Stille unter einem flirrend gleißenden Himmel, ein Schatten, ein kurzes Geräusch, wieder Ruhe. Dann ein Schrei, wie aus dem Nichts. Durch einen kleinen Riss im Gefüge der Normalität versuchen sich die Schauspieler der Theatergruppe »Los Cabrones«, Aufmerksamkeit in der belebten Fußgängerzone Leipzigs zu verschaffen.
Stille unter einem flirrend gleißenden Himmel, ein Schatten, ein kurzes Geräusch, wieder Ruhe. Dann ein Schrei, wie aus dem Nichts. Durch einen kleinen Riss im Gefüge der Normalität versuchen sich die Schauspieler der Theatergruppe »Los Cabrones«, Aufmerksamkeit in der belebten Fußgängerzone Leipzigs zu verschaffen. »Statt zu warten, dass die Leute ins Theater kommen, gehen wir eben zu ihnen«, kündigt Initiator Larsen Sechert die 2. Straßentheatertage in Leipzig an, bei denen neben den »Los Cabrones« unter anderen auch die Connewitzer Cammerspiele und Sowiesoda, ein Improvisationstheater aus Leipzig, unter freiem Himmel performen werden.
Sie alle verbindet, dass sie mit schauspielerischen Mitteln in den Alltag eingreifen und Passanten zum »Stop and Think«, zum Anhalten und Innehalten, bewegen wollen. Auffallen, Ausprobieren, Werben – ob Aufmerksamkeit für das neue Stück oder das Sommertheater zu erregen, es gilt Theatermuffel mit der Vielseitigkeit der Theaterwelt zu konfrontieren. Dabei lehnt sich die Gruppe Knalltheater mit ihrem Fest, an das Amsterdamer Foolsfestival der 70er Jahre an. Damals traten auf Straßen und Plätzen Schauspieler auf, denen der künstlerische Austausch wichtiger war als das Geldverdienen.
Doch das Spielen im öffentlichen Raum erfordert oft spektakuläre Mittel, damit es in der hektischen Umgebung des städtischen Alltags überhaupt auffällt. Parks oder ratternde Straßenbahnen in Bühnen zu verwandeln, gelingt oft nur durch spontane Improvisation. Daneben gibt es aber auch Inszenierungen, die sich nicht sofort als Theaterspiel erkennen lassen. Tom Bailey und Gerno Knall von der Gruppe Knalltheater etwa werden in ihrem Stück »Taubenfüttern« eine Art getarntes Theater vorführen.
Einer der Höhepunkte wird »Hamlet4You« von »THEATER light« sein. Die erfolgreiche Inszenierung, die letztes Jahr auf der Pferderennbahn zu sehen war und auch dieses Jahr vom 24. Bis 31. Juli sowie am 1. Und 2. August stattfindet, wird im Rahmen des Straßentheaters einmal mehr schwer verdauliche Theaterstoffe in leicht zugängliche Übersetzungen verwandeln – der Name der Gruppe ist Programm. Corinna Waldbauer und Alexander Fabisch spielen den Hamlet übrigens zu zweit. Wie das gehen soll? Zwar wird an Text und Figuren gekürzt, doch stellen sich die beiden der schier übermächtigen Anzahl von Figuren durch wildes Spiel. Später wird in dem Stück bekanntlich gestorben, was das Zeug hält, und die Figurenzahl nähert sich der Anzahl der Schauspieler an. Wenn sich Waldbauer und Fabisch dann mal wieder gegenseitig an die Gurgel gehen, weil sie sich nicht einigen können, wer denn nun der bessere Schauspieler sei, bekommt die Frage »Sein oder Nichtsein« eine neue, humorvolle Dimension.
Da es keinen festen Spielplan für das Straßentheaterfestival gibt, sollte man beim nächsten Stadtbummel einfach die Augen offen halten. Wie gesagt, das Theater kommt zu uns.