Die Neue Szene heißt jetzt Skala, ist da, wo sie immer war, aber nicht mehr bestuhlt. So sitzen die Studenten auf dem Boden, während sie auf das erste Konzert der neu benannten Stätte warten. Bestritten wird es von PeterLicht, einem fotoscheuen Liedermacher, der Weisheiten in die Welt posaunt.
Die Neue Szene heißt jetzt Skala, ist da, wo sie immer war, aber nicht mehr bestuhlt. So sitzen die Studenten auf dem Boden, während sie auf das erste Konzert der neu benannten Stätte warten. Bestritten wird es von PeterLicht, einem fotoscheuen Liedermacher, der Weisheiten in die Welt posaunt wie »Wer sich schneller entspannt, ist besser als jemand, der sich nicht so schnell entspannt, aber immer noch besser als jemand, der sich überhaupt nicht entspannt und verdientermaßen unentspannt ist – da kann man nichts machen«. Darin scheinen sich so viele Leute wiederfinden zu können, dass das Konzert seit Wochen ausverkauft ist. Hatte man jedenfalls gehört. So voll war es dann aber gar nicht, und all die »Wir-probieren-es-mal«-Leute kamen noch problemlos rein …
Und dann konnte es losgehen: PeterLicht und drei Mitglieder betreten in graubeigebraunen Anziehsachen die hell ausgeleuchtete Bühne, wir sind ja schließlich im Theater, und das Ganze ist auch eine Lesung. Lichts vorgelesene Texte sind Steigerungen von Gefühlen, bei denen das Bild eines riesengroßen Lochs zurückbleibt, in dem eine Selbsthilfegruppe im Kreis sitzt, während hinter ihr tausende Waschmaschinen in die Tiefe geschmissen werden.
Alltäglicher sind die Sachen, die er singt. Safaripark, Sonnendeck und Pärchen, die sich trennen. Nicht zu verachten die politischen Themen. Da geht es um Arbeitgeberpräsidenten, Flugzeuge, die in Häuser krachen, und das Ende des Kapitalismus. Aber immer fröhlich beschwingt. »Denn charmant muss es sein, und Esprit muss es haben, und an Witz darf es nicht fehlen und Heiterkeit.« Und was könnte charmanter sein als ein Sozialstaat, der zur Hölle fährt?
Gemeinschaftliches und immer wieder gern gepflegtes Konzerthighlight: Licht teilt Liederzettel aus, und dann dürfen wir alle mitsingen: »Wir sind jung und machen uns eben Sorgen über unsere Chancen auf dem Arbeitsmarkt.« Ein schöner Chor. Auch mit dieser Zeile scheint die Identifikation groß zu sein.
Tanzend oder eher rhythmisch rumwackelnd spielt PeterLicht seine Akustikgitarre oder auch mal ein umgehängtes Cello oder ein indianisch aussehendes Instrument, von dem niemand eine Ahnung hat, wie das heißt. Der Schlagzeuger trommelt auf Pappkarton, der E-Bass ist neonpink, und der Pianist trällert fröhlich mit.
Das Publikum ist begeistert, geht trotzdem nicht richtig ab, klatscht aber immerhin zwei Zugaben herbei. Die neue Skala ist eingeweiht. Fröhlich und gelungen. Denn wir wissen: »Wenns nicht anders geht, dann werden wir eben siegen!«