Cineasten mit Vorliebe für schönes, schräges und außerordentliches Kino kommen heute bei der »Nacht des radikalen Films« auf ihre Kosten. Bereits zum siebten Mal veranstalten die Filmgruppe Cinemabstruso und der Filmkunstverein Cineart das Kurzfilmfestival. Im Lindenfels Westflügel zeigen sie politische und künstlerische Werke regionaler und internationaler Filmemacher aus den Bereichen Dokumentation, Animation und Experimentalfilm.
Die Resonanz auf den Aufruf zur Einsendung »radikaler« Filme war groß, Einschränkungen bei der Bewerbung gab es praktisch nicht. Die Filme sollten lediglich maximal zwanzig Minuten lang sein und sich durch inhaltliche und formale Radikalität auszeichnen. Die Veranstalter haben dabei bewusst nach Filmen gesucht, die nicht unbedingt aufwendig produziert und technisch ausgereift sind, sondern deren Reiz vor allem in ihrer künstlerischen oder politischen Dringlichkeit liegt – mit Erfolg: Aus über 100 Einsendungen haben die Veranstalter die fünfzehn »radikalsten« Filme ausgewählt. Ab 20.30 Uhr werden die Beiträge des internationalen Wettbewerbs heute gezeigt.
Musikvideos sind ebenso Teil des Programms wie fiktionale Kurzfilme oder Dokumentationen, bereits ihre Titel klingen teilweise vielversprechend.
Regisseurin Wilda Wahnwitz wird den fiktionalen Beitrag »Hartz IV Horror« beisteuern, Jan Soldat aus Berlin die Dokumentation »Zucht und Ordnung«. Die Filmpiraten, ein Erfurter Regiekollektiv, zeigen ihr Musikvideo »Wenn du gefangen bist«, Natálie Císařovskás Film »Jihad by Meat« beleuchtet das Verhältnis der tschechischen Bevölkerung zum Islam und den Muslimen. Die Beiträge könnten unterschiedlicher fast nicht sein. Gemeinsam ist ihnen aber ihre Radikalität. Die Filmgruppe Cinemabstruso selbst widmet sich in der Dokumentation »20 Jahre Heldenstadt Leipzig« ihrer eigenen Heimatstadt. Die gewählten Beiträge stammen überwiegend aus der Großregion Leipzigs, aber auch internationale Filme aus Prag oder Montpellier sind Teil des Programms. Der radikalste Beitrag wird im Anschluss mit der »Goldenen Linse« gewürdigt.
Im Anschluss können anwesende Filmemacher ab 22.30 Uhr ihre mitgebrachten Werke bei einem »Open Screening« dem Publikum präsentieren. In maximal 25 Minuten kann ein jeder dann das eigene filmkünstlerische Schaffen darbieten und mit Interessierten diskutieren.
Das Festival, das sich bewusst als Alternative zu anderen Filmfestivals versteht, verspricht wieder ein cineastischer Höhepunkt des experimentellen Films in Leipzig zu werden. Sicherlich wird auch in diesem Jahr nicht jeder Beitrag jedermanns Geschmack treffen, aber darum geht es ja auch nicht. Sondern darum, alternativen Filmen und ihren Schöpfern eine Plattform und ein unabhängiges Forum und dem Publikum eine Alternative zum Einheitsbrei der großen Kinos zu bieten.