seien von der Verwaltung bei der Standortwahl nicht mitgenommen worden, ebenso der betroffene Stadtbezirksbeirat und der Stadtrat selbst. »Der Stadtbezirksbeirat hat durch Zufall vor einem halben Jahr von dem Projekt erfahren«, sagt Meinhardt. Schneiß sieht das als großes Manko in der Leipziger Energiewende: Seit 2023 werde geplant, doch der Stadtbezirksbeirat sei erst jüngst informiert worden, welchen Standort die Verwaltung bevorzugt. »Beteiligung ist kein lästiger Zusatz. Sie ist der Schlüssel, damit die Energiewende vor Ort gelingt«, sagt Schneiß.

Das Antragschaos – zehn Anträge, Änderungen oder Neufassungen liegen schließlich zu dem Thema vor – lichtet sich gegen Ende der Debatte: Die Grünen ergänzen ihren Antrag um die Punkte der Stadträtinnen Franziska Riekewald (Linke) und Sabine Heymann (CDU), die fordern, die Schäden für die Umwelt zu minimieren und die Zivilgesellschaft bei der weiteren Umsetzung besser zu informieren. Oberbürgermeister Burkhard Jung scheint erleichtert. Fast liegt ein Gefühl von Teamwork in der Luft.

Und so zeigt es sich auch in der Abstimmung: Der Stadtrat beschließt den Bau des Umspannwerks auf dem Sportplatz mit der Bedingung, dass betroffene Bäume der Lindenallee, wenn möglich, umgesetzt werden sollen. Zudem muss Netz Leipzig künftig Stadtbezirksräte und Öffentlichkeit regelmäßig über die Planung der Umspannwerke informieren und einbeziehen. Auf einen Teil seines Vereinsgeländes wird der ATV Leipzig also bald verzichten müssen.


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