Das Thema Kontrolle gibt viel hier. So viel, dass die britische Band Archive aus einer anfänglichen EP nach und nach zwei Longplayer zusammenstellte, die beide 2009 veröffentlicht wurden. Auf »Controlling Crowds Part I-III« und »Controlling Crowds Part IV« haben sie sich einer aussterbenden Gattung gewidmet: dem Themenalbum.
Das Thema Kontrolle gibt viel hier. So viel, dass die britische Band Archive aus einer anfänglichen EP nach und nach zwei Longplayer zusammenstellte, die beide 2009 veröffentlicht wurden. Auf »Controlling Crowds Part I-III« und »Controlling Crowds Part IV« haben sie sich einer aussterbenden Gattung gewidmet: dem Themenalbum.
Inmitten unserer allerorten postulierten Freiheit genießen wir Kontrolle durch selbst verordnete Virtualität, echte und suggerierte Ängste, tatsächliche und vorgetäuschte Überwachung. Drogen als Freizeitvariante in Verbindung mit einem schnellen DSL-Anschluss verhelfen auch dem letzten Stubenhocker zu einer Identität als Lifestyle-Gangster im Internet. Den Londoner Künstlern geht es in puncto Kontrolle nicht um krude Verschwörungstheorien, sondern um die reelle Erfahrung mit ihren Mechanismen und die eigene Macht im individuellen Umgang mit diesen.
Archive sind keine Nostalgiker. Laut eigenen Aussagen liebäugeln sie zwar mit dem Gedanken, im Lendenschurz und mit Pfeil und Bogen ausgerüstet durch die Welt zu spazieren. Viel wahrscheinlicher werden sie in der Schaubühne Lindenfels aber mit Synthesizern, Mixern und Gitarren anzutreffen sein. In Kürze werden auf ihrer Homepage Soundschnipsel aller Kollektivmitglieder zu finden sein, über deren Verwendung der Hörer mitentscheiden kann. Das ist zwar nicht neu, dafür aber angenehm demokratisch. Folgerichtig besteht das Kollektiv aus elf Klang-Architekten, vier Songwritern und drei Sängern.
Musikalisch mögen es Archive episch, entstammen dem Trip Hop, spielen mit klassischen Elementen und verbinden Rap mit Indie. Ihre Suche nach dem Reinen und Einfachen führt sie durch unzählige Schichten an das von vielen begehrte Ziel: den ganz großen, dennoch umgehend verständlichen Popentwurf. Unterstützt wird ihr Auftritt durch Visuals und man munkelt, dass auch getanzt werden darf. John Carpenter, Michel Foucault, Pink Floyd und Radiohead sind gute Adressen im Archive-Kosmos. Und dass sie bereits zwei Live-Platten herausgebracht haben, ist sicher kein Zufall.