Der Pianist, Organist und Dirigent David Timm ist mit dem Leipziger Musikleben auf vielfältige Art verflochten. Viele Jahre war er künstlerischer Leiter des Leipziger Vocalensembles; 1999 gründete er die LeipzigBigband. Seit 2005 hat er das Amt des Universitätsmusikdirektors inne. Die Bandbreite seiner künstlerischen Arbeit gleichsam von Bach bis Jazz ist damit angedeutet. Im Interview mit dem Kreuzer beleuchtet David Timm die diesjährigen Universitätsmusiktage.
Der Pianist, Organist und Dirigent David Timm ist mit dem Leipziger Musikleben auf vielfältige Art verflochten. Viele Jahre war er künstlerischer Leiter des Leipziger Vocalensembles; 1999 gründete er die LeipzigBigband. Seit 2005 hat er das Amt des Universitätsmusikdirektors inne. Die Bandbreite seiner künstlerischen Arbeit gleichsam von Bach bis Jazz ist damit angedeutet. Im Interview mit dem Kreuzer beleuchtet David Timm die diesjährigen Universitätsmusiktage.
KREUZER: »Leipziger Romantik« lautet das Motto der Universitätsmusiktage 2007: Was dürfen wir uns darunter vorstellen?
DAVID TIMM: Da soll man zuerst an die musikalischen Größen des 19. Jahrhunderts denken, die mit Leipzig zu tun haben. Fast alle haben auch mit der Universität zu tun: Die ehemaligen Studierenden Robert Schumann und Richard Wagner, der Ehrendoktor Felix Mendelssohn Bartholdy, der in der Paulinerkirche aufgebahrt wurde, oder Max Reger, der 1907, also genau vor einhundert Jahren, Universitätsmusikdirektor wurde. Das 19. und das beginnende 20. Jahrhundert war die Zeit, in der die Musikstadt Leipzig Weltgeltung hatte. Das stärker ins Bewusstsein zu rücken ist die Aufgabe, die wir uns mit diesem Festival gestellt haben.
KREUZER: Auftakt und Schlusspunkt wird jeweils ein Universitätsgottesdienst sein: Welche Verbindung besteht heute zwischen der Universitätsmusik und der Kirche?
TIMM: Traditionell ist die Universitätsmusik ohne diese Verbindung undenkbar. Der Universitäts-chor wurde in der Absicht gegründet, geistliche Musik aufzuführen; der Chorgründer, Friedrich Rabenschlag, trug den Titel Universitätskantor. Auch heute besteht unser Repertoire zum großen Teil aus geistlichen Werken. Wie könnte es auch anders sein, da die großen Schöpfungen der Chormusik geistliche Werke sind. Diese Aufführungen gab es auch zu DDR-Zeiten. Der Universitätschor war damals für viele eine Rückzugsmöglichkeit, wo man mit Gleichgesinnten zusammen war und die staatliche Kontrolle nicht so stark fühlbar wurde wie anderswo.
KREUZER: Höhepunkt des diesjährigen Festivals wird wohl die konzertante Aufführung von Richard Wagners Oper »Die Meistersinger von Nürnberg« sein. Wie ist solch eine Riesenaufgabe zu bewältigen?
TIMM: Solisten und Orchester sind Berufsmusiker. Was vom Chor geleistet wird, bewegt sich im Rahmen eines Oratoriums und wird auch so einstudiert. Wir können uns auf gute Erfahrungen aus dem Jahr 2005 stützen, als wir den »Fliegenden Holländer« im Bundesverwaltungsgericht aufgeführt haben. Die jetzige Aufführung wird allerdings doppelt so lang sein und hat auch vom Personal her einen ganz anderen Umfang. Ohne die Kooperation mit dem Richard-Wagner-Verein und dem Verein Kunst und Justiz im Bundesverwaltungsgericht wäre es gar nicht möglich, an so etwas auch nur zu denken: Die Vereine sind sehr aktiv geworden, um Sponsorengelder aufzutreiben. Und organisatorisch läuft vieles über die Richard-Wagner-Gesellschaft, die die Aufführung auch zum Höhepunkt ihrer eigenen Festtage macht. Dort arbeite ich ja im Vorstand mit: Die Werke Wagners verstärkt in seiner Geburtsstadt Leipzig aufzuführen ist unser Ziel, gerade auch im Hinblick auf den 200. Geburtstag im Jahre 2013. Dafür Ideen zu entwickeln und diese dann zu realisieren ist meine Aufgabe.
KREUZER: Ein weiteres Highlight wird sicher die Max-Reger-Orgelnacht: Wie viele Stunden haben die vier beteiligten Organisten denn dafür eingeplant?
TIMM: Eigentlich nur drei ... Dabei werden übrigens nicht nur die großen Werke aneinandergereiht, sondern durch kleinere, vielfach unbekannte Stücke aufgelockert – alles hörenswerte Werke der Weltliteratur. Es ist erstaunlich, dass selbst Leute, die wirklich viel Musik kennen, bei der Orgel einen Nachholbedarf haben. Den können sie dort, jedenfalls in Bezug auf Reger, beginnen zu stillen. Das Reger-Symposium am folgenden Tag steht übrigens allen Interessierten offen und wendet sich ausdrücklich nicht nur an Musikwissenschaftler.
KREUZER: Das Festival endet mit einem Open-Air-Konzert auf dem Nikolaikirchhof: bewusst als Zeichen der Öffnung nach außen?
TIMM: Wir erwarten dazu ein jüngeres Publikum, wobei natürlich alle herzlich eingeladen sind! Die Bigband hat ja ein Repertoire vom Swing bis Rock und Groove – da findet jeder etwas. Und so hoffen wir, mit diesem Konzert der ganzen Stadt und ihren Besuchern etwas mitgeben zu können. Vielleicht wird die »Leipziger Romantik« spätestens dann zum Lebensgefühl der Gegenwart?