»The Cabin In The Woods«, der heute im CineStar und Regina Leipzig anläuft, teilt die Gemüter. Die einen finden ihn wahnsinnig innovativ, die anderen sitzen im Kinosessel und fragen sich kopfkratzend, was das jetzt soll. Da wir zur letzteren Kategorie gehören, werden wir auch kein weiteres Wort mehr über diesen Film verlieren. Ähnlich belanglos muten die vier Durchschnittstypen aus »The Watch – Nachbarn der 3. Art« (CineStar, Regina Leipzig) an, die in ihrer Vorstadt eine Bürgerwache gründen. Zum Glück gibt es diese Woche genug andere Filme, über die es sich lohnt, ein paar Worte zu verlieren.
Wie ein altes Ehepaar gehen die beiden Damen jenseits der 80 miteinander um. Gemeinsam sitzen sie am Küchentisch und erinnern sich an früher, spazieren über den Berliner Wochenmarkt, schippern auf einem Dampfer über die Spree oder streiten sich darüber, wer den Müll hinunterbringt. Regina Karolinski und Bella Katz teilen jedoch nicht nur ihren Berliner Alltag, sondern vor allem eine außergewöhnliche, Mut machende Geschichte. In ihrem Dokumentarfilm »Oma und Bella« begleitet Alexa Karolinski ihre Oma Regina und deren langjährige Freundin Bella bei ihren alltäglichen Verrichtungen und lauscht ihnen bei Gesprächen über ihre Erinnerungen an den Holocaust. Stockend erzählt Bella von den Greueltaten der Nazis. Trotz der Schwere, die in solch ergreifenden Momenten aufkommt, gelingt es Karolinski immer wieder, dem Zuschauer ein Lächeln auf die Lippen zu zaubern. Etwa, wenn die alten Damen im Morgenrock ratlos vor dem Kleiderschrank stehen oder am Nachmittag im abgedunkelten Zimmer vor dem Fernseher sitzen und »Sturm der Liebe« schauen. Regina und Bella halten mit viel Optimismus, Humor und guter jiddischer Küche die Erinnerungen an ihre Herkunft aufrecht. Der Film läuft ab heute in der Kinobar Prager Frühling und ab dem 13. September im Cineding.
Westdeutsche Provinz, ein gemütliches Familienwochenende steht an. Mutter Gitte (Corinna Harfouch) hat die Söhne Marko (Lars Eidinger) und Jakob (Sebastian Zimmler) eingeladen. Das heißt: gemeinsames Essen im Garten, Erdbeerkuchen, gefüllte Canneloni, alte Vertrautheiten, eine etwas ungelenke Verschwiegenheit. Die manisch-depressive Gitte offenbart beim Abendbrot, dass sie ihre Tabletten abgesetzt hat, um endlich festen Boden unter den Füßen zu haben und entzieht mit dieser Botschaft ironischerweise allen anderen eben jenen Boden unter deren Füßen. Das traute Zusammensein bekommt erste Risse. Hans-Christian Schmid (»Requiem«) blickt in seinem neuen Film »Was bleibt« hinter die Fassade einer gutbürgerlichen Familie und lotst sein stark aufspielendes Ensemble durch die Untiefen ihrer Familienbande. Die vollständige Kritik finden Sie im aktuellen kreuzer. »Was bleibt« ist ab heute in den Passage Kinos und ab 27. September in der Schauburg zu sehen.
Dom (Dominique Abel) arbeitet als Nachtportier in einem kleinen Hotel. Als eines Nachts die schlaksige Fiona (Fiona Gordon) auftaucht, stellt diese Begegnung sein Leben völlig auf den Kopf. Fiona gibt sich als Fee aus und gewährt dem verdutzten Dom drei Wünsche. Nachdem sie ihm zwei Wünsche erfüllt hat, verschwindet sie. Dom macht sich natürlich sofort auf die Suche nach ihr und findet sie sogar wieder – in einer psychiatrischen Anstalt. »Die Fee« läuft in der Kinobar Prager Frühling.
Knapp zehn Jahre nach dem Dokumentarfilm »Herr Wichmann von der CDU« über den netten, naiven und im Wahlkampf erfolglosen Lokalpolitiker Henryk Wichmann hat Andreas Dresen seinen Protagonisten von einst wieder begleitet, diesmal in den Brandenburger Landtag und dessen Alltag im Wahlkreis Uckermark/Oberhavel. Die dortigen Gegebenheiten und Probleme scheinen oft genug direkt aus Absurdistan zu stammen. So kommt beispielsweise der Schreiadler zu ganz neuen filmischen Ehren. Allgemein unterhaltsam und sehr interessant ist es, den Werdegang des emsig nach oben strebenden Politikbeamten zu beobachten. Mittlerweile ist der CDU-Mann über 30 Jahre alt, verheiratet und hat drei Kinder. Im Film hat dies nur insofern Bedeutung, dass zwischen all den Themen, Wegen und Aufgaben des Oppositionsmitglieds kaum Platz für die Familie bleibt. Nicht nur dieses Detail, sondern auch die vielen ehrlichen Momente, die sisyphusartige Mühsal und Kleinteiligkeit des Politikgeschäfts und so manches Fremdschämen über den allzu guten Jungen bringen den Politiker dem Zuschauer näher. Die ganze Rezension können Sie im aktuellen kreuzer nachlesen. »Herr Wichmann aus der dritten Reihe« läuft in den Passage Kinos.
Tim (Max Riemelt) und Can (Elyas M'Barek) sind beste Freunde und beste Freunde teilen alles, manchmal auch bescheuerte Ideen. So haben sie zum Beispiel eine besondere Masche, um Frauen rumzukriegen: Sie geben sich als unheilbar krank aus. Das hat bislang gut funktioniert, bis sich Tim in Marie (Anna Fischer) verliebt. Maries Schwester Edda (Jessica Schwarz) ist tatsächlich todkrank. »Heiter bis wolkig« läuft im CineStar.
Vier Poetry Slammer stehen im Fokus dieses Films: Philipp, der 2009 den Meistertitel gewann und nun zum Kabarett möchte; Sebastian, Meister 2008, der die Bekanntheit der Szene voranbringen will; der Leipziger Julius, der 2011 als Teamleiter fungierte und skeptisch auf die Kommerzialisierung der Szene reagiert und Theresa, die als Newcomerin versucht, ihre plötzliche Popularität zu bewältigen. »Dichter und Kämpfer« wirft einen Blick auf die deutsche Poetry-Slam-Szene, die sich mittlerweile an der Schwelle zum Mainstream befindet. Ab heute in der Kinobar Prager Frühling zu sehen.
Eine leichte Komödie beschert uns am heutigen Kinodonnerstag Julie Gavras mit »Late Bloomers«. Im Mittelpunkt stehen Mary (Isabella Rossellini) und ihr Ehemann Adam (William Hurt), beide um die 60, die plötzlich feststellen, dass sie mittlerweile zu den Senioren gehören. Beide gehen auf ihre ganz eigene Weise damit um und trennen sich letztlich nur, um sich wieder neu zu finden. Julie Garvas wirft einen herrlich warmherzigen Blick auf die Tücken des Älterwerdens. Isabella Rossellini sagte bei der Pressekonferenz zum Film auf der Berlinale 2011 schmunzelnd dazu: »Es wird euch allen so ergehen.« »Late Bloomers« läuft ab heute in den Passage Kinos und ab dem 27. September in der Schauburg.
Weitere Filme finden Sie hier und im aktuellen kreuzer.
Viel Spaß im Kino!