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»Wie Fohlen vom Geruch der Freiheit ganz wild«

Tourblog zur Welttournee von The Fuck Hornisschen Orchestra (Teil 4)

  »Wie Fohlen vom Geruch der Freiheit ganz wild« | Tourblog zur Welttournee von The Fuck Hornisschen Orchestra (Teil 4)

Julius Fischer und Christian Meyer sind mit ihrem Literatur-Quatsch-Musik-Duo The Fuck Hornisschen Orchestra auf kleiner Welttournee und berichten exklusiv für kreuzer online von ebenjener. In gesprächsähnlichen Kaskaden schildern sie dabei jeden Dienstag ihre Eindrücke und Erfahrungen der vorangegangen Woche. Dieses Mal geht es um Menschen mit narzisstischer Störung, Drauffe beim Oktoberfest, Deutschlands schönste Bäume und den unbeschreiblich warmherzigen Osten.

Julius Fischer und Christian Meyer sind mit ihrem Literatur-Quatsch-Musik-Duo The Fuck Hornisschen Orchestra auf kleiner Welttournee und berichten exklusiv für kreuzer online von ebenjener. In gesprächsähnlichen Kaskaden schildern sie dabei jeden Dienstag ihre Eindrücke und Erfahrungen der vorangegangen Woche. Dieses Mal geht es um Menschen mit narzisstischer Störung, Drauffe beim Oktoberfest, Deutschlands schönste Bäume und den unbeschreiblich warmherzigen Osten.

The Horni Orch und Fuck Sschen Estra, wie wir heißen würden, wenn man unseren Flyer in der Mitte zerrisse, was von unserer Hände Absicht schon manchmal in Momenten der Überforderung und Verzweiflung und des Heimwehs vorgekommen ist, befinden sich am Ende der letzten Woche. Und soviel kann man sagen: Wir leben beide noch – mehr schlecht als recht, aber unsere Sätze werden länger.

Man kann sich unser Verhältnis vielleicht mit einem Vergleich vergegenwärtigen: Stellen wir uns Andreas Baader und Klaus Kinski in einem Raum vor. Sie sitzen einander gegenüber, Baader mit einer Pistole und Kinski mit einer Peitsche bewaffnet. Beide beschimpfen sich unablässig aufs übelste. »Dreckschwein«, »Scheißjudas« und »Opportunistensau« sind die bekömmlichen Standards.

Wenn man zwei Menschen mit stark narzisstischer Störung zusammensperrt, ist die Konsensfindung immer verbunden mit Mord oder Täuschung, das hat schon bei Hitler und Stalin nicht anders funktioniert.

Christian: Julius hat leichte Schnitte auf dem Handrücken, das kommt daher, dass er sich unser Band-Siegel mit einer Metallnoppe eines Flaschenverschlusses eingeritzt hat ...

Julius: Was dich lediglich davon überzeugen soll, dass ich immer noch hinter uns stehe. Während du immer wieder von Auflösung sprichst, schreibe ich mit Tränen in den Augen neue Songs.

Christian: Wir werden uns auflösen, soviel steht fest. Irgendwann!

Julius: Du bist immer der Bad Guy. Erzähl doch lieber mal ein paar Good News aus unserer letzten Woche!

Mit Limo auf der Wiesn
Christian: Erstens bin ich immer sehr freundlich und nicht bad und neue Songs schreiben wir immer noch gemeinschaftlich! Unsere vierte Woche startete gediegen in München, dessen Oktoberfest wir besuchten. Wir wohnten bei Julius Onkel und Cousin und Cousine.

Julius: Die Leser wolln bestimmt was übers Original Oktoberfest wissen ...

Christian: Na ja ...Viele Drauffe und das sicher ohne Grund, übervolle, riesige Bierzelte und der berühmte Liter Bier.

Julius: Auf das wir verzichteten. Wir waren nicht so, wie der gemeine Wiesnproll ...

Christian: Nein, wir sind immer noch The Fuck Hornisschen Orchestra und schnabulierten uns daher auf der Knutschtreppe vor der Bavariastatue mit Blick über die dumme Feierei schön ne Limo rein.

