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Kultur

Die blasse Enkelin der Sonne

Sophie Rois gibt eine »Medea« mit rauer Kehle

  Die blasse Enkelin der Sonne | Sophie Rois gibt eine »Medea« mit rauer Kehle

»Wo zur Hölle bin ich hier?« – Medea wird in Korinth nicht häuslich. Das liegt vor allem daran, dass sich Jason von ihr und den Kindern losgesagt hat, um die Königstochter des Stadtstaates zu heiraten und sich beruflich einzurichten. Eine wie Medea aber, Enkelin des Sonnengottes, stark, zauberkundig und unbeugsam, kann das nicht hinnehmen und sinnt auf blutig-tödliche Rache.

»Wo zur Hölle bin ich hier?« – Medea wird in Korinth nicht häuslich. Das liegt vor allem daran, dass sich Jason von ihr und den Kindern losgesagt hat, um die Königstochter des Stadtstaates zu heiraten und sich beruflich einzurichten. Eine wie Medea aber, Enkelin des Sonnengottes, stark, zauberkundig und unbeugsam, kann das nicht hinnehmen und sinnt auf blutig-tödliche Rache.

Man muss Mythen nicht modernisieren. Um sie aber zum Sprechen zu bringen, ist es hilfreich, sie auf frische Art zu erzählen, den Stoff in eine angemessene, verständliche Form zu gießen. Darum ist auch Clemens Schönborn bemüht, dessen Inszenierung hauptsächlich auf dem Einfall beruht, Sophie Rois zu besetzen. Sie wird ganz ins Zentrum gerückt, ist die Sonne, um den dieses Theatergestirn kreist.

Und zugegeben, sie hat etwas Faszinierendes – das allerdings weniger am Spiel, sondern in ihrer gebrochenen Stimme liegt. Doch trägt der Rois-Bonus nicht über die gesamte Inszenierung. Zu kurz kommt Schönborns Ansatz, Medea anstatt als irrationale Barbarin als kalkulierende Politikerin zu charakterisieren: Sie bleibt letztlich blass. Aufhellend wirken da jene Szenen, die dem Sonnenkult und seinem Opferritual gewidmet sind – in ihnen spricht der Mythos ohne Pathos.


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