An dieser Stelle präsentieren wir ab sofort jeden Monat das Buch des Monats. Zu finden ist dieses dann bei Lehmanns in der Grimmaischen Straße 10, in einem exklusiven und eigens für den kreuzer eingerichteten Regal im Eingangsbereich.
An dieser Stelle präsentieren wir ab sofort jeden Monat das Buch des Monats. Zu finden ist dieses dann bei Lehmanns in der Grimmaischen Straße 10, in einem exklusiven und eigens für den kreuzer eingerichteten Regal im Eingangsbereich.
Eine »Enkelin Aubertins« nannte Peter Moses-Krause, der Verleger des Berliner Verlags Das Arsenal, seine Autorin Ingrid Mylo. Und auch wenn sein Blick auf die Schriftstellerin etwas subjektiv gefärbt sein könnte, ist es doch nicht allzu weit hergeholt, ihr eine Verwandtschaft mit dem größten aller deutschen Feuilletonisten anzudichten. Denn Ingrid Mylo gelingt es immer wieder, auf überraschende Weise Alltägliches in schönste Poesie zu verwandeln. Man fragt sich, warum ihre großartigen Texte nicht alle paar Tage, nun, sagen wir: in der F.A.Z. stehen. Oder der Süddeutschen. Da gehörten sie hin.
Die Zeit des schönen Feuilletons scheint jedoch vorbei zu sein. Deswegen entdeckt man Ingrid Mylo eher an abgelegenen Orten. Oder eben im Buch. »Männer in Wintermänteln« heißt ihr kürzlich erschienener, inzwischen dritter Band mit Kurz- und Kürzestprosa. Ein kluger leiser Ton zeichnet die darin versammelten Texte aus viel Witz und leichter Melancholie. London – offenbar Mylos Lieblingsort – kommt immer wieder vor, ebenso Frankfurt am Main, ihre Heimatstadt.
Es muss an diesem sanften Ton liegen, dass man sich von Ingrid Mylo bereitwillig in eine andere Welt mitnehmen lässt, ins Reich der Fantasie, hin zu einer völlig neuen Betrachtung der beschriebenen alltäglichen Gegenstände. Und auch hier gilt wieder das Motto, das schon ihren letzten Band, dem 2004 erschienenen »Das Treppenhaus und andere Landschaften«, vorangestellt war: »Nur eine Bitte noch an meine Leserschar: man lese von diesen kleinen Strophen gütigst nicht zuviel hintereinander, das vertragen sie nicht. Zwei oder drei vor dem Schlafengehen, wenn der Pfundsterlinglärm des Tages verstummt.« Von wem stammt dieses Motto wohl? Genau, von ebenjenem Victor Aubertin, dessen Enkelin die Mylo angeblich ist.