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Kultur

»Heute reden alle von Awareness, das war damals noch ganz anders« 

Alexander Loth, der langjährige Geschäftsführer und Mitbegründer des IfZ, im Interview 

  »Heute reden alle von Awareness, das war damals noch ganz anders«  | Alexander Loth, der langjährige Geschäftsführer und Mitbegründer des IfZ, im Interview   Foto: Christiane Grundlach

Im April feiert das Institut für Zukunft sein zehnjähriges Bestehen. Über die Jahre ist das IfZ nicht nur zu einem Publikumsmagneten für Leipzigerinnen und Leipziger geworden, sondern auch für stilsichere Techno-Touristen. Anlässlich des Jubiläums treffen wir den Mitbegründer und Ende März scheidenden Geschäftsführer des IfZ, Alexander Loth, zum Gespräch. Wir reden dabei über die Anfänge des Clubs, aber auch über dessen zuletzt in Teilen umstrittene Türpolitik – vor Kurzem wurde beispielsweise nach teils kontroversen Diskussionen das Verbot der Kufiya (auch: Pali- oder Palästinensertuch) im IfZ aufgehoben –, doch diesen Teil des Interviews hat Loth zur Veröffentlichung nicht freigeben, was wir ausdrücklich bedauern, aber respektieren. 


Sie waren 2014 einer der Mitbegründer des IfZ. Wie war das damals? 

Das IfZ ist aus einem lose zusammenhängenden Freundeskreis heraus entstanden, der von einem linken Hedonismus geprägt war und schon länger kleinere Technopartys veranstaltet hatte. Die wurden manchmal auf irgendwelchen Wiesen, manchmal aber auch in Abrissindustriegebäuden veranstaltet. Der Name »Institut für Zukunft« tauchte erstmals 2008 auf. Irgendwann gab es dann den Wunsch, einen eigenen Ort dafür zu haben. Das hätte nicht zwangsläufig ein großer Club werden müssen, sondern hätte auch eine etwas geräumigere Garage sein können. Wichtig war uns, einen festen Raum zu haben, in dem wir neben Partys auch Diskussionen oder Workshops veranstalten können. Irgendwann wurden wir dann durch einen Freund auf den Kohlrabizirkus aufmerksam gemacht. Als wir das Gebäude das erste Mal besichtigt haben, glich es einer totalen Ruine. Was teils auch heute noch so ist. 

Wie ging es dann weiter? 

Wir waren trotz des offensichtlichen Renovierungsbedarfs direkt überzeugt von den Räumlichkeiten. Ab 2012 hat sich die Idee dann zunehmend intensiviert durch Planungstreffen, Verfassen von Businessplänen, beratenden Austausch mit anderen Clubs und so weiter. 2013 wurde schließlich der Mietvertrag unterschrieben, und Ende April 2014 gab es die erste Party im IfZ. Das alles wäre aber niemals möglich gewesen ohne die Hilfe zahlreicher Leute im Vorfeld, die uns bei Renovierung, Organisation, Bauanträgen, Brandschutz und zahlreichen anderen Arbeitsfeldern unterstützt haben. 

Die Crowdfunding-Kampagne des IfZ lief damals unter dem Slogan »Another Sound is possible«. Was genau zeichnete diesen »anderen Sound« damals aus? 

Das ist eine Art Wortspiel gewesen. Es ging natürlich einerseits schon um Sound im Sinne eines richtig guten Soundsystems. Andererseits ging es bei der Verwendung des Wortes auch um den Umgang der Leute miteinander: Wie schafft man einen diskriminierungsfreien Raum, in dem sich alle möglichst wohlfühlen, eine Art praktische Utopie? Heute reden alle von Awareness, das war damals noch ganz anders. Es hat auch erst mal ein paar Jahre gedauert, bis unsere vergleichsweise strenge Türpolitik überhaupt von der Mehrheit akzeptiert wurde. 

Was hat Sie nun zum Rückzug als Geschäftsführer bewogen? 

Ich habe immer mal wieder darüber nachgedacht in den vergangenen Jahren. Nach zehn bis zwölf Jahren, in denen ich eigentlich nichts anderes mehr gemacht habe, als für diesen Club zu arbeiten und mein Leben auch diesem Club unterzuordnen, wird es mal Zeit für was Neues – sehr gern auch erst mal mit weniger Verantwortung. 

Was war in den vergangenen zehn Jahren Ihr persönliches IfZ-Highlight? 

Gute Frage. Es war und ist auf jeden Fall immer wieder toll, bei der Kuration meiner Aequalis-Reihe alte Weggefährten und Freundinnen wieder zu sehen, die man schon länger nicht mehr getroffen hat, und für eine Nacht zu begeistern. Ein besonderes Highlight ist es auch immer wieder, im Club auf junge Leute zu treffen, die durch die Reihe inspiriert wurden, diese Art von Techno zu mögen, und im Anschluss angefangen haben, selbst aufzulegen oder Veranstaltungen zu planen. 


> Clubnacht Extended anlässlich 10 Jahren IfZ: mit Freddy K, Alinka, Blanka, Carlotta Jacobi, 27.4., 23.59 Uhr, Institut für Zukunft 


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