Man verlegt entweder Bücher, von denen man meint, die Leute sollen sie lesen, oder Bücher, von denen man meint, die Leute wollen sie lesen. Verleger der zweiten Kategorie zählen für uns nicht – nicht wahr?« Mit dieser ketzerischen Frage brachte Kurt Wolff sein verlegerisches Konzept auf den Punkt, und im selben Sinne gründeten vor zehn Jahren unabhängige Büchermacher in Leipzig die »Kurt-Wolff-Stiftung zur Förderung einer vielfältigen Verlags- und Literaturszene«.
Man verlegt entweder Bücher, von denen man meint, die Leute sollen sie lesen, oder Bücher, von denen man meint, die Leute wollen sie lesen. Verleger der zweiten Kategorie zählen für uns nicht – nicht wahr?« Mit dieser ketzerischen Frage brachte Kurt Wolff sein verlegerisches Konzept auf den Punkt, und im selben Sinne gründeten vor zehn Jahren unabhängige Büchermacher in Leipzig die »Kurt-Wolff-Stiftung zur Förderung einer vielfältigen Verlags- und Literaturszene«.
Die Stiftung unterstützt unabhängige Verlage unter anderem mit hoch dotierten Preisen und einem gemeinsamen Buchkatalog. Zum zehnten Geburtstag der Stiftung sprach der kreuzer mit Stiftungsvorstand Manfred Metzner. Bis Ende August war er zehn Jahre lang Vorsitzender der Kurt Wolff Stiftung.
kreuzer: Es wird immer darüber geredet, dass unabhängige Verlage es schwer haben. Aber ging es ihnen jemals gut?
MANFRED METZNER: Um frei nach Karl Valentin zu sprechen: Unabhängige Verlegerei ist schön, macht aber viel Arbeit. Die Herausforderungen nehmen durch die Veränderungen auf dem Buchmarkt und das Internet zu, zum Beispiel durch die Google-Piraterie und die damit verbundenen Urheberrechtsverletzungen. Die achtziger Jahre waren dagegen geradezu gemächlich.
kreuzer: Vor zehn Jahren ging auch der Hype um die »jungen Independent-Verlage« los. Hat die Stiftung damals davon profitiert?
METZNER: Das war eine Koinzidenz der Geschichte: Wir haben die Stiftung gegründet, und gleichzeitig war plötzlich das Medieninteresse an unabhängigen Verlagen riesengroß, nachdem es jahrelang eingeschlafen war. Da haben sich Stiftungsgründung und Independents wunderbar ergänzt.
kreuzer: Was sind die größten Probleme, vor denen unabhängige Verlage heute stehen?
METZNER: Das sind vor allem die Veränderungen im Buchhandel: Immer mehr unabhängige Buchhandlungen schließen, die Macht der Buchkaufhäuser wächst, das Internet ist ein eigener Markt geworden, dazu kommen iPad und E-Books. Für Buchkaufhäuser wie Thalia oder Hugendubel sind die kleineren unabhängigen Verlage gar nicht existent. Leser finden deren Bücher dort nicht. Diese Entwicklung, dass es nur um Rendite geht und nicht um das Kulturgut Buch, ist ein Beispiel für den Verlust kultureller Vielfalt in diesem Land.
kreuzer: Es gibt immer wieder Bestrebungen der unabhängigen Verlage, miteinander zu kooperieren. Bisher hat das allerdings nicht geklappt.
METZNER: Das wird sicher kommen. Verlage werden sich zusammenschließen, um den Buchhandlungen vertriebsmäßig gebündelte Angebote zu machen. Zum Teil geschieht das auch schon. Kooperation und Vernetzung werden immer wichtiger.
kreuzer: Wie sähe denn ein Paradies für unabhängige Verlage aus?
METZNER: Paradise lost, zu viele Sündenfälle.
kreuzer: Aber jetzt dürfen Sie sich eins ausdenken …
METZNER: Wie wäre es mit jeder Menge unabhängiger Buchhandlungen, die den Marktschreiern, Banalitätsaposteln und Verblödungsstrategen das Wasser abgraben? Dazu neugierige Leser und innovative, kreative, mutige Verleger, die ständig für wunderbare Bücher, Frischmilch, gute Laune und Leselust sorgen.