Leipzig hat wieder Westfernsehen. Diesmal ist es allerdings die Alternative zum alltäglichen Kommerz-TV und nicht zu politisch korrigiertem DDR-Geflimmer vor der Wende. Eine ganze Mannschaft um fünf junge Medienmacher hatte bereits im Dezember im Noch Besser Leben mehr oder minder erfolgreich die erste Sendung ihres neu gegründeten offenen Kanals online ausgestrahlt.
Leipzig hat wieder Westfernsehen. Diesmal ist es allerdings die Alternative zum alltäglichen Kommerz-TV und nicht zu politisch korrigiertem DDR-Geflimmer vor der Wende. Eine ganze Mannschaft um fünf junge Medienmacher hatte bereits im Dezember im Noch Besser Leben mehr oder minder erfolgreich die erste Sendung ihres neu gegründeten offenen Kanals online ausgestrahlt.
Die Verwirrung, die der Name des Kanals bei manch einem hervorrufen dürfe, ist natürlich beabsichtigt. »Westfernsehen als Namen zu benutzen war vielleicht unser einziger wirklicher Marketinggag!«, meint Mitbegründer und Aufnahmeleiter René Heinrich. Dabei spielt die Verortung des Kanals im Leipziger Westen eine größere Rolle als die Anlehnung an den historischen Begriff. Die Gründer arbeiten und wohnen nämlich alle in Plagwitz und Lindenau und auch beim Inhalt soll es vor allem lokal bleiben. Vor Rund einem Jahr entstanden die ersten Ideen zu einer eigenen Plattform, später dann die Vorstellung, diese in einem Studio und als Show zu verwirklichen. Leipzig braucht endlich einen Bürgerkanal! Lautet die Devise von Westfernsehen.
Das Programm gestaltet sich demokratisch. Jeder, der will, ist dazu eingeladen, Beiträge einzureichen und mit der Hilfe des Teams zu realisieren. Lokalnachrichten, Diskussionen, Interviews, Kritiken – es soll bunt durchmischt sein und nicht etwa durch eine mögliche Redaktion zensiert werden. »Meinungsäußerungen sind erwünscht – auch während der Liveshow!«, sagt Heinrich.
Als »geistige Freihandelszone« also sehen die Macher das neue Programm, das im Laufe der Zeit zu einem selbst finanzierten TV-Sender werden soll. Wie sie sich bis jetzt über Wasser halten? Vor allem durch ehrenamtliche Arbeit und technische Unterstützung seitens der Hochschule für Grafik und Buchkunst. »Wir suchen noch nach Fördermitteln, die keine Druckmittel darstellen«, sagt Hannah Sieben. Sie ist Medienkünstlerin und eine der fünf Gründungsmitglieder. Geplant ist vor allem auch eine Art Stadtteilarbeit, ein Zentrum zur Medienkompetenzförderung, das Jugendlichen sowie Erwachsenen dazu verhelfen soll, journalistisch aktiv zu werden.
Der Clou von Westfernsehen besteht in der Übertragung. Ausschließlich live und online werden die Inhalte präsentiert und behalten dadurch einen performativen Charakter. Dabei ist das Zusammenspiel von Publikum und Machern wichtig, aber leider wird das Konzept trotzdem nicht ganz klar. Westfernsehen versteht sich nämlich sowohl als Kunstprojekt wie auch als professionelles Fernsehen – und will eine pädagogische Einrichtung sein. Wie sich dieser ideell hohe Anspruch mit einer Fernsehrealität vereinbaren lässt, bleibt allerdings offen.
Um technischen Problemen entgegenzuwirken, wird derzeit ein Studio gesucht, von dem aus effizienter produziert werden kann. Bei der ersten Sendung kam es nämlich zu technischen Störungen. Dank eines schwachen Servers konnten nur wenige gleichzeitig die Onlineübertragung mitverfolgen und bei der Liveshow im Noch Besser Leben sorgten Kabelsalat und schlechter Ton für provisorisches Flair. »Die Stimmung war trotzdem super – sehr familiär und offen«, sagt Sophia Littkopf, Leiterin des Hörspielsommers, die während der ersten Sendung im Publikum saß.
Im Februar geht Westfernsehen wieder vom Salon im Noch Besser Leben auf Sendung und dieses Mal wird in einer Castingshow ein Moderatorenpaar gesucht! Besonders gefragt sind Leute, die auch längerfristig Lust aufs Moderieren haben. Außerdem geht es im Crosstalk wieder heiß her, diesmal beim Thema: 2012 und der Untergang der Welt.