Sie sind wieder da: Die Ärzte. Und sie wollen alle ihre Fans glücklich machen. Die strömten gestern (und heute wieder) zu Tausenden in die Arena, um »DAS ENDE ist noch nicht vorbei« zu feiern. Mit allem, was dazugehört. Sogar dem richtigen Pfandbecher.
Um 18 Uhr gehen die Türen auf, einige Hardcore-Fans warten bereits seit dem Morgengrauen. Die Menschenmasse ist wunderbar heterogen. Ein Konzert für die ganze Familie. Während die Vorband »La Vela Puerca« spielt, wartet wahrlich alles auf die drei Herren, die zusammen 141 Jahre Rock auf die Bühne bringen. Und die selbsternannte »beste Band der Welt« hat an alles gedacht. Den Merch-Stand gibt es gleich doppelt, an jedem Eingang einen, so dass jeder Gast mindestens zwei Mal am kleinen DÄ-Supermarkt vorbeikommt. Dazu gibt es noch mobile Händler, die T-Shirts mit Leipzig-Aufdruck und der Nummer »38b« feilbieten, was laut »Insiderinformationen« die Hausnummer der gemeinsamen Ärzte-WG in den »bösen« 80ern in Berlin-Spandau war. Nach dem Konzert werden sich auch noch Kassettenhändler dazugesellen, die als besonderes Gimmick eine Kassette mit USB-Anschluss, samt Konzertmitschnitt und Download-Code für die Zugaben, anbieten. Selbst an der Theke rollt mit jedem Bier ganz nebenbei der Die-Ärzte-Rubel, denn zur Tour gibt es drei Pfandbecher-Motive. Im Vergleich zu anderen Bands ihrer Größenordnung bewegt sich der Ausverkauf aber zumindest auf einem durchaus moderaten Preisniveau. Die Ärzte sind eben eine nachhaltige Mehrgenerationen-Band mit Familienausflugsangeboten.
Nach knapp drei Jahrzehnten, zwölf Alben und 800 Konzerten fällt um halb neun nach einer aberwitzigen Lautsprecheransage aus dem Off der rote Vorhang. »Ist das noch Punkrock?«, lautet die erste Frage des aktuellen Albums »auch«. Der Song ist ein typischer Ärzte-Opener, mit so wunderbaren Textzeilen wie »Das hat so den Coolnessfaktor von einem Gartentraktor«. Nach den ersten drei Stücken beginnen die Ärzte-typischen Rituale: Farin Urlaub und Bela B. quatschen unentwegt, während zwischendurch mit souveräner Unterstützung des wortkargen, aber trotzdem saucoolen Rodrigo Gonzáles mehr als respektabel gerockt wird. Die dreistündige Mischung aus Klamauk und Rock funktioniert routiniert und das in jeder Hinsicht. Dabei nehmen sich die Ärzte auf der Bühne genauso wie auf der aktuellen CD permanent selbst auf die Schippe. Farin initiiert immer mal wieder eine La Ola. Ansonsten nippt er permanent an seiner Tee-Tasse, während Bela einen halben Wald an Drumsticks verschenkt. Ein Ärzte-Konzert ist eben ein großer Kindergeburtstag. Nebenbei werden dicke Projektionen und wechselnde Bühnenbilder serviert. Dazu gibt es natürlich Hits, Hits, Hits, wie »Westerland«, »Junge« oder natürlich »Zu spät«. Das Ende ist noch lange nicht vorbei.