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»Eine unheimliche Begegnung«

Zu einem Leserbrief von Diana Saeger

  »Eine unheimliche Begegnung« | Zu einem Leserbrief von Diana Saeger

An dieser Stelle beantworten kreuzer-Redakteure ausgewählte Leserbriefe. Dieses Mal reagiert unser Literaturredakteur Olaf Schmidt auf einen Leserbrief zu seiner in der Septemberausgabe erschienenen Rezension der Publikation »Hitlers Bücher« von Timothy W. Ryback, in der letzterer Hitler als eifrigen Büchersammler und geradezu fanatischen Leser vorstellt.

An dieser Stelle beantworten kreuzer-Redakteure ausgewählte Leserbriefe. Dieses Mal reagiert unser Literaturredakteur Olaf Schmidt auf einen Leserbrief zu seiner in der Septemberausgabe erschienenen Rezension der Publikation »Hitlers Bücher« von Timothy W. Ryback, in der letzterer Hitler als eifrigen Büchersammler und geradezu fanatischen Leser vorstellt.


Sehr geehrte Redaktion,

»Hitler war ein Leser und Büchernarr wie wir!«, »Hitler wusste nichts vom Holocaust.«, »Hitler mochte Kinder.«

Der erste Satz stammt von Ihrem Mitarbeiter, Herrn Olaf Schmidt, die beiden folgenden sind dem ausgezeichneten Buch entnommen: Markus Tiedemann, »In Auschwitz wurde niemand vergast. 60 rechtsradikale Lügen und wie man sie widerlegt.«

Die Lektüre dieses Buches würde ich Ihnen und Herrn Olaf Schmidt dringend empfehlen und fordere Sie an dieser Stelle gleichzeitig auf, dafür Sorge zu tragen, dass in der Zukunft solch empörende, entsetzliche Äußerungen Ihrem Magazin fernbleiben.

Wer nämlich derartige Behauptungen allen Ernstes aufstellt, der gehört ganz deutlich in die Nähe Neuer Rechter, und solche Auffassungen haben es m.E. nicht verdient, in Ihrem Magazin Einzug zu halten.

Sollten Sie hierin anderer Meinung sein, so bitte ich Sie, dies mir umgehend mitzuteilen, dann werde ich den kreuzer auf der Stelle abbestellen.

Mit freundlichen Grüßen, DIANA SAEGER


Hitler war ein Büchernarr!

Sehr geehrte Frau Saeger,

was habe ich in meiner Rezension zu Timothy W. Rybacks »Hitlers Bücher« Empörendes und Entsetzliches geschrieben?

Ich habe festgestellt, dass Adolf Hitler ein eifriger Leser und Büchernarr gewesen sei. Er war es nämlich. Auch wenn es Ihnen nicht gefällt, so ist das doch eine unbestreitbare Tatsache. Ebenso ist wahr, dass Hitler keineswegs nur Nationalistisches oder Antisemitisches gelesen hat, sondern durchaus auch Weltliteratur, Shakespeare und Cervantes gehörten nachweislich zu seinen Lektüren. Er hat also Bücher gelesen, die ziemlich viele Menschen, die keine Nazis sind, schätzen und lieben. Ich zum Beispiel, und Sie vielleicht auch. Deswegen habe ich geschrieben: »Hitler war ein Leser und Büchernarr wie wir!« Ich habe damit meiner irritierten Verblüfftheit darüber Ausdruck verleihen wollen, dass der Massenmörder Hitler dieselben Bücher gelesen hat »wie wir«.

Offensichtlich, sehr geehrte Frau Saeger, haben Sie nicht begriffen, worum es mir in meiner Rezension ging. Das werfe ich Ihnen nicht vor, vielleicht hätte ich mich deutlicher ausdrücken sollen. Sie jedenfalls drücken sich in Ihrem Schreiben alles andere als deutlich aus. Anstatt zu benennen, was denn eigentlich Ihre (offenbar heftige) Empörung hervorgerufen hat, stellen Sie einen aus dem Zusammenhang der Rezension gerissenen Satz in eine Reihe mit Aussagen, in denen auch der Name Hitler vorkommt, die aber ansonsten mit meiner Rezension oder mir persönlich nichts zu tun haben. Nicht jeder, der ein Buch über Hitler rezensiert, ist gleich rechtsradikal.

Aber mir liegt gar nicht daran, Ihnen die gedankliche Unordnung Ihres Schreibens vorzuhalten. Was ich Ihnen übel nehme (und weshalb ich überhaupt auf Ihren seltsamen Brief antworte), ist, dass Sie mich ohne nachvollziehbare Begründung in die Nähe »Neuer Rechter« rücken. Ich verbitte mir das und kann Ihnen nur empfehlen, in Zukunft Ihre Äußerungen zu überdenken, bevor Sie Ihrer Empörung (worüber auch immer) freien Lauf lassen.

Mit freundlichen Grüßen, OLAF SCHMIDT

PS: In dem zweiten Schreiben, das Sie an mich persönlich gerichtet haben und hier nicht wiedergegeben ist, nennen Sie es eine »Unverfrorenheit«, dass ich am Schluss meiner Rezension Walter Benjamin zitiere, »der die Shoa nicht überlebt hat«. Dazu noch eine Bemerkung: Einmal davon abgesehen, dass Benjamin bereits 1940, kurz, bevor er die spanische Grenze erreicht hatte, Selbstmord begangen hat und Ihre Behauptung mit der Shoa also mindestens irreführend ist, möchte ich doch wissen, was daran so verwerflich sein soll, Benjamin zu zitieren? Der Autor des Buches, das ich rezensiert habe, Tymothy Ryback, den niemand einer rechten Gesinnung verdächtigen würde, tut es zum Beispiel auf Schritt und Tritt.


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