Julius: Ich ’n Mezzo Mix.

Christian: Ich ne Sprite.

Julius: Wir fühlten uns überlegen und gut.

Christian: Etwas Gutes hatte das Oktoberfest, das größte Volksfest der Welt, wie Julius 6-jähriger Cousin mehrfach betonte: Karussells! Julius und ich gönnten uns eine rasante Fahrt im »TechnoPower« – ich fands langweilig ...

Julius: Mir war speiübel ...

Christian: Ja, Oktoberfest ist nichts für uns, dann lieber wieder zum Tagesordnungspunkt des Dienstags: unser Konzert.

Julius: Das Konzert im Kino Monopol war das erste komplette Unplugged-Set, das wir gespielt haben. Also klar, wir haben schon mal ohne Strom gespielt, aber noch nicht 2 Stunden. Das Publikum war höchst wohlgesonnen, aber was soll man sagen, unser neuer Song »Rote Korallen« floppte total. Wir ließen uns nicht lumpen und brachen das Lied einfach vor der Pointe ab. Da kennen wir nichts! Untermalt wurde unser Auftritt – denn es war ja im Kino – von einem Film über Bäume, der die ganze Zeit über lief. Herrlich, wir als Silhouetten im Lichte unserer Jahrtausende alten hölzernen Freunde.

Christian: Ja, diese DVD ist ein Traum. Sie heißt tatsächlich »Deutschlands schönste Bäume« und wird auf jeden Fall auch am 10.10. zu unserer heißersehnten Finalfete inna Ilse zur Geltung kommen.

TFHO steigt der CSU nicht ganz aufs Dach, aber n schönes Haus haben die da
Julius: Nach München kam Eichstätt, wo’s gut gefühlt inmitten der barocken Katholizismushochburg ziemlich weltlich rockig in Form von UNS zur Sache ging und wo wir scharf aßen.

Christian: Dann Nürnberg, wo wir in einem Friseurlehrsalon spielten und uns alle soooo toll fanden ...

Julius: In Ansbach spielten wir mal wieder unverstärkt für 15 sehr nette Leute und trafen sie auch.

Christian: Es zog alles einfach vorüber und es wird alles unspektakulärer. Die Ernüchterung kommt jedoch nicht. Wir sehnten uns nach dem Osten. Nach 4 recht schönen und einem ausgefallenen Konzert in Bayern konnten wir die CSU-Fressen nicht mehr sehen.

Julius: Übrigens: Unser Kommentar zur Wahl 2009 und unseren damit verbundenen Chancen als Hausband der neuen Regierung (schwarz/gelb – Hornisschen, comprende!?): BOURGOIS!

Wir hängen so sehr aneinander, auch in Erfurt
Christian: Aber der Osten hatte uns wieder. Wie schön es war in Erfurt, wie lieb die Menschen sind und wie großartig Jena ist, das ist unbeschreiblich. Es war ein Fest. Wir lieben das Kassablanca. Es ist jedes Mal so wundervoll dort ...

Julius: ... und wenn 250 Partypeople größtmöglich jubeln, wenn Christian schreit: »Willkommen, wir sind The Fuck Hornisschen Orchestra« ...

Christian: ...und bei »Verpasste Gelegenheit« (»Und wenn sie kommt, fährt sie an uns vorbei«) hinterm Kassa die Regionalbahn nach Gera durchfährt ...

Julius: ... und das Publikum völlig steil geht, weil wir das genauso geplant hatten ...

Christian: Ja, dann ...

Julius: Ja, dann ...

Christian: ... dann wissen wir, die Anstrengungen haben sich gelohnt. Wir sind mit den Kräften am Ende, aber der Applaus treibt uns weiter ...

Julius: Wie Vögel vom Wind getrieben ...

Christian: Wie Fohlen vom Geruch der Freiheit ganz wild ...

Julius: Wie wir nach Berlin, welches wir Montag beehren, bevor wir fünf Tage pausieren dürfen ...

Christian: Schlechter Vergleich ...

Julius: Bourgois!


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