Der Freundeskreis der Hochschule für Grafik und Buchkunst hat vier Studierende mit dem Studienpreis im Wert von 10.000 Euro ausgezeichnet. Die Jury überzeugten Arbeiten aus den Bereichen Malerei/Grafik, Fotografie und Design.
Bleistift und Radiergummi – mehr braucht Martin Groß nicht, um seine großformatigen Grafitzeichnungen entstehen zu lassen. Drei seiner Arbeiten sind nun mit dem 1. Preis des Studienpreises des Freundeskreises der Hochschule für Grafik und Buchkunst (HGB) ausgezeichnet worden. Martin Groß, Student im Fachbereich Malerei/Grafik, hinterfragt die Gesetze der Raumkonstruktion: Die gegenständliche Vorzeichnung ist noch zu erahnen, Fragmente bilden Raum. Der Betrachter glaubt ein Haus zu erkennen, eine Mauer, ein Glasdach, einen Stuhl? Bereits Gezeichnetes wird von ihm mit dem Radiergummi dekonstruiert, zum Teil überzeichnet bleibt es doch erahnbar.
Martin Groß studiert in der Fachklasse von Annette Schröter und war in diesem Jahr bereits in Ausstellungen in der Kunsthalle der Sparkasse und der Galerie Kleindienst vertreten. Nun kann er sich über 5.000 Euro Preisgeld freuen, die in Form eines monatlichen Stipendiums ausgezahlt werden. »Somit betonen wir den Gedanken der kontinuierlichen Unterstützung«, erklärt Florian von Spies, Vorsitzender des HGB-Freundeskreises.
Bereits zum fünften Mal lobte dieser den mit insgesamt 10.000 Euro dotierten Preis aus, der zu großen Teilen von der Sparkasse und enviatel gesponsert wurde. Insgesamt hatten sich 96 Studierende beworben. Eine Jury, bestehend aus Freundeskreismitgliedern, zwei Preisträgern des vergangenen Jahres, Rektorin Ana Dimke und einem Architekten von David Chipperfield, traf die Auswahl der 11 Nominierten, die noch bis zum 12. November in der Galerie der HGB präsentiert werden.
Zwei Fototapeten der Fotografiestudentin Kalinka Gieseler ziehen gleich zu Beginn der Ausstellung die Blicke auf sich: Die Zweitplatzierte des Studienpreises hinterfragt Sehnsucht und Illusion von Werbefotografie. Nach dem Motto »Das Bild im Bild« fotografiert sie Wälder, Berge, Blumen und Tiere, die unseren visuellen Alltag prägen – aufgebracht auf Motorhauben, Hausfassaden oder im Schaufenster. Alle vier Fachrichtungen der HGB sind in der Ausstellung vertreten: Neben Malerei/Grafik und Fotografie sind dies Medienkunst sowie Buchkunst/Grafikdesign.
Die Vielgestaltigkeit wie Aktualität der ausgestellten Arbeiten manifestiert sich nicht zuletzt in der Wahl der beiden Drittplatzierten: Reymund Schröder, Student der im nationalen Vergleich einmaligen Klasse für Type-Design, hat im Rahmen einer internationalen Ausschreibung eine Schrift entwickelt, die dem polnischen Literaturnobelpreisträger Czesław Miłosz gewidmet ist. Allein ihre Präsentation in Plakatform ist sehenswert.
Seine Preisträgerkollegin Almut Hilf begab sich im Februar auf eine fotografische Wanderung durchs Mittelgebirge. Entstanden ist daraus ein 96-seitiges Fotobuch in schwarz-weiß. Unter dem Titel »Komm weiter« ist der Betrachter eingeladen, ihre Wanderung und aufmerksame Randbeobachtungen nachzuvollziehen. Die Montage der Bilder im Buch - manche Motive wiederholen sich, andere Seiten sind leer - betont dabei auch den filmischen Charakter des Mediums und seine spezifische Eigenschaft der individuellen Wahl des Rezeptionstempos.
»Die vier Preisträger haben Großartiges geleistet«, so Florian von Spies. »Wir freuen uns, starke Aussagen und Positionen unterstützen zu können, indem wir den Preisträgern die Möglichkeit geben, sich unmittelbar auf die künstlerische Arbeit konzentrieren zu können.« Ziel des Preises ist neben der Förderung des künstlerischen Potenzials somit auch, das die Preisträger weniger Arbeit und Zeit aufwenden müssen, um überhaupt künstlerisch tätig sein zu können. Diese Mission ist bereits erfüllt: Einer der Preisträger wird das Geld nutzen, um sein BAföG zurückzuzahlen.
Fotostrecke zum Studienpreis der HGB
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