Wenn der deut-sche Sprach-papst beim Genuss von zu viel griechi-schem Wein ins Schwärmen gerät, lässt er gern mal den Udo Jürgens raushängen. So skandiert der erfolgreiche »Zwiebelfisch«-Kolumnist Bastian Sick vor seinen Auftritten angeblich die Hitparade seines persönlichen Schlageridols. Schön, wenn er die für sich behalten hätte. Doch wer den Showmaster des modernen Deutschunterrichts auf der Bühne erlebt hat, weiß: Sick drängt sich auf.
Wenn der deut-sche Sprach-papst beim Genuss von zu viel griechi-schem Wein ins Schwärmen gerät, lässt er gern mal den Udo Jürgens raushängen. So skandiert der erfolgreiche »Zwiebelfisch«-Kolumnist Bastian Sick vor seinen Auftritten angeblich die Hitparade seines persönlichen Schlageridols. Schön, wenn er die für sich behalten hätte. Doch wer den Showmaster des modernen Deutschunterrichts auf der Bühne erlebt hat, weiß: Sick drängt sich auf.Überflüssiges Wissen verteilt der Autor auf
19 »Lieder voller Poesie«. Dabei bleibt Sick stets im Mittelpunkt und degradiert den titelgebenden Udo zum schmucken Beiwerk. Auf das erste Hören könnte die Schlagerplatte glattweg als didaktisches Mittel für den Schulunterricht durchgehen, redet Sick doch unentwegt von den ach so tollen grammatikalischen Konstruktionen des Grandseigneur.
So findet er in »Wärst du nicht du« ein »grammatisches Feuerwerk, bei dem eine Irrealis-Rakete nach der anderen in den Himmel steigt«. Wer dabei nicht ins Stutzen gerät, der wird spätestens im 36-seitigen Booklet Bestätigung für den vagen Verdacht finden, dass sich hier jemand ganz gezielt über die eigentliche Musik hinweg in Szene zu setzen versucht. Kurze Essays als Lobpreisungen eines Lieblingskünstlers, gesammelte Schriften eines bekennenden Fans – kurz: die ausgiebige Huldigung des Genitiv-Retters. Dabei sollte Udo der eigentliche Star aller Songs sein, nicht sein Wasserträger. Denn fern jeglicher Gassenhauer à la »Siebzehn Jahr, blondes Haar« finden sich auf dieser kommentierten Best-of-Compilation durchaus Schmankerln, die dem poetischen Titel des Albums gerecht werden könnten. Zudem präsentiert die CD vier zuvor niemals digitalisierte Lieder. Ohne die reißerischen Kommentare des Pennälerschrecks wäre die Platte für den Mann gewordenen Udo unter den Jürgens sicher das Nonplus-ultra geheimer Hits. Doch zum Glück haben CDs eine durchschnittliche Lebensdauer von 25 Jahren. Damit ist die Chance auf einen runderen Querschnitt durch des Schlagerstars Hitarchiv immerhin gegeben.