Das Jahr 2009 neigt sich dem Ende. Aus diesem Anlass stellen wir Leipziger vor, die das Stadtleben und die Kulturlandschaft durch ihre Taten bereichert haben und es hoffentlich auch im nächsten Jahr tun werden. Dazu haben wir unsere Redakteure gebeten, jeweils einen Vertreter ihres Fachs auszuwählen und kurz vorzustellen.
Das Jahr 2009 neigt sich dem Ende. Aus diesem Anlass stellen wir Leipziger vor, die das Stadtleben und die Kulturlandschaft durch ihre Taten bereichert haben und es hoffentlich auch im nächsten Jahr tun werden. Dazu haben wir unsere Redakteure gebeten, jeweils einen Vertreter ihres Fachs auszuwählen und kurz vorzustellen.
André Hille
Feridun Zaimoglu, Wolfgang Büscher, Klaus Schöffling – sie alle hat er nach Leipzig geholt: In der Textmanufaktur vermittelt André Hille gemeinsam mit seinen renommierten Dozenten seit Januar 2009 das Schreiben – praxisnah, auf Augenhöhe und fernab jeglicher Eitelkeit. Vielleicht geht aus Hilles Schreibschule kein neuer Clemens Meyer hervor – aber doch jede Menge Jungautoren, die die Buchstadt Leipzig und die kreative Atmosphäre in der Baumwollspinnerei beleben und erweitern. Katharina Bendixen
Sven Tasnadi
Nach Matthias Tanzmann und Daniel Stefanik ist Sven Tasnadi gerade dabei, ein weiterer Exportschlager für elektronische Musik aus Leipzig zu werden. Allein in diesem Jahr veröffentlichte er vier Platten, darunter bei Ornaments, und Poker Flat Recordings – zwei echte Größen in der House- und Techno-Szene. Als DJ gastierte er bereits in der Berliner Panoramabar und in Sven Väths Cocoon Club. Wenn Tasnadi weiter so kreativ und fleißig neue Tracks produziert, dürfte sein Kalender im nächsten Jahr noch voller werden. Jens Wollweber
Claudia Philipp
»Spielen Sie mit Ihrem Kind«, ist das Motto von Claudia Philipp, Medienpädagogische Leiterin der Computerspielschule Leipzig. Kinder und Eltern beim Spielen zusammenbringen, Rat und Aufklärung bieten, ist das Ziel des einzigartigen Projektes. Seit einem Jahr können in den Räumen des Reudnitzer Humboldt-Gymnasiums, betreut von Medienpädagogen, über 500 PC- und Konsolenspiele getestet werden. Wenn die Kinder ihre Eltern mitbringen, sind Spielerei und Rat kostenlos. »Viele Eltern wissen nicht, was in den Kinderzimmern gespielt wird«, sagt Claudia Philipp. »Das wollen wir ändern.« Andreas Raabe
Katrin Huth alias Katinka
Das Bild einer Frau in kurzen Hosen, dopppelt belichtet, sie sieht aus wie eben entschwunden. Das lächelnde Gesicht einer Zuschauerin beim Konzert, die Bühne aus Mischpultperspektive. Auf www.ktinka.de bloggt Katinka vor allem ihre Fotos, dezent kommentiert. Stadtansichten, Fotos vom Frühstückstisch, Filmchen aus Polaroid-Bildern. Dieser Blog ist nicht politisch, trotzdem ist er nicht harmlos, denn Katinkas Bilder zeugen von einem Blick auf das Leben, der oft fehlt: offen für die sonderbare Schönheit der Situation. Johanna Lemke
Olaf Herzig
Als Olaf Herzig das Restaurant Medici schloss, musste dem niemand nachtrauern. Nur ein paar hundert Meter weiter eröffnete der kreative Koch im April in der Marktgrafenstraße mit dem Macis das erste Bio-Restaurant in Leipzig. Gemeinsam mit Andrej Zebrowski setzt er ohne faule Kompromisse ein ganzheitliches Konzept um, samt Café und Supermarkt. Alles, was man hier kaufen, essen und trinken kann ist aus biologischem Anbau. Sie sind bei der Öko-Kontrollstelle zertifiziert und müssen sich regelmäßig in die Küche und ihre Bücher sehen lassen. Mutig! Petra Mewes
Jane Wegewitz
Die Cinémathèque Leipzig gehört heute »zu den besten Kommunalen Kinos«, urteilte dieses Jahr eine Jury des Kinematheksverbundes und verlieh den Cineasten in der naTo gleich zwei Kinoprogrammpreise. Einer davon war die Belohnung fürs hochkarätig kuratierte Stummfilmfestival »Solo für Licht«, für das vor allem Jane Wegewitz verantwortlich zeichnet. Die Vorstandsvorsitzende der Cinémathèque, die auch als freiberufliche Redakteurin und Autorin arbeitet, engagiert sich schon seit Jahren dafür, dass Filmkunst an der Pleiße großgeschrieben wird. Jörn Seidel
Cindy, Rebecca, Till und Fabian
Künstler sind mitunter bessere Rechercheure als Journalisten. Sie haben, das mutmaßen wir zumindest, mehr Zeit und weniger Verwertungsdruck als wir Verlagsknechte. Vier Bewohner der Karl-Heine-Straße 43 – Medienkünstler, Fotografen und ein Typograf – haben in der Vergangenheit ihres Wohnhauses gestöbert und die Geschichte des ehemaligen jüdischen Kaufhauses Joske ans Licht gebracht. Nebenbei haben sie dort den ganzen Sommer über ein gutes Kunstprogramm gemacht. Zuletzt war Jörg Herold, einer unserer heimlichen Kunsthelden, zu Gast. Davon wünschen wir uns im nächsten Jahr definitiv mehr! Robert Schimke
Lukas Kubik
Diese Rolle war Lukas Kubik auf den Leib geschrieben. In »Erste Stunde« betrat er als neuer Schüler reale Klassenzimmer, ließ sich hänseln, schlagen, abziehen und machte eines klar: Eine Klasse ohne Mobbing gibt es nicht. Schlichtweg beeindruckend, wie er sich derart souverän dem Ausnahmezustand auslieferte. Am Theater der Jungen Welt steht der Schauspieler Jahrgang 1983 in vielen Produktionen auf der Bühne, aktuell spielt er im Märchen »Ameley, der Biber und der König auf dem Dach« mit. Fabelhaft. Tobias Prüwer
Juliane Nagel
Viel zitiert, oft umstritten. Die einen schätzen Juliane Nagel als Kritikerin ihrer Partei und ihres Leipziger Parteikollegen Volker Külow, andere halten sie für eine Radikale – doch eigentlich respektieren alle ihr nimmermüdes Engagement gegen Rechts. Seit Jahren trägt sie durch ihre Arbeit im Abgeordnetenbüro linxxnet dazu bei, dass es in Leipzig einen offenen Raum für linke Projekte gibt. Seit 2009 sitzt sie wieder im Stadtrat. Thyra Veyder-Malberg