Der Flyer auf dem Tisch verrät wenig über die Vernissage, die am 20.3. im Haus des Internationalen Bundes in Connewitz stattfinden soll. Swen Reichhold, freier Fotograf beim kreuzer, stellt Fotografien aus Bosnien-Herzegowina (BiH) aus und vor. Ein Schwarz-Weiß-Portrait lässt auf mehr hoffen.
Der Flyer auf dem Tisch verrät wenig über die Vernissage, die am 20.3. im Haus des Internationalen Bundes in Connewitz stattfinden soll. Swen Reichhold, freier Fotograf beim kreuzer, stellt Fotografien aus Bosnien-Herzegowina (BiH) aus und vor. Ein Schwarz-Weiß-Portrait lässt auf mehr hoffen.
Im Hotel Seeblick bestellt Reichhold einen Tee und fängt an von seiner dreiwöchigen Reise in Südosteuropa zu erzählen. Eine Frage, die den Fotografen immer begleitete, wenn er Menschen in Bosnien-Herzegowina kennen lernte, war der Zweifel, die Ungewissheit darüber, welche Rolle diese Menschen im Bürgerkrieg spielten.
Seine Route führte ihn von Maglai nach Sarajevo, Mostar, Blagaj und anschließend Trebinje und wieder zurück. Die schlecht ausgebaute Infrastruktur erschwert das Reisen durchs Landesinnere. Das Auswärtige Amt warnt wegen der akuten Minengefahr, fehlender Beleuchtung und der Gefahr durch Braunbären explizit vor dem Verlassen offizieller Straßen. Die vom Aussterben bedrohte Tierart lebt in BiH in unberührter, verminter Natur.
Bosnien-Herzegowina ist ein junges Land mit viel Geschichte. Ein Schmelztiegel der Religionen und die traurige Geschichte von zwischenmenschlichen Missverständnissen. Hervorgegangen aus dem sozialistischen Vielvölkerstaat Jugoslawien, taumelte die junge Republik von einer Krise in die nächste. Ein drei Jahre andauernder Bürgerkrieg (1992 – 95) zwischen Serben, Kroaten und Muslimen schwächte das Land und nahm ihm möglicherweise jede Zukunft. Ein Land, dessen Menschen derartig traumatisiert sind, kann nur schwer atmen und von Außenstehenden kaum erfasst werden.
Swen Reichhold entscheidet sich in seiner Ausstellung für drei verschiedene Überschriften: Landscape, Architektur und Portraits. Portraits sind bei Reichhold immer in Schwarz-Weiß und ohne Blitzlicht aufgenommen – Zeitlosigkeit und Natürlichkeit sind ihm wichtig. Der Fotograf weiß viel zu berichten, hat viel gesehen. Zum Beispiel die größte Baustelle in Sarajevo – die amerikanische Botschaft. Oder die an Massentourismus grenzenden Besucherscharen in Mostar und die fehlende Mc Donalds-Filiale in der Hauptstadt. Die westliche Normalität auf der einen und die nationale Würde auf der anderen Seite. So erzählt ihm zum Beispiel ein Serbe voller Stolz, dass er den gleichen Vornamen wie Radovan Karadzic trage.
Bosnien-Herzegowina (BiH) ist zusammengesetzt aus zwei autonomen Entitäten: Die eben erwähnte Republik Srpska und die Kroatisch-Muslimische Förderation. Beide Landstriche verwalten sich selbstständig und getrennt voneinander. Der Staat BiH definiert sich über eine gemeinsame Außenpolitik und eine geteilte Währung. Und über gemeinsame Erinnerungen an einen grausamen Bürgerkrieg. Diese gemeinsamen Erinnerungen können die verschiedenen Seiten jedoch offenbar nicht miteinander verbinden.
Swen Reichhold hat sich um eine wertneutrale Annäherung an das Land, nicht nur in politischer Hinsicht, bemüht. Seine Vernissage wird 35 Fotos zeigen und die Möglichkeit zum direkten Austausch mit dem Fotografen bieten. Reichhold wird für Gespräche, Diskussionen und Fragen zur Verfügung stehen und versuchen, das Land und seine Bilder zu erklären.