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Renaissance einer Legende

Das Torhaus am Kees’schen Park ist ein Ausflugstipp ganz nah bei der Stadt

  Renaissance einer Legende | Das Torhaus am Kees’schen Park ist ein Ausflugstipp ganz nah bei der Stadt

Stopp! Auf dem Weg zum Cospudener See sollte man am Café Brot & Kees nicht vorbeiradeln.

In Gautzsch, einem kleinen Ort zwischen Markkleeberg und Leipzig, dessen ursprünglichen Namen kaum noch jemand kennt, liegt ganz in der Nähe des Nordufers vom Cospudener See ein lange vernachlässigtes Kleinod: der Kees’sche Park. Nur wenige, die mit dem Rad den Weg zwischen See und Wildpark abkürzen, wissen, was für eine historische Anlage sie hier eigentlich durchqueren. Und so sei an dieser Stelle im Zeitraffer ein kleiner Ausflug in die Geschichte erlaubt:

Einst gab es hier eine Wasserburg, die sich später zum Kern eines Rittergutes entwickelte, das der Leipziger Kaufmann und Ratsherr Wolfgang Jöcher 1713 kaufte. In seinem Auftrag war der sächsische Landbaumeister David Schatz aus Leipzig mit Aus- und Umbaumaßnahmen im Stil des Barock befasst. Der ehemalige Gärtner und Schöpfer von Apels Garten – einer der schönsten Barockgärten Deutschlands im 18. Jahrhundert – schenkte auch diesen Parkanlagen ringsum Aufmerksamkeit. Neben dem Herrenhaus, das ein Wassergraben umgab, gehörten Kirche, Gasthof und Brauerei zum Ensemble. Selbst eine Siedlung für besitzlose Häusler entstand. Der Prunk rief schnell Neider auf den Plan, zum Beispiel den sächsischen Oberpostmeister Johann Jacob Kees, der 1714 das nahe gelegene, verschuldete Rittergut Zöbigker von August dem Starken erhalten hatte. Auch Kees ließ von David Schatz bauen: ein Herrenhaus mit Kirche, Gut, Brauerei und Ausspanne. Als Jöcher 15 Jahre später sein Gautzscher Landgut aufgeben musste, erwarb es über Umwege die Familie Kees. Seit 1885 war Walter Kees nun Gutsherr in Gautzsch und läutete eine neue Ära ein: Er erklärte angrenzende Äcker zu Bauland und bediente so die erhöhte Nachfrage im damals expandierenden Großraum Leipzig. Er nahm Einfluss auf die Führung einer Straßenbahnlinie, die fortan seine Grundstücke erschloss, auf denen sowohl die Schokoladenfabrik Riquet als auch die Baumwollspinnerei Stöhr Sitz nahmen. Der hier mündende Equipagenweg war ehemals eine Privatstraße des Gutes in Richtung Leipzig. Als Kees 1906 starb, ging es mit dem Anwesen bergab. Die Familie verkaufte es 1940 an die Stadt Leipzig, obwohl Markkleeberg Nutzungshoheit behielt. Während des Zweiten Weltkriegs nahm es die Wehrmacht in Beschlag, danach funktionierten US-Truppen die Gebäude zu einem Krankenhaus um, das bis 1992 sogar noch genutzt wurde. In dieser Zeit zerstörten dann zahlreiche rein funktionale Um- und Anbauten in behelfsmäßiger DDR-Manier den Charakter des herrschaftlichen Anwesens. Nach dem Auszug des Krankenhauses verwahrloste so ziemlich alles. Erst 2006 fand sich ein erster seriöser Investor, der die alten Parkstrukturen wieder ans Licht holte. Im Jahre 2007 nahm sich die Stadt Markkleeberg der Anlage an und begann, »nicht mehr erhaltungswürdige Gebäude« wie alte Schuppen, Baracken sowie ehemalige Labor- und Nebengebäude abzureißen. 2008 fand das Kinderhospiz »Bärenherz« hier ein Domizil. Bereits seit Längerem saniert ist das Adlertor. Und nun zog auch in eines der beiden Torhäuser an der Lauerschen Straße neues Leben ein.

Seit Mitte Mai betreibt Thomas Recknagel am Eingang zum Kees’schen Park das Café Brot & Kees mit einer wunderschönen Terrasse sowie angeschlossenem Naturkostladen. Auch die Kaffeerösterei von Ronny Alber, der sein Geschäft von Wiederitzsch nach Markkleeberg verlegte, ist nebenan zu finden. Ob Kaffee, Brot, Aufstriche oder Eis – im Café Brot & Kees gibt es nur Produkte mit Biosiegel. Das Ganze wirkt auf den ersten Blick wie die Kombination von Café und Tante-Emma-Laden. In der guten Stube gibt es Lederbänke, Holztische und -hocker, im Laden weiß gestrichene Regale und Körbe aus Naturmaterial für die Selbstbedienung. Zum Frühstück vom Buffet ab sieben Uhr kann man sich zu den Gästen der Ferienwohnungen gesellen. Tagsüber lockt dann ein kleines, feines Speisenangebot, zum Beispiel Brote zum Selbstbelegen mit hausgemachten Aufstrichen aus Olive, Paprika oder Schafskäse. Man schneidet vom Brot seiner Wahl eine Scheibe ab, kombiniert zwei Aufstriche dazu, geht zum Tresen, wo auch Kaffeemaschine und Kuchentheke stehen, und bezahlt 2 Euro dafür. Die Suppe wird selbst geschöpft – eine größere Schale kostet 5 Euro, die kleinere 2,70. Geschmeckt hat die Karotten-Ingwer-Suppe ganz wunderbar, erst recht der Rhabarber- und Schokoladenkuchen. Die belegten Baguettes kann man prima mit an den Strand nehmen. Zudem gibt es Müsli und »Wurstsemmeln«. Alles Gebackene hier kommt übrigens aus Seidels Klosterbäckerei, das Bio-Eis von Tonys Handmade Organic Icecream auf der Könneritzstraße. Neben gängigen Sorten wie Mango und Vanille gibt’s auch exotische mit grünem Pfeffer, Ingwer und Rosenblüte. Einen schönen Sommer noch!


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