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Kultur

Tanzt die Grenzen weg!

Auf der Audio Invasion verschwimmen Musikgenres zu einem großen Fest

  Tanzt die Grenzen weg! | Auf der Audio Invasion verschwimmen Musikgenres zu einem großen Fest

Die Audio Invasion hat es sich seit fünf Jahren zum Ziel gesetzt, Klassik und Electro zu vereinen und Clubgänger ins ehrwürdige Gewandhaus zu locken. Diese werden beim diesjährigen Line-up wohl in Scharen kommen.

»Er war ein großer betrunkener Tölpel, und jede seiner Bewegungen, wahrscheinlich auch jedes Wort, wenn ich es verstanden hätte, waren obszön.« Was klingt wie die Beschreibung eines nach Hause schwankenden Clubgängers, ist die Erinnerung Igor Strawinskys an Pulcinella. Strawinsky, liebe nach Hause schwankende Clubgänger, war ein Komponist und bekannter Vertreter der Neuen Musik, Pulcinella eine derbe, Unfug treibende listige Figur aus einem süditalienischen Stegreif-Volksstück, die Strawinsky inspirierte, ein nach ihr betiteltes Ballett zu komponieren. Musik zum Tanzen also.

Dass zwischen Klassik und Clubbing nicht so harte Grenzen verlaufen, wie manch ein Anhänger des einen oder des anderen Spektrums glaubt, will die mittlerweile fünfte Audio Invasion aufzeigen. Und sie dürfte mit der Grenzüberschreitung diesmal umso mehr überzeugen. Musik zum Tanzen – das ist neben Sergei Diaghilevs »Pulcinella« das einstimmige Ziel all jener, die bei der Veranstaltung im Gewandhaus mitmachen.

Da spielt Electroclash-Heldin Peaches ein DJ-Set, von dem man hoffen darf, dass es ausartet. Da vermischt der von der BBC als »King of Sound and Ruler of Beats« gefeierte Beardyman in seinem Auftritt Beatbox, Keyboard und Gesang. Da geben die Electro-Künstler Azari & III ihren House-Tönen durch Italo Disco unerwarteten Schmackes.

Neben dem bekannten Berliner DJ und Produzenten Henrik Schwarz, der sich vom Acid Jazz/Rare Grooves-Umfeld immer mehr in Richtung Techno und House entwickelt hat, oder dem Kölner Trio Brandt Brauer Frick, das aus dem Klassik-Umfeld stammt und seine Musik nun Akustik-Techno nennt, bespielen auch Acts wie Nôze und When Saints Go Machine die drei Bühnen des ehrwürdigen Traditionshauses. Leipziger Zwischen-den-Genres-Künstler sind auch dabei: Here is why, die nach den dunklen Achtzigern klingende Band des Electrofreunds Good Guy Mikesh, die Popband David Jonathan oder die Riotvan-DJs Preller, Peter Invasion und Peter Meier vervollständigen das Programm um Pulcinella.

Der wiederum mausert sich – ganz Clubgänger – vom betrunkenen Tölpel zum Frauenschwarm und soll von eifersüchtigen Singles umgebracht werden, bis am Ende doch alle glücklich zusammenfinden. Menschen wie Musik.


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