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Kultur

Am Gelde hängen, zum Gelde drängen

Die Freie Szene bekommt mehr Geld. Was nun?

  Am Gelde hängen, zum Gelde drängen | Die Freie Szene bekommt mehr Geld. Was nun?

Freie Szene und Kulturhaushalt sind in Leipzig eine unendliche Hassliebe eingegangen. Nachdem die Initiative »Leipzig plus Kultur« fünf Prozent des Kulturetats für sich einforderte und einen entsprechenden Haushaltbeschluss durchsetzte, hat Kulturbürgermeister Michael Faber diesen de facto kassiert. Er will stattdessen jährlich die Beträge anheben, um schlussendlich auf ungefähr fünf Prozent zu kommen. Für dieses Jahr bedeutet dies ein Plus in der Förderkasse von 600.000 Euro.

Diese Steigerung wirkt sich jedoch nicht, wie eigentlich geplant, vor allem auf die Projektförderung aus, also dort, wo einzelne Aktivitäten wie Theaterproduktionen finanziert werden. Stattdessen geht ein Großteil des Geldes an Institutionen wie das Theatrium oder die Schaubühne. Der Anteil dieser institutionellen Förderung liegt bei 79,7 Prozent, angestrebt wird laut Kulturamt ein Anteil von 75 Prozent. Für die Projektförderung bleiben also nur 25 Prozent, wobei ein Graubereich zwischen institutioneller und Projektförderung besteht. Beispiel Cammerspiele: 2013 sind sie mit einem Budget von 64.000 Euro ausgestattet – ein sattes Plus von 88 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Kulturamtsleiterin Susanne Kucharski-Huniat weiß, dass dies ein schwieriger Fall ist, weil damit der gesamte Spielplan des Connewitzer Hauses gefördert wird. »Die Summen überschreiten im Grunde den Anteil der institutionellen Förderung.«

Warum sind die erhöhten Mittel nicht in die freie Förderung gegangen? Ein Grund: Der Wegfall von 80 durchs Arbeitsamt geförderten Stellen bedeutete für 40 Leipziger Vereine erhebliche Herausforderungen. Die Cammerspiele beispielsweise mussten den Spielbetrieb im zweiten Halbjahr 2012 einstellen, Anfang 2013 wurde er wieder aufgenommen. In vielen Fällen konnte das Kulturamt durch eine »Sicherung der Rahmenbedingungen«, wie die erhöhte – institutionelle – Förderung genannt wird, einspringen. Etwa bei der Halle 14, deren Budget um 50.000 Euro oder 166 Prozent wuchs.

Insgesamt beantragten die Leipziger Kulturmacher in diesem Jahr 6,77 Millionen Euro, von denen 4,61 Millionen bewilligt wurden. Im letzten Jahr war die Antragssumme mit 6,73 Millionen Euro nur geringfügig niedriger, so dass Kucharski-Huniat hofft, im nächsten Jahr tatsächlich die nächste anstehende Etaterhöhung »mehr für Inhalte einsetzen zu können«. Dabei stimmt das harte Diktum, dass über institutionelle Förderung keine Projekte in Leipzig gefördert werden, auch nicht. So muss das Lofft rund 14 Prozent seines Budgets für Projektförderung einsetzen, 2012 wären das 35.000 Euro gewesen. Tatsächlich hat es 42.600 Euro in Koproduktionen gesteckt.

Viele Kulturmacher, besonders wenn ihre Anträge abgelehnt wurden, können die Entscheidungen nicht nachvollziehen. Daher gibt es seit längerem den Vorschlag, dass die Berater, welche die erste Prioritätenliste für die Verwaltung erstellen, ihre Vorschläge begründen sollten. »Das Modell«, so Kucharski-Huniat, »ist aber nicht auf Leipzig übertragbar, da die Gremien hier nur die Verwaltung beraten und nicht wie in Berlin vom Stadtparlament eingesetzt sind.« Immerhin setzt das Kulturamt auch in der Freien Szene auf die Förderung von inhaltlichen Schwerpunkten, für 2013 sind dies die Jüdische Woche und das Völkerschlachtjubiläum. Der fetteste Fisch im Teich ist hier das Theater Titanick, das im Oktober die Fläche vorm Klotz am Südfriedhof bespielen wird. Dann zeigt sich, ob das Geld gut angelegt ist – während die Haushaltsberatungen für 2014 bereits laufen.


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