anzeige
anzeige
Kultur

Bin ich hier, um euch zu zerstören?

Carla Bozulich kehrt mit Evangelista zurück ins UT Connewitz

  Bin ich hier, um euch zu zerstören? | Carla Bozulich kehrt mit Evangelista zurück ins UT Connewitz

Sie habe Marianne Faithfull an die Wand gespielt, hört man. Das könnte hinhauen. So voller Wut scheint Carla Bozulich zu sein, voller Kraft und Verzweiflung, voller Liebe und Angst, die sie mit ihrer empörten Stimme herausschreit oder leise und tief in Melodien packt.

Sie habe Marianne Faithfull an die Wand gespielt, hört man. Das könnte hinhauen. So voller Wut scheint Carla Bozulich zu sein, voller Kraft und Verzweiflung, voller Liebe und Angst, die sie mit ihrer empörten Stimme herausschreit oder leise und tief in Melodien packt. Sie nennt sich inzwischen Evangelista, was damals nur ein Albumtitel war, der zum Bandnamen avancierte. Ihr jetzt erscheinendes Album heißt »Prince of Truth«. Weil sie den Hörer einlädt, klarzukommen, sich zu Leuten zu setzen, die er mag, und zu überlegen, dass es vielleicht keine Logik und keine Wahrheit gibt, sondern einen kleinen Prinzen in uns drin. Ein Prinz, der die Rettung in Form von Sounds und Love bringt.

Dass Carla Bozulich etwas durchgeknallt ist, darf man ruhig denken. Dass sie, die oft und zu Recht mit Patti Smith oder PJ Harvey im selben Satz genannt wird, kommerziell nicht sehr erfolgreich ist, ist trotzdem verwunderlich. Ihr letztes Album hat sie selbst heruntergeladen, weil es schneller im Netz war als in ihrem Briefkasten. Aber immer, wenn sie müde ist vom ständigen Touren und Singen, sagen ihre Freunde, die jeden Tag in einem Buchladen arbeiten: »Hey bitch, du fährst durch die ganze Welt und isst überall dieses gute Essen.« Und so macht sie weiter. Weil es für sie auch nichts Schöneres gibt, als ihre sphärischen, elektrisch gitarrenen und mit Streichern versehenen Soundeskapaden (auf MySpace nennt man so was Happy Hardcore) live zu spielen. Live heißt in diesem Fall: voller Improvisation, weil ihr sonst langweilig werden würde, immer wieder die gleichen Konzerte.

»Am I here to watching you / Am I here to destroy you / Am I here just to think it matters what I do«, singt sie auf »The Slayer«. Da kann es passieren, dass sie wieder durch das Publikum des UT Connewitz schreitet und man plötzlich eine Gänsehaut hat. Vielleicht weil sie so wütend oder man selbst so ergriffen ist und weil es auf jeden Fall eine Rolle spielt, was sie tut. Da kann Marianne Faithfull auch kurz mal an der Wand stehen bleiben.


Kommentieren


0 Kommentar(e)