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Politik

Auf ein Süppchen in die Weltrettungszentrale

Mit ihren Wechselstrompartys legt Ulla Gahn eine Blitzkarriere als Umeltaktivistin hin – von der Küche aus

  Auf ein Süppchen in die Weltrettungszentrale | Mit ihren Wechselstrompartys legt Ulla Gahn eine Blitzkarriere als Umeltaktivistin hin – von der Küche aus

Ulla Gahn steht in ihrer Küche und rührt in einem riesigen Topf Tomatensuppe. Die Mitglieder ihres »Weltverbesserung sofort und hausgemacht e. V.« haben sich angekündigt, um die Vereinssatzung zu unterschreiben. Die Wahlleipzigerin aus München, Ulla Gahn, die bei ihren Naturstrom-Wechselpartys für Ökostrom wirbt, wäre jedoch nicht Ulla Gahn, wenn es bei dem Treffen nur um das Unterzeichnen eines Blatt Papiers ginge.

Ulla Gahn steht in ihrer Küche und rührt in einem riesigen Topf Tomatensuppe. Die Mitglieder ihres »Weltverbesserung sofort und hausgemacht e. V.« haben sich angekündigt, um die Vereinssatzung zu unterschreiben. Die Wahlleipzigerin aus München, Ulla Gahn, die bei ihren Naturstrom-Wechselpartys für Ökostrom wirbt, wäre jedoch nicht Ulla Gahn, wenn es bei dem Treffen nur um das Unterzeichnen eines Blatt Papiers ginge.

Neben den Vereinsmitgliedern – zum Beispiel drei Gewandhausmusiker, die zwischen zwei Proben zum Unterzeichnen kommen – hat Gahn auch andere Leute eingeladen, die ihr Netzwerk erweitern. Einer davon ist Georg Reinecke von der Berliner Erlebnis-Factory. Er hilft bei der Organisation der nächsten großen Wechselparty am 8. Dezember im Berliner »Adagio«. Weil die Wechselstromaktivisten kein Geld haben, arbeitet auch Reinecke für sie unentgeltlich. »So geht das eigentlich die ganze Zeit«, sagt Ulla Gahn zufrieden. »Man lernt immer wieder neue Leute kennen, die uns unterstützen. An die Erlebnis-Factory sind wir gekommen, weil einer unserer Berliner Fans denen von uns erzählt hat.« Sie zeigt auf die Biertischgarnitur, die in ihrem Büro, der Weltrettungszentrale, steht. »Die Möbel haben wir zum Beispiel auch geschenkt bekommen«, sagt sie, und als hätte er auf sein Stichwort gewartet, kommt noch ein Bekannter vorbei, mit einem Computer unterm Arm, den er gleich anschließt.

Leider: Auch bei Ökostrom läuft der Zähler weiter
Vielleicht ist es Ulla Gahns Organisationstalent, vielleicht ihre nimmermüde, positive Ausstrahlung und ihr Spaß an der guten Sache, die ihr Projekt so schnell so erfolgreich gemacht haben. Obwohl sie erst seit gut einem Jahr als umweltbewusste Partyveranstalterin unterwegs ist, hat sie bereits den Deutschen Klimaschutzpreis abgestaubt und sich mit ihrem Engagement deutschlandweit einen Namen gemacht. Sogar die Politik – vor allem die Grüne – kommt, wenn Ulla Gahn ruft. Ihre Unabhängigkeit hat sich die 33-jährige jedoch bewahrt, sie lässt nicht mit sich werben und verrät nicht, bei welchem Ökostromanbieter sie selbst ist.

Während die Weltretter and friends sich auf die Bierbänke gesetzt haben und Suppe löffeln, erzählt Gahn von den neuesten Entwicklungen. Sie sagt, dass der Förderantrag für das Bundesumweltministerium fast fertig ist, dass Renate Künast sich für die Berliner Party angekündigt hat und dass es Covervorschläge für ihr Buch gibt, dass im kommenden März erscheinen soll. »Unter Strom« soll es heißen und neben der Erfolgsgeschichte Ulla Gahns auch einen Do-it-yourself Guide für Wechselstrompartys enthalten.

Gahn in ihrer Weltrettungszentrale
»Ein Drittel für mich, ein Drittel für Geld, ein Drittel für die Welt«, beschrieb Gahn einmal die Einteilung ihrer Zeit. Mittlerweile ist aus dem Drittel für die Welt allerdings wesentlich mehr geworden. »Ich hoffe, dass ich das Drittel für Geld und das Drittel für die Welt bald zusammenlegen kann«, sagt sie mit Hinblick auf die beantragten Fördergelder. Aber Ulla Gahn wäre nicht Ulla Gahn, wenn ihr das schon reichen würde. »Das Interesse an unserer Arbeit ist wahnsinnig groß. Wir könnten bald vielleicht sogar Leute einstellen«, spricht sie, lässt sich an der gesponserten Biertischgarnitur nieder und greift zur Suppe. Manchmal sind Weltretter wie ganz normale Menschen.


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