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Kultur

Sprachwitz mit Seele

Theaterturbine startet neues abendliches Impro-Format

  Sprachwitz mit Seele | Theaterturbine startet neues abendliches Impro-Format

Rote Sofas, Sitzgruppen, eine Diskokugel und Jazzmusik vom Steffen Greisiger Trio. Das charmante Ambiente eines Jazzclubs erwartet den Zuschauer in der Tangomanie, wo am späten Freitag Abend erstmals das neue Theaterformat »Turbine Nachtflug« erprobt wird.

Rote Sofas, Sitzgruppen, eine Diskokugel und Jazzmusik vom Steffen Greisiger Trio. Das charmante Ambiente eines Jazzclubs erwartet den Zuschauer in der Tangomanie, wo das neue Theaterformat »Turbine Nachtflug« erstmals erprobt wird. Vier Schauspieler und drei Musiker bestreiten an einem Freitag im Monat ein 60-minütiges Programm zu später Stunde, jedes Mal mit einem anderen Thema. Diesmal eröffnet ein melancholisches Jazzstück die Jamsession zwischen Spiel und Musik und steckt gleich zu Beginn den Schauplatz des Abends ab: Moe’s Berkland, eine kleine Jazzkneipe.

Bars sind Orte, an denen sich Menschen begegnen. Ein optimaler Ort für improvisierte Momente. Und so gibt schon die erste Zuschauerin eine Situation vor. Der düstere Stefan hat eine Affäre. Schnell wird Susanne Bolf zur anhänglichen Geliebten und im nächsten Moment zur russischen Verlobten mit Babybauch. Bloß gut, dass gleich ihr Bruder (Raschid D. Sidgi), ein Schrank von Mann, zur Stelle ist, um den Zwist zu klären.

Zwischenmenschliche Geschichten prägen den gemeinsamen Abend, der von gezielter und taktiler Mimik und Gestik lebt. Blitzschnelles Switchen zwischen Rollen und Geschichten ermöglicht Situationskomik und der Abend erlangt eine kurzweilige Dynamik. Besonders überzeugend ist das Repertoire an Typen, über das die Schauspieler verfügen. Mit kleinen Gesten klar gezeichnet, geben sie jeder Figur ihre Kontur. Aber auch die Live-Musik von Steffen Greisiger, Benjamin Hohlfeld und Per Winker haucht den Charakteren Seele ein, ob direkt im Song oder durch Melodien im Hintergrund.

Dass die Improvisation ohne Requisiten keine Bilder vermissen lässt, ermöglicht der gekonnte Einsatz der Sprache. Bildhafte Vergleiche und jede Menge Sprachwitz leisten ihren Beitrag zum imaginierten Jazzclub von nebenan. Und wenn man schon einmal ein Jazz-Trio auf der Bühne hat, erobern die Improvisationskünstler natürlich Mikro und Bühne. Svetlana, Import aus Ungarn, singt als Stargast und Moe setzt sich ans Schlagzeug. Ob mit dem Gedicht an die Ex-Freundin (im Sinne der Romantiker rezitiert von Björn Harras) oder dem loriotverdächtigen blinden George, die Darsteller finden immer wieder einen Dreh, um die Geschichten amüsant voranzubringen. Musik und Spiel zu später Stunde, der man am besten mit einem guten Whisky frönt.


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