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Kultur

Die Maulwurf-Funktion

Die fünfzigste Ausgabe der Literaturzeitschrift <em>Edit</em> erscheint

  Die Maulwurf-Funktion | Die fünfzigste Ausgabe der Literaturzeitschrift <em>Edit</em> erscheint

Das Leben eines Literaturzeitschriftenredakteurs kann man sich wie das Leben eines Maulwurfs vorstellen: Monatelang wühlt er sich durch Berge an unverlangt eingesandten Manuskripten, um nach einer Weile mit einer druckfrischen Zeitschrift im Tageslicht zu erscheinen – und sofort wieder abzutauchen in die Untiefen der Literatur.

Das Leben eines Literaturzeitschriftenredakteurs kann man sich wie das Leben eines Maulwurfs vorstellen: Monatelang wühlt er sich durch Berge an unverlangt eingesandten Manuskripten, um nach einer Weile mit einer druckfrischen Zeitschrift im Tageslicht zu erscheinen – und sofort wieder abzutauchen in die Untiefen der Literatur.

Jan Kuhlbrodt zumindest antwortet auf die Frage, welche Funktion Literaturzeitschriften haben, voller Überzeugung: »Wir sind die Maulwürfe des Literaturbetriebs.« Auch in diesem Monat kommt Kuhlbrodt wieder ans Tageslicht, diesmal mit einem Geburtstagskind: Im Oktober erscheint die fünfzigste Ausgabe der Leipziger Literaturzeitschrift Edit – Papier für neue Texte – für eine Literaturzeitschrift eine beachtliche Zahl.

Seit 2007 ist der studierte Philosoph und Autor Kuhlbrodt Edit-Redakteur und versucht, »in der Welt des Geschriebenen das zu finden, was über das schon Geschriebene hinausreicht«. Unterstützt wird er seit einem halben Jahr von Hannes Becker, der gerade ein Studium am Literaturinstitut absolviert. Publizistik-Student Mathias Zeiske hält den beiden bei ihren Tauchgängen den Rücken frei: Ebenfalls seit einem halben Jahr fungiert der Publizistik-Student als Geschäftsführer der Zeitschrift und kümmert sich um organisatorische Belange und Veranstaltungen.

Dass eine neue Mannschaft die Jubiläumsnummer verantwortet, empfinden die drei Edit-Herausgeber als Glücksfall. »Sowohl das Jubiläum als auch das neue Team waren gute Gelegenheiten, sich mal wieder grundsätzliche Gedanken über die Zeitschrift zu machen«, sagt Zeiske. »Wo stehen wir? Wohin wollen wir?«

Auch über das Layout haben die drei nachgedacht, und so erscheint die Geburtstags-Edit in neuem Gewand, das HGB-Meisterschüler David Voss entworfen hat. »Das neue Layout verschafft dem Kunstteil mehr Raum«, erklärt Kuhlbrodt, »dadurch sind wir jetzt eine Literatur- und Kunstzeitschrift.«

Wird zusammen mit seiner Band eine der Feierlichkeiten musikalisch untermalen: Jens Friebe
Doch nicht nur die Kunst muss in Szene gesetzt werden, sondern vor allem die Texte. In der Nummer 50 sind das unter anderem eine Pasolini-Neuübersetzung, Prosa von Hans Thill und Constantin Göttfert – und drei Essays, ein Bereich, dem die Redakteure auch in Zukunft mehr Raum geben. »Wir möchten den Essay als Kunstform stärken«, sagt Becker, »Essays werden oft nur als literaturtheoretische Aufsätze wahrgenommen, aber sie sind viel mehr als das.«

Neue Mannschaft, neues Layout, neues Heft und ein runder Geburtstag – dies sind wohl genug Gründe zu feiern. Zwei Veranstaltungen haben Becker, Kuhlbrodt und Zeiske dafür auf die Beine gestellt. Nun hofft das Edit-Trio darauf, dass der eine oder andere frühere Redakteur oder Autor vorbeischaut. Und natürlich auf zahlreiche Leser, die neugierig sind auf Literatur aus den Untiefen der Literatur.


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