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Kultur

Spickzettel zum Hammerexamen

Wie ein rappender Medizinstudent die Hürden des Staatsexamens überspringt

  Spickzettel zum Hammerexamen | Wie ein rappender Medizinstudent die Hürden des Staatsexamens überspringt

Kunststudenten sind kreativ. Mediziner retten Leben. Doch was passiert, wenn der Mediziner zum Künstler mutiert oder der Künstler zum Lebensretter wird? Dann können schon mal verrapte Eselsbrücken zum Hammerexamen der Medizin entstehen.

Kunststudenten sind kreativ. Mediziner retten Leben. Doch was passiert, wenn der Mediziner zum Künstler mutiert oder der Künstler zum Lebensretter wird? Dann können schon mal verrapte Eselsbrücken zum Hammerexamen der Medizin entstehen.

Angefangen hat alles in einer kleinen Wohnung in Leipzig. Hier versteckt sich das Studio zweier Brüder. Der eine ist Medizinstudent, der andere Wirtschaftsinformatiker. Seit Jahren produzieren die beiden Musik. Der 25-jährige Matthias Raschpichler spielt Schlagzeug und textet die Lieder, sein zwei Jahre älterer Bruder Johannes bedient die Tasteninstrumente und komponiert die Stücke.

Als Matthias im letzten Jahr sein Staatsexamen bewältigen musste, wollte er während der Lernphase sein Wissen und seine Erfahrungen mit anderen Medizinstudenten teilen. Schnell war die Idee eines Internetblogs entstanden. Mit Hilfe seines Bruders schuf er eine Online-Plattform, die ihm als Tagebuch dienen sollte. Auf stexdose.de schrieb er die Erfahrungen des Auf und Abs während der Lernwochen nieder, stellte YouTube-Videos, die ihn persönlich begeisterten, online, veröffentlichte Interviews, die er mit Leipziger Ärzten führte, oder wies auf wertvolle Verlinkungen hin – »immer in der Hoffnung, dass andere Studenten mitgerissen werden, sich begeistern«.

Unter all den Tipps und Ratschlägen versteckt sich das Herzstück der Plattform. Es sind Rap-Songs der ganz besonderen Art. Sie erzählen vom lateinischen Medizinwirrwarr und den Extremitäten des menschlichen Körpers. Oder von Dingen, welche der Laie nicht versteht, die aber für den gelernten Mediziner das Einmaleins sind. Das beweist ein Textauszug aus dem »Orthostest«. Da heißt es: »Wirbelsäule Schober fünfter LWK, zehn kranial / weniger als vier ist ungesund, das merke dir. / Wirbelsäule Ott siebenter HWK, dreißig caudal/ weniger als zwo ist ungesund. Ach so?«

»Es ist nicht für die Oper und auch nicht für ein Jazzkonzert in Amsterdam geeignet, aber dafür authentisch«, meint der Medizinstudent. Für Matthias Raschpichler beginnt inzwischen ein neuer Lebensabschnitt: Sein Staatsexamen hat er geschafft. Nun will er wirklich Leben retten und sein erlerntes Wissen anwenden. »Wir sind musikbesessen. Doch die Musik ist für solch ein Hobby zu zeitaufwendig.« Aus diesem Grund suchen die Brüder nun hoch motivierte Nachfolger, die das Projekt weiterführen sollen.


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