Henry Büttner, 42, ist seit Mitte der achtziger Jahre Autorennfahrer verschiedener Formelklassen, in denen er schon Deutscher Meister und Vizeeuropameister wurde. Büttner betreibt außerdem ein Autohaus in Burghausen.
Henry Büttner, 42, ist seit Mitte der achtziger Jahre Autorennfahrer verschiedener Formelklassen, in denen er schon Deutscher Meister und Vizeeuropameister wurde. Büttner betreibt außerdem ein Autohaus in Burghausen.
KREUZER: Herr Büttner, wie sind Sie zu dem Titel »Schumi von Leipzig« gekommen?
HENRY BÜTTNER: Das frage ich mich auch. Ich würde mich nie selbst so nennen. Die Bezeichnung war auf einmal da, in irgendeiner Zeitung. Ein Redakteur hat sie wohl erfunden.
KREUZER: Sind Sie »Schumi« jemals begegnet?
BÜTTNER: Schumacher hat mir brandaktuell einen Brief geschrieben. Da bedankt er sich für meine Autobiografie, die ich ihm geschickt hatte, weil er drin vorkommt. Das war schon eine lustige Geschichte: 1990, bei meinem ersten »Westrennen« am Hockenheim-Ring, sind wir uns begegnet. Er stieg an den Boxen aus seinem Formel-3-Wagen. Ich war da mit meinem DDR-Rennwagen und meinem schäbigen Ossi-Blaumann als Overall. Deswegen habe ich einen West-Overall gesucht. So sind wir ins Gespräch gekommen. Er hatte noch einen da, wollte ihn unbedingt verkaufen, weil er wahrscheinlich Geld brauchte. Ich sollte ihn dafür sogar zu Hause in Kerpen besuchen. Aber 800 DM waren mir einfach zu viel. Dumm gelaufen aus heutiger Sicht, denn der Overall wäre jetzt bestimmt das Vierfache wert.
KREUZER: Einer Ihrer Hauptsponsoren ist Helge Schneider. Was trägt er zu Ihrem Erfolg bei?
BÜTTNER: Er steuert jedes Jahr Sprüche bei, die dann auf meinem Auto stehen. Dieses Jahr: »Schade, dass man dieses schöne Auto nur von hinten sieht.« Außerdem habe ich auf dem Heckflügel »Helge-Power« stehen, wo andere beispiels-weise BMW-Power stehen haben.
KREUZER: Wie wirkt sich das Helge-Sponsoring auf Ihr Image aus?
BÜTTNER: Manche finden es lustig, andere eher schräg. Es ist ein bisschen extravagant, mit den Sprüchen quer durch Europa zu fahren, nicht jeder hat das. Außerdem sind Helge und ich befreundet. Wir sehen uns eigentlich immer, wenn er in Leipzig ist, und gehen nach seinem Auftritt ein Bier trinken. Da wird aber nicht rumgeblödelt, sondern über ganz normale Sachen geredet sagen wir: über Schuhe oder Frauen.
KREUZER: Wenn ich Auto fahre, habe ich nicht das Gefühl, Sport zu machen. Was ist Sport am Motorsport?
BÜTTNER: Unsere Art, Auto zu fahren, hat null mit normalem Autofahren zu tun. Das weiß jeder, der schon mal Go-Kart gefahren ist. Nach 20 Minuten tut einem Anfänger alles weh, weil er gegen die Fliehkräfte ankämpfen muss. Und so ein Go-Kart fährt knapp 50. Wir fahren an die 300. Bei 180 in der Kurve knicken einem die Beine weg und man kann den Kopf nicht mehr gerade halten. Also, sportlich muss man schon sein, um das durchzuhalten.
KREUZER: Können Sie beschreiben, wie sich Ihr Auto fährt?
BÜTTNER: Sehr direkt, sehr ruppig, ohne jeden Komfort: kein ABS, keine Servolenkung, keine Federung. Das ist knüppelhart, anstrengend und laut. Wenn man nach dem Rennen aussteigt, hat man ein Fiepen im Ohr.
KREUZER: Wie viel CO2 pustet das Auto bei einem Rennen in die Atmosphäre?
BÜTTNER: Sein Verbrauch liegt bei 50 Litern auf 100 Kilometer. Aber wir haben uns noch nicht so genau damit beschäftigt, wie viel CO2 er ausstößt. Allerdings bläst ein alter Laster auf der Strecke Deutschland-Italien sicherlich mehr raus als wir bei einer Dreiviertelstunde Rennen.
KREUZER: Welche Rolle spielt Umweltschutz überhaupt im Motorsport?
BÜTTNER: Das spielt schon eine Rolle. Wir passen auf, dass wir kein Öl in die Natur ... also dass wir kein Öl verlieren. Trotzdem habe ich zumindest mit den Grünen immer Probleme beim Thema Lärmschutzbestimmungen. Viele tun sich da wichtig, weil sie eben eine Aufgabe haben wollen.
KREUZER: Wo wir schon bei unangenehmen Fragen sind: Gibt es im Motorsport eigentlich Doping?
BÜTTNER: Nein. Energydrinks werden oft getrunken. Aber ich mach das nicht, weil man vor dem Start sowieso genug Adrenalin im Blut hat. An Drogen haben wir eigentlich immer nur einen Zehnerpack Viagra dabei. Aber den brauchen wir erst nach dem Rennen.
KREUZER: Mein Fahrlehrer sagte immer: »Für manche Männer ist das Auto der verlängerte Penis. Die müssen da etwas kompensieren, was sie woanders nicht loswerden können.« Was ist dran an solchen Volksweisheiten?
BÜTTNER (lacht): Das gibts, glaub ich, nur im PKW-Bereich. Da fährt einer einen Smart, der andere eine S-Klasse mit Ledersitzen und fühlt sich deswegen dem Smart-Fahrer gegenüber cool und überlegen. Aber im Rennsport ist mir das noch nicht untergekommen.
KREUZER: Wo kann man Ihr schönes Auto im August von hinten sehen?
BÜTTNER: Am 23. August haben wir unser größtes Highlight seit zehn Jahren. Da fahre ich bei einem Rennen im Belgischen Zolder als einer von zwei Deutschen mit. Das wird ein Riesen-event mit riesiger Zuschauerkulisse und entsprechend riesig freue ich mich darauf.