Geschichten, die das Leben schrieb, bieten die heutigen Kinostarts. Oder vielmehr Menschen, die Geschichten schrieben: John Irving, Ralf König und die durchgeknallte Gloria S., die sich ihr eigenes Leben zusammendichtete. Und Margarete Thatcher schrieb sowieso Geschichte.
In Jogginghose und T-Shirt empfängt John Irving das Filmteam. Er hüpft Seil, spielt mit dem Hund, bäckt Pizza und plaudert – untermalt von Klavierklängen aus dem Off – über Arbeitsrituale und seine Bücher. Der preisgekrönte Autor erzählt, wie seine Geschichten entstehen: Menschen bei ihren Verrichtungen beobachten, mit dem Hund spazieren gehen, Recherchereisen und stets alles aufschreiben. Dazu blättert er in alten Notizbüchern und offenbart, dass er noch immer schlecht in Rechtschreibung sei und deswegen auf einem Nachbartisch ein dickes Wörterbuch liegen hat. Der US-Schriftsteller, zu dessen größten Erfolgen die Romane »Garp und wie er die Welt sah« und »Gottes Werk und Teufels Beitrag« zählen, feiert am 2. März seinen 70. Geburtstag. Pünktlich zum Ehrentag startet heute der Dokumentarfilm »John Irving und wie er die Welt sieht«. Der Dokumentarfilm nimmt den Zuschauer mit an jene Orte, wo Irvings groteske Geschichten entstehen, in sein Haus nach Vermont, auf eine Insel in Kananda und begleitet den Autor auf eine Lesereise durch Europa. Die gelungene Hommage an den preisgekrönten Schriftsteller startet heute in den Passage Kinos.
Und noch eine Hommage an einen Geschichtenerzähler: 1987 feierte Ralf König mit »Der bewegte Mann« große Erfolge. Die Verfilmung mit Til Schweiger lockte 1994 über sechs Millionen Zuschauer ins Kino. Als Chronist des schwulen Alltags schaffte er es, auch ein großes heterosexuelles Publikum zu begeistern. Der Film »König des Comics – Ralf König« dokumentiert den Lebensweg des erfolgreichen Comiczeichners von seinem kleinen Heimatdorf in Westfalen, bis hin zu seinen bisher größten Erfolgen. Der Comiczeichner wird als bescheidener, scheuer Mensch gezeigt, der in seinen Comics die Sau rauslässt. Rosa von Praunheims Dokumentarfilm startet heute in der Schaubühne Lindenfels.
Die Cinémathèque zeigt ab heute die durchgeknallte Komödie »Das traurige Leben der Gloria S.«. Da ihr Leben nicht so läuft, greift die mittelmäßige Schauspielerin Gloria S. zu einer klitzekleinen Notlüge. Für eine Dokumentarfilmproduktion wird eine »typische« Hartz-IV-Empfängerin gesucht. Kurzerhand dichtet sich Gloria eine ganz neue Identität zusammen. Ein unterhaltsamer Abgesang auf das Realityfernsehen und überholte Klischees.
In England wurde bereits viel diskutiert über diesen Film: »Die eiserne Lady«. Das Biopic spaltet ob seiner Darstellung von Margarete Thatcher die Gemüter. Eine Besprechung zum Film finden Sie hier.
Weitere Kritiken können Sie im aktuellen Kreuzer nachlesen. Welche Filme sonst noch laufen, finden Sie hier in aller Kürze.