Die Mannschaft des Roten Stern Leipzig hat am Samstagnachmittag in einem wahren Krimi das Stadtpokalfinale gewonnen. Schon im Vorfeld wurde diesem Spiel große Aufmerksamkeit geschenkt. Grund: Der Gegner hieß 1. FC Lokomotive II, und beide Fanlager eint eigentlich nur die tiefe Abneigung gegeneinander.
Die Mannschaft des Roten Stern Leipzig hat am Samstagnachmittag in einem wahren Krimi das Stadtpokalfinale gewonnen. Schon im Vorfeld wurde diesem Spiel große Aufmerksamkeit geschenkt. Grund: Der Gegner hieß 1. FC Lokomotive II, und beide Fanlager eint eigentlich nur die tiefe Abneigung gegeneinander. Auf der einen Seite größtenteils alternative Jugendliche aus dem Leipziger Süden, die sich schon mal nachts vor der Kneipe zum Fußballspielen treffen, auf der anderen Seite die große Anhängerschaft des 1. FC Lok mit ihren hinlänglich bekannten Problemen.
Dass dieses Spiel überhaupt in dieser Form ausgetragen werden konnte, lag am gleichzeitig in Schönberg an der Ostseeküste stattfindenden Aufstiegsspiel der ersten Mannschaft des 1. FC Lok, das viele Fans begleiteten. Die für den Finalausrichter Knautkleeberger SC problematische Sicherheitsfrage konnte somit entschärft werden.
Schon die Vergleiche beider Mannschaften in der abgelaufen Stadtligasaison waren von unschönen Nebenerscheinungen begleitet. Zuerst ließ der 1. FC Lok sein Heimspiel im Plache-Stadion unter Ausschluss der Öffentlichkeit austragen, da sich der Verein von einer Demonstration der Anhänger des Roten Stern gegen Rassismus im Fußball nach Probstheida provoziert fühlte. Das Rückspiel im Dölitzer Sportpark wurde wegen Sicherheitsbedenken mehrfach verschoben und schließlich mit ca. 80 Polizisten abgesichert. Wobei noch erwähnt werden muss, dass es nach den Spielen keinerlei Anlass zur Klage gab. Auch am Samstag verlebte die Polizei einen ruhigen Nachmittag.
Der 1. FC Lok II galt vielen vor dem Spiel als Favorit, denn die Mannschaft beendete die aktuelle Saison als klarer Stadtligameister. Bei strahlendem Sonnenschein und besten Platzverhältnissen entwickelte sich zu Anfang eine recht einseitige Partie. Die in traditionellem Blau-Gelb spielende Mannschaft des 1. FC Lok II überzeugte vor über 700 zahlenden Zuschauern durch guten läuferischen Einsatz und Präzision in den Pässen. Der 1:0-Führungstreffer nach einer Viertelstunde durch Patrick Tönnessen wurde zwar durch einen katastrophalen individuellen Fehler in der RSL-Abwehr eingeleitet, war aber nur folgerichtig. Denn die ganz in Schwarz gekleideten Connewitzer konnten ihr Potenzial zu diesem Zeitpunkt nicht abrufen. Erst gegen Ende des ersten Durchgangs erspielten sie sich zwei gute Chancen, die allerdings vergeben wurden.
RSL-Trainer Knopf muss in der Kabine die richtigen Worte gefunden haben. Schon kurz nach Wiederbeginn erlöste Martin Siegel mit einem platzierten Flachschuss ins lange Eck die ca. 600 mit Straßenbahn und Fahrrad angereisten Anhänger des Roten Stern. Von da an lieferten sich beide Mannschaften einen großen Kampf mit vielen Chancen vor beiden Toren, und auch die stimmungsvolle Kulisse war eines Pokalfinales absolut würdig. Ein Treffer gelang beiden Teams in der regulären Spielzeit aber nicht mehr. Und so musste die Entscheidung in der Verlängerung fallen.
Das einzige Tor während dieser 30 Minuten fiel direkt nach dem Anpfiff, als RSL-Mittelfeldakteur Nico Langer einen zu kurz geratenen Rückpass eines Abwehrspielers von Lok aufnahm, den Torhüter umspielte und zum umjubelten 2:1 einnetzte. Zwar stemmten sich die Spieler von Lokomotive mit aller Macht gegen die drohende Niederlage, jedoch konnten sie den sicheren Stern-Torhüter Hessler nicht mehr überwinden. Am Ende merkte man beiden Mannschaften die körperlichen Strapazen an – einige Spieler mussten mit Wadenkrämpfen behandelt werden. Als der gute Schiedsrichter Eckhardt nach 120 Minuten endlich abpfiff, stürmten die Fans des RSL auf den Platz, um mit ihrer Mannschaft den ersten Pokalerfolg der Vereinsgeschichte zu feiern. Die Feiern zogen sich die ganze Nacht hin, noch am frühen Morgen wurden feiernde Fans rund ums Connewitzer Kreuz gesichtet und vor allen gehört.
Ein weiteres noch zu erwähnendes Novum war die erste Radioübertragung (via UKW oder Internet-Livestream) eines Stadtpokalfinales über den hiesigen Lokalsender Radio Blau. Im vor dem Finale der Herren ausgetragen Frauenfinale verhinderte die SG LVB den dritten Pokalerfolg der Post SV »Old Ladies« nacheinander mit einem überzeugenden 3:0-Erfolg. Alles in allem ein sehr angenehmer Pokalnachmittag und eine sehr gute Möglichkeit, sich mit schönem Fußball von der Fußball-EM zu erholen.