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Kultur

Gedrucktes für Kunst und Gebrauch

Vom Heizhaus zum Steinwerk: Thomas Franke hat ein Heizhaus zur Lithografie-Druckerei »Steinwerk« umgebaut

  Gedrucktes für Kunst und Gebrauch | Vom Heizhaus zum Steinwerk: Thomas Franke hat ein Heizhaus zur Lithografie-Druckerei »Steinwerk« umgebaut

Der pechschwarze Koloss ist beeindruckend: Im Zentrum der Druckerei thront die Schnellpresse, Fabrikat Johannisberg, und hat die Größe eines Kleinwagens. Bis zu 500 Stück pro Minute kann die 109 Jahre alte Megamaschine drucken, drei Menschen sind zu ihrer Bedienung nötig, der Raum, in dem sie steht, wirkt wie um sie herumgebaut. Wie ein Derwisch huscht Thomas Franke um die Presse, als er sie vorführt.

Der pechschwarze Koloss ist beeindruckend: Im Zentrum der Druckerei thront die Schnellpresse, Fabrikat Johannisberg, und hat die Größe eines Kleinwagens. Bis zu 500 Stück pro Minute kann die 109 Jahre alte Megamaschine drucken, drei Menschen sind zu ihrer Bedienung nötig, der Raum, in dem sie steht, wirkt wie um sie herumgebaut. Wie ein Derwisch huscht Thomas Franke um die Presse, als er sie vorführt.

Franke betreibt das Steinwerk seit 2006 im Grafischen Hof in der Leipziger Ostvorstadt, dort, wo einst Leipzigs Buchindustrie zu Hause war. Im Januar hat er ein neues Refugium eröffnet, das von diesem Schmuckstück einer Presse beherrscht wird. In dem großen steinernen Kubus stand einst ein Heizofen. Per Kran wurde die Johannisberg-Presse – Franke erstand sie in der Schweiz – durchs Dach gehievt. Eine danach eingezogene Zwischendecke trennt die bodenständige Werkstattebene von der sonnenlichtdurchfluteten Etage, die Präsentationen und Gesprächen dient.

Das Steinwerk ist der Lithografie gewidmet. An dieser Drucktechnik schätzt Franke, dass der Künstler wie auf Papier zeichnen kann. Denn beim ältesten Verfahren des Flachdrucks wird das Druckbild auf einer Kalkschieferplatte erstellt, die man mit Feder, Kreide und Pinsel bearbeitet. »Diese Drucktechnik steht in der Nähe zur Zeichnung und Malerei«, sagt Franke, der handwerkliche wie künstlerische Seite gut kennt. Der Leipziger hat sich nach einer Druckerlehre in Köln und Edinburgh stetig weitergebildet. Sein Studium an der Hochschule für Grafik und Buchkunst, das er fast ausschließlich mit Malerei zubrachte, schloss er 2005 ab.

In seinem »Steinwerk« kommt beides, Kunst und Handwerk, zur Geltung: »Die Grafik soll auch einen Nutzwert bekommen. Ich möchte, dass man sie buchstäblich begreift.« Mehrere Künstler drucken bei Franke, er gibt Workshops für Schüler, Lehrer und Lehrlinge. In Sachen Lithografie hat er ein Sendungsbewusstsein: Diese alte Technik darf nicht in Vergessenheit geraten.

Künftig will er eine typografische Postkartenserie ebenso ausbauen wie den Druck von Plakaten, Künstlerbüchern sowie eines Originalgrafik-Kalenders, der im Handdruck entsteht. Jährlich finden im Steinwerk Symposien statt, auf denen hiesige und auswärtige Grafiker vier Wochen lang gemeinsam arbeiten und voneinander lernen. Ab März endlich, freut sich Franke, werden ihre Arbeiten im ehemaligen Heizhaus öffentlich zu sehen sein.


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