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Kultur

Regiert das Lustprinzip!

Mission Erotik: Das Festival »sex.macht.musik« fragt nach den Objekten der Begierde

  Regiert das Lustprinzip! | Mission Erotik: Das Festival »sex.macht.musik« fragt nach den Objekten der Begierde

»Alle Lust will Ewigkeit, will tiefe, tiefe Ewigkeit«, lässt Nietzsche den weisen Zarathustra in die Nacht rufen. Geschenkt, wer denkt schon ans Aufhören, gerade wenn es am Schönsten ist? Was aber weckt denn unsere Begehrlichkeiten, turnt den Sexus an, variiert die Regler am Lustprinzip? Junggeselle Kant gibt eine vorsichtige Antwort: »Der Affekt gehört immer zur Sinnlichkeit, durch was für einen Gegenstand er auch erregt werden möge.«

»Alle Lust will Ewigkeit, will tiefe, tiefe Ewigkeit«, lässt Nietzsche den weisen Zarathustra in die Nacht rufen. Geschenkt, wer denkt schon ans Aufhören, gerade wenn es am Schönsten ist? Was aber weckt denn unsere Begehrlichkeiten, turnt den Sexus an, variiert die Regler am Lustprinzip? Junggeselle Kant gibt eine vorsichtige Antwort: »Der Affekt gehört immer zur Sinnlichkeit, durch was für einen Gegenstand er auch erregt werden möge.«

Es kommt also aufs jeweilige Objekt der Begierde an. Welche Formen und Formate dieses annehmen kann, fragt das Forum Zeitgenössischer Musik Leipzig (FZML) mit dem Festival für erotische Musikkultur und stellt mit dem wunderbar vieldeutigen Titel fest, dass es sich um eine komplexe Sache handelt: »sex.macht.musik«.

Seit 2006 richtet das FZML – im November erst wurde es mit dem Förderpreis des Sächsischen Initiativpreises für Kunst und Kultur 2009 des Freistaates Sachsen ausgezeichnet – neben vielen kleineren Veranstaltungen jährlich ein thematisch bestimmtes Festival aus. Nach Politik, Religion und Sport stehen nun also Lüsternheiten im Zentrum. Die Festivalmacher haben es sich dabei zum Ziel gesetzt, möglichst viele Facetten des Feldes Eros, Sex und Libido mit einzubeziehen, ohne erschöpfend sein zu können.

Der buchstäbliche Spannungsbogen reicht dabei von Sinnlichkeit im Geiste bis zum Porno. Neben dem Schwerpunkt Musik dienen Filme, das gesprochene Wort, Performances und Partys als Vermittlungsformen. Als musikalische Acts seien nur genannt: das House-Projekt Whirlpool Productions, der exzessive Nähe bevorzugende Jean Louis Costes, Klarinettist Richard Haynes und das Äi-Tiem, eine der ältesten deutschen Hip-Hop-Combos.

Als gleichrangiger Partner konnte das Centraltheater gewonnen werden, was sich auch optimal auf die Raumsituation des Festivals auswirkt: Große Bühne und Probebühne, Pilot, Skala und das Weiße Haus liegen so dicht beieinander, dass allein daraus eine Art Intimität resultiert.

Auch wenn natürlich die gepflegte Unterhaltung im Vordergrund steht, wird an den verschiedenen Fragedimensionen nach der Natürlichkeit von Körpern und der Produktion von Geschlechtervorstellungen, der Wahrnehmung von Sinnlichkeit, Begehren und Obsession überdies theoretisch gerührt. So findet eine Podiumsdiskussion zum Thema »sex sells« statt, bei der u.a. Jörg Buttgereit, Regisseur solcher Herzzerreißer wie »Nekromantik« über Sex und Erotik im Film debattiert. Tot gegen lebendig ist auch das Thema eines Dichterduells, in dem junge Poeten gegen lyrische Klassiker in leidenschaftlichen Wettstreit treten. Mit Shakespeares Worten: »Was Ihr nicht tut mit Lust, gedeiht Euch nicht.«


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