Wenn die Wiesen grünen, die laue Sommerluft um unsere Nasen weht und der Clara-Park zum einzigen Picknickplatz wird, dann ist wieder Wanderkino-Zeit. Dann parken Tobias Rank und Gunthard Stephan ihren alten roten Laster an der großen Warze, spannen die Leinwand über das Gefährt, packen Klavier und Geige aus, lassen Abend für Abend alte Stummfilme über die Leinwand rattern – und erinnert so an alte Klassiker längst vergangener Zeiten.
Am vergangenen Montag eröffneten die beiden Leipziger den Filmreigen mit Charlie Chaplins Meisterwerk »Lichter der Großstadt«. Am Dienstag folgte eine Kurzfilmkompilation, die ganz im Zeichen Amerikas stand und Buster Keatons und Roscoe »Fatty« Arbuckles Film »The Garage«(1919), in dem zwei Automechaniker allerlei Chaos hervorrufen und Charlie Chaplins »The Pilgrim« (1923) über einen Ex-Sträfling, der nicht von der Polizei loskommt, vereinte. Für die Leipziger haben Rank und Stephan wieder ein ganz besonderes Schmankerl dabei: Wie auch schon in den vergangenen Jahren zeigen sie eine »Straßenbahnfahrt durch Leipzig« von 1928, die durch die Leipziger Innenstadt führt und Einblicke gewährt, die man sonst wohl eher von vergilbten Postkarten kennt.
Seit 1999 tuckern Tobias Rank und Gunthard Stephan schon mit ihrem alten Feuerwehrlaster aus dem Jahr 1969 durch die Lande und zeigen ein musikalisches Alternativprogramm zum Blockbusterkino. In diesem Jahr reisen sie von Südschweden bis nach Bologna, stets mit der Mission im Gepäck, die alten Klassiker vor dem Vergessen zu bewahren und den Zuschauern ein Kinoerlebnis der besonderen Art zu präsentieren. Bis zum 31. Mai gastieren die Leipziger noch im Clara-Park. Wer also nach Picknick und Sonnenbad (es soll ja wieder wärmer werden) Lust auf alte Filmklassiker zu Live-Musik hat, sollte den kleinen Umweg über die Warze wagen und gemeinsam mit Rank und Stephan unter freiem Himmel den bewegten Bildern folgen.