Der »Nussknacker« ist das Weihnachtsballett schlechthin. Umso verwunderlicher, dass ihn die Leipziger Compagnie lange nicht getanzt hat. Die »Nussknacker«-Inszenierung, die am 1. Dezember in der Oper Premiere feierte, entschädigte dafür und bot ganz großes Kino.
Der »Nussknacker« ist das Weihnachtsballett schlechthin. Umso verwunderlicher, dass ihn die Leipziger Compagnie lange nicht getanzt hat. Die »Nussknacker«-Inszenierung, die am 1. Dezember in der Oper Premiere feierte, entschädigte dafür und bot ganz großes Kino. Das lag nicht nur an den sichtlich sehr motivierten Tänzern, sondern vor allem auch an der Inszenierung Paul Chalmers und der Ausstattung Benjamin Tyrrells.
Ein Kanadier und ein Brite – da hat eine biedere deutsche Ästhetik keine Chance: Statt puppigem rosa Flitter dominieren auf der Bühne warme, nostalgische Farben, liebevoll entworfene Kostüme und atmosphärisch stimmige Bühnenbilder, die durch das Lichtdesign Martin Gebhards bestens zur Geltung kommen.
Chalmer siedelt das Märchenballett um 1900 (also ungefähr zur Entstehungszeit von Tschaikowskis Komposition) in einer gutbürgerlichen Großfamilie an. Der erste Blick auf die Bühne zeigt ein verschneites Haus, in dessen Innerem die letzten Weihnachtsvorbereitungen laufen. Ein prachtvoll geschmückter Weihnachtsbaum und Geschenke, ein knorriger Großvater im Rollstuhl, Salto schlagende und auf den Händen laufende Kinder und später allerlei Verwicklungen um den titelgebenden Nussknacker sorgen bei jungen wie älteren Zuschauern für Unterhaltung.
So witzig und turbulent der Kampf zwischen Nussknacker-Prinz und Mausekönig gerät, so traumschön ist der anschließende Übergang zwischen realer Welt und dem Reich der Zuckerfee: In einer Kutsche fahren der Nussknacker-Prinz und das Mädchen Klara durch den verschneiten Birkenwald, begleitet vom Tanz der Schneeflocken, um dann in einem Fesselballon schließlich in Fantasia (und dem zweiten Akt) zu landen.
Dieser zweite Akt, eigentlich ein dramaturgisches Nichts, verkommt in Chalmers Inszenierung glücklicherweise nicht zum routinierten Abspulen einzelner Divertissements. Die Eigenheiten von Schokolade, Kaffee und Tee, von Marzipan und Blumen, die sich da in kurzen Tänzen präsentieren, sind charmant herausgestellt und auf den Punkt gebracht. Auch der abschließende Grand Pas de deux von Zuckerfee und Drosselmeier strapaziert nicht die Aufmerksamkeitsspanne.
Unter den insgesamt begeisterten und begeisternden Tänzern fällt Tatjana Paunovic als Protagonistin Klara auf. Ihre Interpretation der Rolle ist überzeugend mädchenhaft, voller Anmut und Emotionalität. Insgesamt ist der neue Leipziger »Nussknacker« ein rundum gelungenes Märchenballett für die ganze Familie und macht große Lust auf Weihnachten.