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Kultur

»Was wir machen, ist stimmig und cool«

TOY!-Gitarrist Jonas Fröbel über musikalische Grenzen, alte Orgeln und Instrumenten-Skill-Shows

  »Was wir machen, ist stimmig und cool« | TOY!-Gitarrist Jonas Fröbel über musikalische Grenzen, alte Orgeln und  Instrumenten-Skill-Shows

Das Konzept hinter TOY! (siehe kreuzer 08/12) ist so ungewöhnlich wie einfach: Elektronische Musik wird mit konventionellen Instrumenten nachgespielt. Kommenden Samstag spielt die achtköpfige Band im Rahmen der Designers’ Open erstmalig in ihrer Heimatstadt. Gitarrist Jonas Fröbel hat vorher mit dem kreuzer gesprochen.

kreuzer: Ihr spielt Stücke, die am Computer entstanden sind, auf herkömmlichen Instrumenten. Keine Samples, keine Loops. Seid ihr ein analoges Korrektiv in einer von Bits und Bytes zersetzten Tanzwelt und mögt keine programmierte Musik?

JONAS FRÖBEL: Im Gegenteil, wir mögen gerade diese Musik! Für uns besteht der Reiz genau darin, Electro-Songs mit konventionellen Instrumenten nachzuspielen. Es geht nicht darum, alles eins zu eins nachzumachen, aber wir wollen das, was diese Musik ausmacht, mit unseren Mitteln transportieren.

kreuzer: Wo sind denn eure musikalischen Wurzeln?

FRÖBEL: Wir kommen alle von der Rockmusik, der Klassik oder dem Jazz, also schon von der handgemachten Musik. Aber wir mögen eben alle Electro.

kreuzer: Sind auf euren Konzerten Electro-Freaks, die sich über klangliche Abwechslung freuen oder Rocker, die sich endlich nicht mehr schämen müssen, auf einen flotten Techno-Beat zu tanzen.

FRÖBEL: Wir sprechen ja gewissermaßen beide Sprachen, deswegen hoffe ich, dass von allem was dabei ist. Wir sind sicherlich nicht die ersten, die musikalische Grenzen überschreiten, aber genau diese Vielschichtigkeit macht für uns ja den Reiz aus.

kreuzer: Was ist wichtiger: Dass Leute euch musikalisch gut finden oder dass sie tanzen?

FRÖBEL: Wenn ein Großteil der Leute tanzt und anschließend ein paar Leute sagen, dass es musikalisch gut war, sind wir froh. An uns selbst haben wir musikalisch hohe Ansprüche, aber dass ist nicht das, was beim Zuschauer in erster Linie rüberkommen soll. Das Publikum soll unsere Musik als leichte, spielerische Angelegenheit wahrnehmen. Wir wollen nicht, dass die Leute ständig denken, dass ihnen da ein Konzept präsentiert würde und das Ganze zu einer Instrumenten-Skill-Show verkommt.

kreuzer: Hat euer Konzept Grenzen? Gibt es einen Song, den ihr gerne spielen würdet, der aber nicht übertragbar ist?

FRÖBEL: Klar gibt es Grenzen. Für uns am schwersten ist natürlicher Gesang oder Minimal Techno mit filigranen Sounds. Das haben wir bislang noch nicht gemacht. Aber die Option gibt es trotzdem, wir sind da offen.

kreuzer: Seid ihr schon mal an einem Song gescheitert?

FRÖBEL: Klar, aber an welchem verrate ich nicht. Vielleicht bekommen wir das ja noch hin. Manche Stücke funktionieren, andere nicht. Sich damit auseinanderzusetzen ist Teil des Konzeptes.

kreuzer: Ich bin jetzt mal gemein: TOY! sind eine Coverband, die sich unnötigerweise selbst einschränkt. Was entgegnest du dem?

FRÖBEL: Das würde ich abstreiten. Das Projekt verlangt mir teilweise mehr ab, als meine eigene Musik. Und wenn wir die selbst auferlegten Einschränkungen aufweichen wollen, dann machen wir das eben. Wir haben ja keinen Schwur geleistet. Momentan finden wir das, was wir machen, ziemlich stimmig und cool.

kreuzer: Was ist der größere Anachronismus: Musik von heute auf Instrumenten von gestern zu spielen oder die Tatsache, dass Electro-Musiker noch immer nicht über ihren Monitor und ihre Plattenteller hinausschauen?

FRÖBEL: Es ist schon verwunderlich, dass das so wenige machen. Aber neu ist die Idee ja auch nicht. Die großen Electro-Produzenten haben tonnenweise alte Orgeln im Keller stehen. Der Unterschied besteht darin, das Ganze auch auf die Bühne zu bringen. Das ist hier in Leipzig noch relatives Neuland. Es ist eben technisch auch extrem anspruchsvoll. Derjenige, der die Musik programmiert, denkt ja nicht daran, dass jemand das mal auf der Gitarre nachspielen würde.

kreuzer: Gibt es Pläne für eine Platte?

FRÖBEL: Nein, aber das ist heute auch gar nicht mehr notwendig. Wir erreichen ja heute mit einem YouTube Video genauso viele Leute, wie man sie früher mit einem Album erreicht hat. Social Media kommt uns total zugute. Ausschließen wollen wir ein Album nicht, aber momentan wollen wir die Sachen live spielen und bald wieder ein Video machen.


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