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Kultur

Rund um den Egowunderglobus

Von Gestrandeten, Herumtreibern und Verliebten – die Cinémathèque startet ihre neue Filmreihe »Sixpack«

  Rund um den Egowunderglobus | Von Gestrandeten, Herumtreibern und Verliebten – die Cinémathèque startet ihre neue Filmreihe »Sixpack«

In sechs internationalen Filmprogrammen rücken die Kinomacher der Cinémathèque in der naTo das Individuum samt globaler Vernetzungen in den Fokus. Sie reisen von Australien in die Schweiz, von Italien in die USA und werfen Fragen auf, die alle Menschen rund um den Globus beschäftigen: Wer sind wir? Wo sind wir? Und vor allem: Wodurch sind wir? Zauberhaft schräge Geschichten werden gezeigt, und den Auftakt macht am Dienstag Abend der Film »Night Cries / Women Without Men«.

Was ist nur los in unseren Köpfen? Da redet man die ganze Nacht, hinter den Sinn der gesagten Worte steigt man doch nicht. In den vergangenen Wochen gab es solche Nächte in der Cinémathèque Leipzig des Öfteren. »Wir wollen Filme zeigen, die verschiedenen Identitätsentwürfen Raum geben, mit ihnen filmisch spielt und ihre Grenzen ausloten«, sagt Johanna Hemkentokrax von der Cinémathèque in der naTo. Nach Tagen in einer riesigen Assoziationsblase kamen die Veranstalter zu der Erkenntnis, dass sie schon längst drin sind – mitten in der Filmreihe »Sixpack – Egowunderglobus«.

In sechs internationalen Filmprogrammen rücken die Kinomacher das Individuum samt globaler Vernetzungen in den Fokus, reisen von Australien in die Schweiz, von Italien in die USA und werfen Fragen auf, die alle Menschen rund um den Globus beschäftigen: Wer sind wir? Wo sind wir? Und vor allem: Wodurch sind wir? Es sind zauberhafte und schräge Geschichten. Mit einem Sinn für Situationskomik und komplexe zwischenmenschliche Beziehungen werden knallbunte Bilder inszeniert, die das Kino an seinen Ursprungsort, den Jahrmarkt (»Bibliothèque Pascal«), zurückbeordern. Auch werden Frauen gezeigt, die auf einer surrealen Obstplantage – ganz ohne Männer – nach dem Sinn des Lebens suchen (»Women without men«).

Und es werden Lebensentwürfe aneinander aufgerieben. Lynn Shelton erzählt in ihrer amerikanischen Independentproduktion »Humpday« auf äußerst witzige und originelle Weise die Geschichte von zwei ehemaligen Schulfreunden: Während der eine längst ein gesittetes Dasein als liebevoller Ehemann führt, streift der andere durch die Welt. Im Rausch fassen sie den Entschluss, einen eigenen Film für das Amateurporno­festival zu drehen, in dem sie miteinander Sex haben, als Beweis ihrer Männerfreundschaft. Doch irgendwann ist nicht mehr klar, ob es nun darum geht, dem anderen die eigene Unkonventionalität zu beweisen oder aus der Grenzüberschreitung tatsächlich etwas für sich selbst zu gewinnen. Da wird aus einer harmlosen freundschaftlichen Berührung eine Geste machohafter Männlichkeit. »Barking Water« dagegen zeigt die Schönheit der großen Liebe und die Schwierigkeiten, ihr »Adieu« zu sagen: Frankie hat Irene immer geliebt, und doch war es unmöglich, ein Leben gemeinsam zu verbringen. Am Ende nun kehrt er, todkrank, zu ihr zurück. Auf dem Rücksitz eines alten Kombis begleiten wir sie auf eine fast traumwandlerische Reise durch Oklahoma in ihre Vergangenheit.

Die Filmreihe »Sixpack – Egowunderglobus« versteht sich als Versuch, den Fäden des globalen Netzes filmisch zu folgen, Identitätsentwürfe einzufangen und mit den Grenzen zu spielen. Und eines ist klar: Die Filmreihe, in der nur Leipziger Premieren zu sehen sind, lässt letztlich alle Türen offen, um weiter in einer riesigen Blase durch die Welt zu schweben und über den Sinn des Lebens nachzudenken. Blubb, blubb.


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