Beim 18. Party.San huldigten 10.000 Fans dem Extrem-Metal. Schwarz-, Dresch- und Todes-Metal überzeugten, die Kruste hielt – und sogar das Wetter spielte mit.
»Tritt herein und lass alle Hoffnung fahren«: Man kann sagen, das Eichsfeld hat das Party.San-Open-Air (PSOA) ehrlich verdient. Immerhin wähnt sich der katholische Hotspot in Nordthüringen – einst katholische Enklave zwischen Protestanten, heute: Atheisten – als Bollwerk in einem Meer der Irrlehre. Da muss ein Extrem-Metal-Festival für Verstörung sorgen; immerhin prangt am Eingangstor bereits »Hell is open«, was einem ja Dantes »Göttliche Komödie« fast aufdrängt. Gab es im letzten Jahr noch einige Irritationen, so hatten die Schlotheimer bei kostenlosem Eintritt in diesem Jahr – vom 9. bis 12. August – die Chance, sich über die Falschheit ihrer frommen Projektionen zu informieren.
Und so waren bei dieser zweiten Ausgabe nach dem Festival-Umzug auch einige Grüppchen Autochtoner zu sehen, die sich vom eher harmlosen Treiben auf dem Flughafengelände überzeugen konnten. So war zwar musikalisch viel von Satan, Hölle & Co. die Rede, zumeist aber mit Ironie gewürzt – Blut-und-Hoden-Rituale blieben aus und die Kirche, pardon: im Dorf. Dabei ging es auf dem Flecken zwischen Helmetal und Höllbergtunnel ganz und gar nicht langweilig oder saft- und kraftlos zu. Wenige musikalische Enttäuschungen schlugen über die rund 10.000 Fans – sie seien hier unter den Tisch fallen gelassen –, und ausnahmsweise hielt sogar das Wetter: kein Regen nirgends.
Zum Vorglühen war beim Numero 18 kaum Zeit, denn in dieser Party.San-Ausgabe konnte von einem Mellow-Donnerstag nicht die Rede sein. Mit dem englischen Geschwader Bolt Thrower stand schon am ersten Tag ein absolutes Highlight auf dem Programm. Erfrischend heftig wie ein Sommergewitter beschlossen die gestandenen Blitzwerfer die erste Runde nach den ordentlich auf Dauerfeuer gestellten Old-School-Eklektikern von Vallenfyre und dem Rumpel-Ruhrpott-Thrashern von Sodom.
An Erholung in der Nacht war kaum zu denken, und schon um 12 Uhr mittags läutete die Crust-Schleuder Malignant Tumor den High Noon ein: »We are Metal«. Extra für Puristen gereicht, mixten Gospel of the Horns den Black-Death der guten alten Schule mit ebenso gut abgehangenem Thrash-Metal – es muss ja nicht immer verfrickelt sein. Ebenso kraftvoll-leger trabte die crustige Rock’n’Roll-Rikscha von Iron Lamb über die Bühne und Immolation empfahlen sich absolut schlagkräftig für ihren September-Gig in der Leipziger Theaterfabrik. Spielfreudig forderten die Jungs von Tankard – »30 Jahre und noch immer kein Erfolg« – auch in ihrem Jubiläumsjahr »Freibier für alle, sonst gibt’s Krawalle!«, während die Avantgarde-Black-Metal-Combo Nocte Obducta noch bei Tageslicht in sphärische Finsternis entführten. Die Schwarzmetaller Immortal gingen in ihrem fast Zwei-Stunden-Auftritt erstaunlich sympathisch über die Bühne und auch die ebenso den Satansjünger herauskehrenden Behemoth ließen nichts anbrennen – von der Pyro-Show einmal abgesehen. Als Überraschung des Festivals aber erwiesen sich für den hier geäußerten subjektiven Blick das US-Quartett Nile. Sie brachten ihren technischen Ägyptologen-Death auch live absolut auf den Punkt und zeigten sich fern der Effekthascherei als Meister ihres Fachs. Allein die Schlagzeugsalven, die ins Publikum hauten, waren das Erlebnis wert, ausgefeilter Wechselgesang und fein verwebte Melodiebögen verschmolzen zum Sahnehäubchen. Auch nach 18 Ausgaben macht das PSOA keineswegs schlapp. Den Ruf als Festival-Garant fürs Extreme hat es sich schon längst erarbeitet. Das wird man im Eichsfeld auch noch einsehen.