Anna-Louise Kratzsch kann ihn schon riechen: den traditionellen slowenischen Nusskuchen Potica. In wenigen Stunden wird er in ihrer Künstlerresidenz frisch gebacken für die Besucher des Winterrundgangs der Baumwollspinnerei bereitstehen. Slowenischen Wein wird es auch geben und als Höhepunkt einen Besuch von Marko Štucin. Der Gesandte der slowenischen Kulturpolitik bringt den Besuchern aber nicht das Backen bei, sondern die Kunst- und Kulturszene seiner Heimat näher.
Anna-Louise Kratzsch kann ihn schon riechen: den traditionellen slowenischen Nusskuchen Potica. In wenigen Stunden wird er in ihrer Künstlerresidenz frisch gebacken für die Besucher des Winterrundgangs der Baumwollspinnerei bereitstehen. Slowenischen Wein wird es auch geben und den Besuch von Marko Štucin. Der Gesandte der slowenischen Kulturpolitik bringt den Besuchern aber nicht das Backen bei, sondern die Kunst- und Kulturszene seiner Heimat näher.
Grund für den slowenischen Schwerpunkt sind die Arbeiten von Mitja Ficko, Stipendiat im Leipzig International Art Programme (LIA). Der Künstler wurde 1973 in Murska Sobota geboren, seit dem Studium lebt und arbeitet der Maler in Ljubljana. Das letzte halbe Jahr hat er in der Halle 18 der Spinnerei verbracht und die Residenzgründerin Kratzsch mit seinen großformatigen Malereien auf die slowenische Kunstszene ein-geschossen. Fickos Arbeiten wirken auf den ers-ten Blick seicht, zeigen oft Menschen in einer weiten, leeren Umgebung, tendenziell in weichen und pastelligen Farben. Bei näherem Hinsehen bergen seine Bilder aber stets etwas Düsteres, Übernatürliches, nicht Steuerbares – ein unruhiges Kontrastprogramm zu Nussrolle und slowenischem Roten.
Neben Ficko werden zum Winterrundgang zwei weitere LIA-Stipendiaten des letzten hal-ben Jahres ihre Arbeiten zeigen: die 22-jährige Amerikanerin Katie Armstrong und die sechs Jahre ältere Japanerin Aika Furukawa. Armstrong ist Animationskünstlerin und hat sich der Analyse der Popmusik verschrieben. Sie gestaltet Musikvideos in aufwendigen Daumenkinos und singt den jeweils zugrunde liegenden Titel selbst nach. Sie kreiert auf diese Weise subtile Musikstücke, die sie im Internet veröffentlicht, denn online ist niemand gezwungen, für ihre Arbeiten zu bezahlen. Wer will, kann spenden, Crowdfunding – das Einsammeln von Spenden im Internet – machts möglich.
Aika Furukawa beschäftigt sich in ihren Zeichnungen mit Stofflichkeit. Ihre Bilder sind hyperrealistische Darstellungen von zerknitterten Pullovern und knautschenden Hosen oder verfremdende Spiegel der menschlichen Haut. Das Verbindende von Ficko, Armstrong und Furukawa mag anfangs ein wenig sperrig erscheinen, löst sich aber im gemeinsamen Sujet der Entfremdung auf. Für Fragen stehen die Künstler vor Ort Rede und Antwort. Mitja Ficko auch, was den Potica angeht.