Wo andernorts eine Filmhochschule den Nachwuchs der Region heranzieht, klafft in Mitteldeutschland eine riesige Lücke. Diese versucht seit 2004 ein Programm zur Qualifizierung von Nachwuchsfilmschaffenden aus Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen zu stopfen. »TP2 Talentpool« heißt es, wird von der Produktionsfirma Tradewind Pictures aus Erfurt und Köln organisiert und durch die Mitteldeutsche Medienförderung (MDM) finanziell unterstützt. Am Freitag startet nun die mittlerweile achte Runde.
Wo andernorts eine Filmhochschule den Nachwuchs der Region heranzieht, klafft in Mitteldeutschland eine riesige Lücke. Diese versucht seit 2004 ein Qualifizierungsprogramm für Nachwuchsfilmschaffende aus Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen zu stopfen. »TP2 Talentpool« heißt es, wird von der Produktionsfirma Tradewind Pictures aus Erfurt und Köln organisiert und durch die Mitteldeutsche Medienförderung (MDM) finanziell unterstützt.
Jedes Jahr hat ein Dutzend junger Talente die Chance, ihre Begabungen mit professioneller Anleitung weiterzuentwickeln. Unterstützt werden sie dabei von hochkarätigen Profis aus der Branche wie dem Regisseur Kai Wessel (»Hilde«, 2009). »Im Zentrum steht der Ausbau des eigenen Filmprojektes, das danach gute Chancen auf eine Filmförderung hat«, sagt Clara Däßler von TP. Sieben Drehbücher, von denen mehr als die Hälfte in Zusammenarbeit mit Produktionsunternehmen aus Mitteldeutschland entstanden sind, stehen kurz vor der filmischen Umsetzung.
Das Konzept von TP2 sieht vor, dass jeder Teilnehmer – egal ob er aus der Produktion oder der Regie kommt – innerhalb eines Jahres alle Stufen einer Filmproduktion kennenlernt. »Jeder soll wissen, was der andere tut«, so Clara Däßler. Deswegen sitzen Drehbuchautoren in Produktionsseminaren und Regisseure lauschen gewinnbringenden Marketingstrategien. Doch nicht alle fühlen sich immer gut gefördert. »Es gibt Workshops, bei denen man sich fragt, ob das jetzt für mich sein muss«, sagt Julia Cruschwitz, die im vergangenen Jahr am Talentpool teilgenommen hat. Sie arbeitet als freie Journalistin und produziert kleine Filmbeiträge für den MDR. »Ich wollte mal etwas Neues sehen und mich in Richtung Film weiterentwickeln.«
Als voll Berufstätige musste sich Cruschwitz für jeden einzelnen der Workshops, die parallel zum Job stattfinden, die Zeit freischaufeln. Tradewind Pictures ist rigoros, was Fehlzeiten anbelangt. »Da kann man nicht einfach fehlen, nur weil ein Dreh oder die Arbeit dazwischenkommt.« Das Programm ist eben ein Karrierekick, für den jeder Teilnehmer 595 Euro zahlt, um seine Ideen zu präsentieren. Das Urteil aber ist entscheidend. »Die Geschichte, die Idee muss überzeugen«, erklärt Clara Däßler. Von Kurzfilm übers Fernsehen bis zum Dokumentarfilm im Kino ist alles möglich.
Julia Cruschwitz trennte sich von ihrem ursprünglichen Filmkonzept, weil es organisatorische Schwierigkeiten gab. Ein neues Projekt musste her, um weiter im Talentpool bleiben zu können. Glücklicherweise hatte die Leipzigerin bereits eine Idee für einen 90-minütigen Dokumentarfilm über den Alltag auf dem LebensGut Pommritz in der Lausitz. Andere Teilnehmer mussten das Programm verlassen, weil Alternativen fehlten oder die Begründung nicht ausreichte, warum das bisherige Projekt nicht funktionierte. Manchmal waren es einfach persönliche Differenzen. »Es läuft leider nicht immer perfekt«, meint Däßler, »man sollte sich vorab genau informieren, ob dieses Programm genau das Richtige für einen ist.«
Ob und wie die diesjährigen Teilnehmer von der professionellen Nachwuchsqualifikation profitieren werden, offenbaren die kommenden Monate. Von den bisherigen Teilnehmern sind heute alle in der Filmbranche tätig. Bislang wurden zwei Spielfilme und mehrere Dokumentarfilme fertiggestellt. Im Sommer lief »Ich, Tomek« im Kino, dessen Stoff der ehemalige TP2-Teilnehmer Eike Goreczka entwickelt hat. Die Bewerbungsphase für den neuen Jahrgang startet am 21. Januar. An diesem Tag wird es auch einen Informationstag zur Nachwuchsinitiative im Polnischen Institut geben.