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Kultur

»Es ist ein Existenzkampf«

Kreativ-Studiengänge sind begehrt, doch als Designer sein Brot zu verdienen, ist oft hart

  »Es ist ein Existenzkampf« | Kreativ-Studiengänge sind begehrt, doch als Designer sein Brot zu verdienen, ist oft hart

Der Beruf des Designers ist ebenso vielgestaltig wie beliebt. Doch der Weg von der Hochschule in den Arbeitsmarkt erweist sich oft als steinig. Der kreuzer sprach mit Ingo Müller, Mitarbeiter am Transferzentrum der Burg Giebichenstein, über seine Arbeit, die Situation der Design-Absolventen in Halle und Leipzig und ihre Chance, eine kreative Nische zu finden.

Der Beruf des Designers ist ebenso vielgestaltig wie beliebt. Doch der Weg von der Hochschule in den Arbeitsmarkt erweist sich oft als steinig. Der kreuzer sprach mit Ingo Müller, Mitarbeiter am Transferzentrum der Burg Giebichenstein, über seine Arbeit, die Situation der Design-Absolventen in Halle und Leipzig und ihre Chance, eine kreative Nische zu finden.

kreuzer: Was genau ist Ihre Tätigkeit an der Burg Giebichenstein?

INGO MÜLLER: Das Transferzentrum kümmert sich unter anderem um die Absolventenvermittlung. Unsere Aufgabe ist vergleichbar mit einem Career Center: Wir beraten Studenten bei Erstellung ihrer Bewerbungsunterlagen, beantworten ihre Fragen zur Selbstständigkeit, bieten ihnen Seminare an – zum Beispiel zu Wegen in die Selbstständigkeit, Kundenakquise und PR für Designer – und vermitteln Praktika und Stellen.

kreuzer: Wie ist Ihrer Erfahrung nach die Situation der Design-Absolventen, besonders von denen, die in Halle oder Leipzig bleiben?

MÜLLER: In Halle ist es nicht leicht, in einem Job unterzukommen, in Leipzig geht es vielleicht etwas besser. Es gibt kaum einen Stellenmarkt für Designer, deshalb gehen – abgesehen von einigen Lichtblicken – leider viele weg. Es gibt auch zahlreiche Existenzgründungen vor Ort, wobei die Akquise immer über den lokalen Rahmen hinausgehen muss. Und es gibt Absolventen, die erst einmal von Hartz IV bedroht sind, aber wir versuchen, das verstärkt zu vermeiden.

kreuzer: An der Burg wird auch Produktdesign gelehrt. Finden da nicht etliche Absolventen einen Platz in der Industrie?

MÜLLER: Ja, aber zu selten in Sachsen-Anhalt. Es kommt auf den Fachbereich an. In der Mode- und Textilbranche gibt es hier sehr wenige Stellen, in den Bereichen Multimedia- und Kommunikationsdesign sieht es besser aus.

kreuzer: Seit einiger Zeit hat man in Leipzig den Eindruck, dass es Unmengen von Designern gibt, die – böse formuliert – Selbstgemachtes anbieten, zu Preisen, bei denen man sich nicht vorstellen kann, dass der Gewinn zum Leben reicht. Ist es gut, sich auf diese Weise originelle Referenzen zuzulegen und ins Gespräch zu bringen oder handelt es sich hier um eine Sackgasse?

MÜLLER: Wenn es auf Dauer zum Leben nicht reicht, aber die ganze Arbeitszeit auffrisst, ist es in jedem Fall eine Sackgasse. Kleine Produkte haben den Vorteil, dass sie leicht zu produzieren sind und dass sie sich gut verkaufen. Wenn man ein eigenes Möbelstück designt, ist das vergleichsweise mit viel Aufwand und einem hohen Kostenvorlauf verbunden. Das rechnet sich – wenn überhaupt – erst mittelfristig. Von daher sind kleine Produkte ein gutes Einstiegsfeld.

kreuzer: Man gerät aber auch in eine Spirale: Junge Designer haben kein Startkapital, erwirtschaften aber auch keinen Gewinn. Wie kommt man da raus?

MÜLLER: Indem man sich bestenfalls erst gar nicht hineinbegibt und vorab fragt, ob die Idee tragfähig ist. Designer sein ist eine Sache, Unternehmer sein eine andere. Unser Transferzentrum bereitet die Studenten auf diese andere Seite ihrer Profession vor.

kreuzer: Gibt es Ihrer Meinung nach Nischen im kreativen Markt, und wenn ja, wo?

MÜLLER: Es gibt hier viele kleine und mittelständische Unternehmen. Wenn man sich deren kommunikativen Auftritt oder deren Produkte anschaut, dann sieht man, dass da in gestalterischer Hinsicht viel Potenzial und Innovationsbedarf steckt. Für Designmanagement muss man aber erst einmal ein Bewusstsein in den Unternehmen schaffen. Das ist deren Chance, sich in einem bereits gesättigten Markt doch noch


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