Aus allen Richtungen brandet einem ohrenbetäubender Lärm entgegen. Wummernde Bässe, Gequieke, Motorenröhren, Explosionen sowie geschäftig wuselnde Angestellte der Messe und Presseleute machen die Games Convention am Fachbesuchertag zu einem Hindernislauf für die Sinne. Angenehmer und beschaulicher geht es am Stand der HTWK zu.
Aus allen Richtungen brandet einem ohrenbetäubender Lärm entgegen. Wummernde Bässe, Gequieke, Motorenröhren, Explosionen sowie geschäftig wuselnde Angestellte der Messe und Presseleute machen die Games Convention am Fachbesuchertag zu einem Hindernislauf für die Sinne. Angenehmer und beschaulicher geht es am Stand der HTWK zu. Im Rahmen ihrer Diplomarbeiten entwickelten sechs Studenten der Hochschule das Computerspiel »Palladion«, nun stellen sie das ambitionierte Projekt auf der GC 2008 vor und hoffen, entdeckt zu werden. Bei Gummibärchen und in bequemen weißen Sesseln abseits des ganz großen Getümmels erzählen die zwei Teammitglieder Mirko Jantke (28) und Markus Scholz (25) dem kreuzer vom Adventure der Hochschüler, der Leipziger Spielentwickler-Szene und der Bedeutung der Games Convention für sie.
kreuzer: Wie kam es zu dem Projekt?
MARKUS SCHOLZ: Die Initialidee zur Entwicklung eines Computerspiels durch Studenten kam von einem unserer Professoren, Jörg Bleymehl, und unserem Grafiker Max Vetter. Dieser hatte vorher schon ein Praktikum bei einer Spieleproduktion in Halle absolviert. Danach ging es noch darum, Leute für die Bereiche zu finden, die noch fehlten. Die Zusammensetzung des Teams lief direkt über die Hochschule, aber wir kannten uns auch schon alle vorher.
kreuzer: Über welchen Zeitraum erstreckte sich die Entwicklung und wie habt ihr die Arbeit aufgeteilt?
SCHOLZ: An der direkten Umsetzung haben wir drei Monate gearbeitet, inklusive Konzeption circa sechs Monate. Im Vorfeld haben wir uns Arbeitsbereiche abgesteckt. Da wir ein eher kleines Entwicklungsteam sind, haben sich die Gebiete aber schon überlappt. Wir haben 100 Prozent Unterstützung von der Hochschule bekommen, auch bei den Produktionsmitteln. Die Diplomarbeiten werden dann natürlich im jeweilig bearbeiteten Feld verfasst.
kreuzer: Was hat euch dazu bewogen, ein Adventure zu machen?
MIRKO JANTKE: Es war eine Gemeinschaftsentscheidung, ein Adventure zu machen. Wir sind einfach selber Fans und mögen Adventures. Wir mussten einen Rahmen finden, in dem wir das Projekt realisieren, ein 3D-Shooter zum Beispiel hätte einen nicht zu bewältigenden Arbeitsaufwand bedeutet. Es war also schon eine pragmatische Entscheidung, aber vor allem ist ein Adventure sehr storylastig, und die Geschichte steht im Vordergrund.
kreuzer: Was bedeutet Palladion und wovon handelt die Story?
JANTKE: Der Titel des Spiels »Palladion« ist der griechischen Mythologie entlehnt. Es bezeichnet etwas Schützenswertes und passt gut zum Spielinhalt. Die Story ist in einem Endzeitszenario angesiedelt und dreht sich um zwei Geschwister, die versuchen, sich der Kontrolle des Systems zu entziehen. Die Machthaber erhalten mittels Verbreitung eines genetischen Defekts den Status quo. Die Geschwister werden voneinander getrennt, und der Bruder begibt sich auf die Suche nach Heilung und seiner Schwester.
kreuzer: Wie schätzt ihr den Zustand der Leipziger Spielentwickler-Szene ein?
SCHOLZ: Die Leipziger Spielentwickler-Szene ist noch recht jung und steckt in den Kinderschuhen, aber es ist schade für so eine große Stadt, dass hier nicht mehr angesiedelt ist. Wir fänden das schon klasse, wenn sich das ein bisschen etablieren würde, aber so etwas richtig Großes gibt es halt leider noch nicht.
kreuzer: Was erhofft ihr euch für das Projekt auf der Messe und was ist eure persönliche Zielsetzung?
JANTKE: Wir würden gerne auch nach dem Studium weiter im Bereich Spielentwicklung arbeiten, und alle im Team wollen am liebsten in Leipzig bleiben. Wir erhoffen uns schon, hier auf der Games Convention jemanden zu finden, der sich für das Projekt interessiert. Ideal wäre es natürlich, wenn dieser es auch weiterfinanziert.
kreuzer: Die Games Convention findet dieses Jahr wohl zum letzten Mal in Leipzig statt. Seht ihr eine Alternative?
SCHOLZ: Es wäre denkbar, dass man hieraus im nächsten Jahr vielleicht eine kleine Fachmesse macht, schade wäre es allemal, wenn die Spielemesse komplett abwandert. Gerade für ein lokales Projekt wie unseres ist die Games Convention in Leipzig natürlich exzellent zur Präsentation.