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Kultur

Romantik und Realismus

Opern-Auftakt gelungen: Anthony Pilavachis »Rigoletto« setzt auf Abwechslung

  Romantik und Realismus | Opern-Auftakt gelungen: Anthony Pilavachis »Rigoletto« setzt auf Abwechslung

Eine der besten Opern Giuseppe Verdis auf den Spielplan zu setzen, ist wahrlich kein Wagnis. Das tragische Schicksal des buckligen Hofnarren Rigoletto in Diensten des Herzogs von Mantua geht zu Herzen. Zudem konnte Verdi mit der meisterhaften Vertonung von Albtraumhaftem und Realem, von Tod und Leben an tradierte Muster der italienischen Kultur anknüpfen.

Die erste Saisonpremiere wollte Intendant Ulf Schirmer einem erfahrenen Regisseur anvertrauen und die Wahl fiel auf Anthony Pilavachi, der Musiktheater aus der Partitur heraus entwickelt. Und tatsächlich bietet er in Leipzig ein so wunderbares Spektakel, dass man ihn nicht mehr abreisen lassen möchte. Derart abwechslungsreiche Bühnenszenarien hat man hier selten gesehen. Pilavachi lotet den Raum in alle Richtungen aus. Eine weit oben angebrachte Treppe im nächtlichen Mondlicht führt Rigoletto durch eine Falltür hinunter zu Gildas spartanisch eingerichtetem Unterschlupf. Während die behütete Tochter noch von einem schönen Verehrer schwärmt, warten maskierte Höflinge eine Etage höher schon darauf, sie gewaltsam zu entführen. Starke Lichtkontraste bestimmen den Rhythmus der Handlung. Die werkimmanente Gratwanderung zwischen Romantik und Realismus gelingt überwiegend, wenngleich dem ersten Akt ein paar Farben und Kapriolen nicht schaden würden. Erster und zweiter Akt wirken zu statisch, so dass Rigolettos Wesensveränderung sowie der kontinuierliche Spannungsaufbau kaum deutlich werden.

Verständlicherweise werden die Hauptdarsteller von dieser Inszenierung beflügelt. Weltklasse sind die Auftritte des Italieners Vittorio Vitelli als Rigoletto. Mit kraftvoller Eleganz und mustergültiger Technik meistert er eine der bedeutendsten Bariton-Rollen der Opernliteratur. Leonardo Capalbo, US-Amerikaner mit italienischen Wurzeln, mimt den lüsternen Duca überzeugend und schmettert seine verführerischen Arien souverän ins Publikum. Ensemble-Liebling Eun Yee You als Gilda verfügt zweifellos über einen gefühlvoll-hohen Sopran, setzt diesen aber etwas gekünstelt ein. Die Koloraturen punkten, doch im natürlichen Klangfluss ihrer Partner geht sie etwas unter.

Das Gewandhausorchester bereitet den Solisten ein wunderbares Klangbett und fällt nicht weiter auf. Für leidenschaftlichere Ausbrüche und schroffere Klangkontraste hätte sicher ein anderer Dirigent am Pult sorgen können, aber das wäre vielleicht zu viel des Guten gewesen


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