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Kultur

»Tränen in meinen Augen«

Von hell zu dunkel und zurück: Der Ex-Leipziger und Jetzt-Hamburger g.schenk

  »Tränen in meinen Augen« | Von hell zu dunkel und zurück: Der Ex-Leipziger und Jetzt-Hamburger g.schenk

Was macht man, wenn die kleine Welt, in der man sich bis eben so wohl fühlte, auf einmal kaputt ist – einfach nicht mehr da? Keine Geborgenheit, keine Zuversicht, kein Zuhause. Meist gibt es zwei Wege: Heulen oder abhauen. Auf jeden Fall ist da diese verdammte Einsamkeit.

Was macht man, wenn die kleine Welt, in der man sich bis eben so wohl fühlte, auf einmal kaputt ist – einfach nicht mehr da? Keine Geborgenheit, keine Zuversicht, kein Zuhause. Meist gibt es zwei Wege: Heulen oder abhauen. Auf jeden Fall ist da diese verdammte Einsamkeit.

Gregor Schenk alias g.schenk aus Hamburg ist nicht abgehauen, er hat sich eingeschlossen. Immer im Zimmer. In diesem Zimmer entstanden auf der Akustikgitarre zwölf Songs über ebendiese schmerzliche Phase mit Tränen in den Augen. Musik aus dieser unbequemen Fragenzeit: Wofür macht man das alles, wenn eh alles zerbricht? Zwölf Songs, mit denen g.schenk versucht, das eigene Leben neu zu ordnen. Denn g.schenk muss einfach sortieren.

Dabei gelingt dem ehemaligen Leipziger musikalisch wirklich Faszinierendes. Er reist auf seinem Debütalbum tatsächlich „Von hell zu dunkel und zurück“. Dabei bildet die Gitarre und vor allem die Melodie den Boden seiner musikalischen Welt. Ein beschwingtes Popalbum klingt wahrlich anders, hier gehts um Molltöne. G.schenk ist ein einsamer Mann mit seiner Gitarre. Doch in seinem Zimmer hat der Wahl-Hamburger neben der Gitarre so ziemlich jedes Instrument bespielt. Da sind Bläser, Streicher, Schlagzeug, Glockenspiel, der Konzertflügel und schließlich dieser zerbrechliche Gesang. Kaum zu glauben, dass Gregor Schenk all das im heimischen Wohnzimmer produziert hat. Doch er hat. Fragil und angeschlagen saß er wochenlang vor dem Rechner und hat sich seinen Gefühlen gestellt. Nun pendeln wir mit ihm durch seine Welt: „Wenn wir uns nicht mehr haben, wo sind wir denn zu Hause? Ich irr durch dunkle Gassen, ich laufe ohne Pause.“

G.schenk ist auf der Suche. Er hält Ausschau nach seinem neuen Zuhause. Die Oberlausitz ist seine Heimat, dann hat er einige Jahre in Leipzig studiert, doch irgendwann musste er weiter. Momentan ist sein Zimmer in Hamburg. Von dort kommt er jetzt mit seinem Debütalbum im Gepäck und der Gitarre in der Hand zurück und spielt nun am 8. Februar im Kultiviert Anders! in Leipzig. Live begleitet ihn Jan Robel mit einer zweiten Gitarre. Jan Robel und Gregor Schenk haben früher zusammen in einer Band gespielt. Mittlerweile sind sie beide erwachsen, individueller und melodramatischer geworden. Außerdem eint beide die Leidenschaft für Hamburger Bands. Hört man bei Jan Robel den Tom-Liwa-Einfluss, so ist bei g.schenk die Tocotronic-Prägung unverkennbar.

Das Paradebeispiel dafür ist das finale Stück des Albums „Geist“. Erinnert der Anfang doch stark an „17“, den letzten Track des „KOOK“-Albums der Band um Dirk von Lowtzow und auch die Länge kann es mit dem epischen Werk von Tocotronic aufnehmen. G.schenks „Geist“ nimmt sich achteinhalb Minuten Zeit und langweilt dabei in keinem Moment. „Geist“ ist die Hymne von g.schenk. Es ist ein Song über Stolz, Individualität und auch über die Möglichkeit des Scheiterns. „Erinnerst du dich noch an das Stockenten-Prinzip, ich glaub nicht mehr daran, dass es so was gibt.“ G.schenk glaubt jetzt an die Schönheit des Augenblicks.


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